Allerheiligen
"Der Tod ist sicher ein Tabuthema"
Allerheiligen rückt das Thema Tod ins Bewusstsein. Ein Blick ins Steinfeld, wie hier der Feiertag begangen wird.
STEINFELD. Für Millionen Österreicher steht am 1. November Allerheiligen vor der Tür. Das bedeutet für viele die Gräber verstorbener Angehöriger zu besuchen und die Teilnahme an Messen oder Toten-Ehrungen in ihrer Gemeinde. Es ist ein Feiertag, der das Thema Tod ins Bewusstsein rückt, wie der Ebreichsdorfer Bürgermeister Wolfgang Kocevar erzählt: "Man besucht Friedhöfe und verstorbene Familienmitglieder. Dadurch ist der Tod zu Allerheiligen viel präsenter als sonst." Als Bürgermeister verbringe er den Feiertag mit dem Totengedenken auf allen Friedhöfen der Stadt Ebreichsdorf und der Kranzniederlegung bei den Kriegerdenkmälern: "Wir haben vier Friedhöfe, wo auch überall ein kleiner Festakt mit Ansprachen und Totenehrungen stattfindet."
Wichtige Funktion
Für René Klimes, Ortschef von Blumau-Neurißhof, erfüllen die Allerheiligen-Feiern eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion: "Der Tod ist bei uns ein Tabuthema, das hat auch die Pandemie nicht verändert. Man will sich damit im Alltag nicht belasten. Daher sind die Feierlichkeiten zu Allerheiligen sehr wichtig, es ist notwendig, dass man sich die eigene Endlichkeit in Erinnerung ruft." Auch in gesellschaftlicher Hinsicht, so Klimes, denn man soll Dankbarkeit jenen gegenüber empfinden, die das Land aufgebaut haben und nicht mehr unter den Lebenden weilen. "Für mich als Bürgermeister ist der Feiertag gefüllt mit der traditionellen Totenfeier und der militärischen Totenehrung und natürlich besuche ich die Gräber meiner verstorbenen Angehörigen", so Klimes. "Persönlich schätze ich diese Feiern sehr, es ist immer ein Anlass, um über Tod und Leben, und über Frieden und Krieg nachzudenken. Und darüber, dass wir schon zu Lebzeiten im Kleinen dafür verantwortlich sind, wie wir gesellschaftlich miteinander umgehen."
"Wichtig: geistige Qualitäten"
Die eigene Verantwortung zu Lebzeiten und persönliche Weiterentwicklung ist ein zentraler Aspekt der Bahai-Glaubensgemeinschaft, die auch in Ebreichsdorf und Oberwaltersdorf eine "Gemeinde" mit etwa zehn Familien hat. "Ein wichtiger Ansatz ist über das Leben nach dem Tod nachzudenken, bevor man das Leben lebt. Und was ist dann wichtig? Das Materielle? Wohl weniger", sagt Sophie Sobhian aus Ebreichsdorf. Sie und ihr Ehemann waren die ersten Bahai-Mitglieder in Ebreichsdorf. "Im Diesseits ist vor allem die Entwicklung der geistigen Qualitäten wichtig." Und auch wenn es für die Bahai-Glaubensgemeinschaften die Allerheiligen-Tradition nicht gibt, seien für die Feiertage dennoch Andachten geplant, um den Toten zu gedenken. "Denn wir leben in einem christlich geprägten Land, daher werden wir persönlich das auch so machen."
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