Aus für Umpolungstherapien gefordert
Gefühle lassen sich nicht polen

Auch 50 Jahre nach dem Totalverbot gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte gibt es für die LGBTIQ-Community noch viele gesellschaftliche Hindernisse. | Foto: Vienna Pride/ Martin Darling (Archivfoto)
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  • Auch 50 Jahre nach dem Totalverbot gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte gibt es für die LGBTIQ-Community noch viele gesellschaftliche Hindernisse.
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Steirische Neos fordern aus Anlass des Pride-Monats ein klares gesetzliches Verbot von Konversionstherapien.

Die Regenbogenparade am vergangenen Wochenende in Wien war der vorläufige Höhepunkt des Pride-Monats Juni, der die Rechte und Interessen von LGBTQIA+-Personen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche, queere, asexuelle und alle anderen Menschen) in den Vordergrund rückt. Österreichweit sollen die Regenbogenfarben auf Aktionen für mehr Bewusstsein für die LGBTQIA+-Gemeinschaft sorgen – auch in Graz wird der Zebrastreifen vor dem Kunsthaus ab Anfang Juli bunt leuchten.

Breiter Weg zum Verbot

Dass es auch 50 Jahre nach dem Totalverbot gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte noch viel zu tun gibt, um von tatsächlicher gesellschaftlicher Gleichstellung zu sprechen, haben zuletzt die Neos aufgezeigt. Sie nutzen das Pride-Monat einmal mehr, um auf die sogenannten Konversions- oder Umpolungstherapien, die Homosexualität heilen sollen, aufmerksam zu machen. Diese umstrittenen "Heilverfahren" werden auch im 21. Jahrhundert noch von bestimmten Glaubensgemeinschaften und religiösen Strömungen durchgeführt. Der Nationalrat hat sich zuletzt zwar einstimmig für ein Verbot dieser "reparativen" Therapieformen an Minderjährigen ausgesprochen, doch dezidiert passiert ist bis dato noch nichts. "Da der Weg bis zu einem tatsächlichen Verbot allerdings noch ein weiter ist, wollen wir mit der Initiative im Landtag den Druck auf die Bundesregierung erhöhen", erklärt der steirische Klubobmann der Neos Niko Swatek. Daher haben die Neos einen entsprechenden Antrag in den Landtag eingebracht, der die Landesregierung auffordert, sich unmittelbar zu einem Verbot der Konversionstherapien zu bekennen. "Das dringend notwendige Verbot darf nicht wieder in den Schubladen verschwinden. Wir müssen für den Schutz der Minderjährigen eintreten, damit diese mittelalterlichen Methoden endlich unterbunden werden."

Klares Nein der Kirche

Von Seiten der Katholischen Kirche gibt es im Übrigen eine klare Haltung in dieser Frage. "Die katholische Kirche in Österreich lehnt jede Form von Konversionstherapie ab und setzt sich für eine Seelsorge ein, die der konkreten Person mit ihren vielfältigen Anliegen gerecht wird und zu einer größeren Freiheit befähigt", betont Hermann Glettler, der zuständige Referatsbischof der österreichischen Bischofskonferenz. Schon seit 25 Jahren hätte es keine Konversionstherapie mehr gegeben und die katholische Kirche stünde diesbezüglich für "seelsorgerische, fürsorgliche Begleitung, wenn gewünscht, zur Verfügung, nicht für eine ,Umerziehung'".
Dasselbe bestätigt auch Heinz Schubert von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Homosexuelle und Glaube (HuG) Steiermark: "Es mag sein, beziehungsweise ist so, dass eine ,Heilung von Homosexualität' in rechten katholischen Kreisen und Freikirchen nach wie vor programmatisch auf der Tagesordnung steht, aber zu diesen haben wir keinen Kontakt und es haben sich auch nie Betroffene an uns gewendet." Schubert, dahingehend sensibilisiert, möchte nun eine entsprechende Anfrage an Kardinal Christoph Schönborn richten, "der noch vor einigen Jahren derartigen Methoden sehr aufgeschlossen gegenübergestanden ist. Ich denke aber, dass er da seine Meinung auch geändert hat, wie seine Äußerungen im Zusammenhang mit dem Segnungsverbot durch den Vatikan vermuten lassen."
Eindeutig Stellung bezieht auch die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die sich klar gegen derartige Konversionstherapien ausspricht. Begründet wird dies mit den Risiken, die von Depressionen über Angsterkrankungen bis hin zu selbstdestruktivem Verhalten und sogar Suizid reichen können.

Auch 50 Jahre nach dem Totalverbot gleichgeschlechtlicher Sexualkontakte gibt es für die LGBTIQ-Community noch viele gesellschaftliche Hindernisse. | Foto: Vienna Pride/ Martin Darling (Archivfoto)
Nutzt das Pride-Monat, um auf die sogenannten Konversionstherapien aufmerksam zu machen: Neos-Klubobmann Niko Swatek | Foto: Neos
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