Lara Köck im Interview
Grüne Energiepolitik am kriegsbedingten Scheideweg
- Auf Tour in der Oststeiermark: LAbg. Andreas Lackner, LAbg. Lara Köck, Georg Kury, GR Pöllau sowie Planer des Windparks Masenberg
- Foto: Podesser
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Ein Schritt zurück, um letztlich doch weiter voranzukommen. So könnte man die Energiepolitik ausgelöst durch den Ukraine-Krieg aktuell beschreiben. Die steirische Grün-Politikerin Lara Köck ist vor Kurzem unter dem Motto "Raus aus Öl und Gas" durch die Bezirke getourt - Ein Rückblick, Ausblick und eine unfreiwillige, aber notwendige Kehrtwende.
STEIERMARK. Grüne Energiepolitik kommt traditionell ohne fossile Brennstoff aus. Angesichts der Energiekrise war jedoch sogar die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler jüngst gezwungen, naturgegebene "Grüne Haltungen" über Bord zu werfen und wieder auf Öl zu setzen, um die Versorgung auch in Österreich zu sichern.
Lara Köck, die für die steirischen Grünen im Landtag sitzt und dort für Innovationen und Energie zuständig ist, hat gerade eine "Raus aus Öl und Gas"-Infotour durch die Bezirke hinter sich. Mit MeinBezirk.at hat sie die Termine Revue passieren lassen und vor allem auf das aktuelle Dilemma in der Energiepolitik geblickt.
Zwölf Stationen wurden bei der "Raus aus Öl und Gas"-Tour besucht: Wo lagen Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten in den Sorgen, Fragen und Anliegen?
Lara Köck: Es hat sich klar gezeigt: Die Steirerinnen und Steirer sind bereit für die Energiewende. Sei es beim Umrüsten der eigenen Heizung von fossiler auf erneuerbare Energie oder beim Energiesparen. Dabei hat jede Region ihre Stärken: In der Thermenregion etwa steht Erdwärme in Form von Thermalwasser hoch in Kurs, die Obersteiermark punktet bei der Windkraft, andere Standorte haben wiederum enormes Potenzial in der Photovoltaik. Für die Politik bedeutet das: Alle Stärken nutzen, damit die Menschen bestmöglich und leistbar versorgt werden.
Was konnten Sie konkret an Inputs/Vorschlägen aus den Veranstaltungen mitnehmen? Einerseits von den Bürgerinnen und Bürgern? Was von den involvierten Expertinnen und Experten vor Ort?
Die Steirerinnen und Steirer erwarten sich von der Landesregierung Unterstützung bei der Energiewende. Was es braucht, sind ausreichend und unbürokratische Fördermittel, genauso wie der Ausbau von Beratungsangeboten. Die Unternehmen wiederum brauchen Planungssicherheit, etwa durch eine schnellere Abwicklung der Verfahren.
- Zwölf Stationen quer durch die Steiermark zählte die Tour der steirischen Grünen, um die Bürgerinnen und Bürger für einen Umstieg von fossiler Energie auf alternative Energieformen zu gewinnen.
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Welche konkreten Ziele haben die steirischen Grünen vor Augen, um die Energiewende zu schaffen? Welche Ziele sind - angesichts des Ukraine-Kriegs - überhaupt noch realistisch?
Der Ukrainekrieg und die Putinschen Erpressungen bei den Gaslieferungen führen uns vor Augen, wie abhängig wir von Russland derzeit noch sind. Hier hat es in den letzten Jahrzehnten viele Versäumnisse gegeben. Daher muss es jetzt umso schneller gehen – der Ausbau von Erneuerbaren Energien muss an erster Stelle stehen. Wir Grüne haben hierzu auch ein Lösungspaket mit konkreten Vorschlägen für eine lebenswerte, klimafreundliche und energieunabhängige Steiermark vorgeschlagen. Darin enthalten sind etwa der massive Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen, ein Energiesparprogramm sowie eine Indexierung der Sozialleistungen für jene Menschen, die von der Teuerungswelle extrem betroffen sind. Besonders wichtig ist auch der Ausbau der Stromnetze, denn diese bilden das Rückgrat für grünen Strom und müssen dementsprechend stark sein.
Sind die Anreize, die seitens der Landesregierung diesbezüglich gesetzt werde, aus "Grüner Sicht" ausreichend?
Gegenfrage: Welche Anreize? Im Ernst, ein Masterplan für die steirische Energiewende fehlt komplett. Mit einer Überschriftenpolitik ist die Wende nicht zu bewältigen. Die Landesregierung muss endlich handeln und einen klaren Pfad vorgeben, wo wir in Zukunft Wind- und Sonnenkraft nutzen und wo eben auch nicht. Das Sachprogramm Erneuerbare Energie wurde vor zwei Jahren groß angekündigt, die Energiewirtschaft würde es für ihre Investitionen dringend brauchen. Genauso wie bei der Klima- und Energiestrategie 2030+ hat man nach der Ankündigung nichts mehr davon gehört. Da drängt sich schon der Eindruck auf, dass sich ÖVP und SPÖ zu Lasten der Bevölkerung nicht einigen können.
- Ministerin Leonore Gewessler vollzog den wider aller Grünen Ziele nötigen Schritt zurück ins "Erdölzeitalter."
- Foto: Franziska Marhold
- hochgeladen von Franziska Marhold
Seit Ende der Tour hat sich das Blatt in Sachen Grüner Energiepolitik etwas gewendet. Die Grüne Bundesministerin setzt auch wieder auf die Nutzung von Erdöl, um der Energiekrise zu begegnen? Wie ernst ist Grüne Politik angesichts dieser Kehrtwende zu nehmen? Der Slogan der Tour ließe sich so gar nicht mehr transportieren ...
Der Ausbau grüner Energie ist die einzig echte Lösung gegen die Abhängigkeit von Staaten wie Russland. Aufgrund der verfehlten Energiepolitik der letzten Jahrzehnte sind wir derzeit aber noch nicht so weit, uns aus erneuerbaren Quellen weitestgehend selbst zu versorgen. Wir Grüne sind realistisch: Versorgungssicherheit ist die Basis. Da sind wir derzeit – leider – noch auf fossile Energie angewiesen. Was aber auch klar ist: Der Ausbau muss weiter vorangetrieben werden. Bundesministerin Leonore Gewessler hat hier trotz widriger Umstände in ihrer kurzen Amtszeit schon viel mehr Hebel in Richtung Energiewende umgelegt als die Regierungen vor ihr. Sie ist die Richtige, wenn es darum geht, die Ärmel aufzukrempeln und Dinge umzusetzen.
Mehr zu dem Thema:
MeinBezirk auf
MeinBezirk als
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.