Kräutermärchen
HIRSE. Hirsedieb Reloaded. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 140

Hirse stammt aus Zentralasien und ist ein sehr altes Getreide. Unterschieden wird die Rispenhirse (vorwiegend als Speisehirse), Kolben- oder Borstenhirse (Vogelfutter), Körner- oder Mohrenhirse (Viehfutter, Industrierohstoff) und Perlhirse (Breigerichte). Der Name Hirse stammt aus dem Altgermanischen "hirsa oder hirso" und ist von einem indogermanischen Wort für „Sättigung, Nährung, Nahrhaftigkeit“ abgeleitet.  Bereits vor 8000 Jahren wurde aus Hirse ein ungesäuertes Fladenbrot hergestellt. In China wird Rispenhirse seit mindestens 4000 Jahren angebaut. Die Rispenhirse oder Echte Hirse (Panicum miliaceum) war früher auch in Europa ein wichtiges Nahrungsmittel. In Anlehnung an Ludwig Bechsteins "Hirsedieb", ist mir, als ich im vergangenen Herbst an einem Hirsefeld ganz in der Nähe vorbeikam, dieses Märchen eingefallen...

Der Roßhändler war wieder einmal im Ort. Zielstrebig machte er sich auf den Weg ins Wirtshaus, denn am Wirtshaustisch ließen sich immer noch die besten Geschäfte machen. Er kam beim Aumair Bauern zu sitzen. Der galt im ganzen Kirchspiel als gierig und verschlagen, war aber der größte Bauer weit und breit. Das passte ihm hervorragend. Der hatte ihm doch vor Jahren einmal ein schwaches kleines Fohlen angedreht, dass sich zu einem richtigen Rabenbratl ausgewachsen hatte. Ließ sich nicht biegen, war stur und kam von jedem Platz wieder wie ein Bumerang zu ihm zurück. "Das kommt dir jetzt wieder heim du alter Gauner!" lachte er in seinen Bart hinein. Blind wie du bist, mit deinen geschliffenen Aschenbechern, fällt dir das nicht einmal auf!"

Er überlegte kurz. Dann macht er sich mit Feuereifer an die Geschäftsanbahnung. Schließlich wusste er, dass der Alte immer nur die ärgsten und billigsten Schindmähren gekauft hatte und jetzt dringend ein jüngeres Pferd brauchte. Und wirklich, das Geschäft glückte und der gierige Bauer ging mit seinem eigenen Pferd - zwar unerkannt aber immerhin - heim.

In der Nacht schlich er sich, wie so oft aus dem Haus, Grenzsteine ausgraben und versetzen. Grenzsteine  auszugraben und ein paar cm zu versetzten war sozusagen sein Hobby - so wurde sein Grund langsam aber beständig immer größer, ohne dass die Nachbarn merkten, dass ihnen etwas abging... Das neue Pferd aber, konnte sich gleich wieder an die Gewohnheiten seines Herrn erinnern, nutzte die Gelegenheit und schlich dem Bauern nach, der bei seinen nächtlichen Machenschaften das Hoftor immer einen Spalt offen ließ. Gab es doch in der Umgebung so viele Leckereien auf den Feldern. Sogar ein saftiges Hirsefeld fand er ganz in der Nähe. Ein Festmahl für einen jungen Hengst wie ihn... überhaupt wo der Bauer seine Tiere am Futtertisch so kurz hielt.

Das Hirsefeld gehörte dem jungen Niederkofler. Der Hof war klein und veraltet, denn seine Mutter hatte ihn nach dem Tod seines Vaters im Alleingang bewirtschaftet. Die Gedanken und Ideen des jungen Mannes aber, waren mehr als modern. Er war ein Vordenker, der sich ständig weiterbildete und viel Neues ausprobierte. Die alt eingesessenen wohlhabenden Kollegen belächelten den Niederkofler als Spinner. Hirseanbau war Niederkoflers neues Prestigeprojekt. Einen Abnehmer hatte er schon gefunden und das Projekt wirkte vielversprechend. War doch Hirse nicht nur ein leckeres Viehfutter, sondern hatte auch in der menschlichen Ernährung seine Vorzüge. Er baute an, hegte und pflegte den Bestand auf dem Feld, aber am Ende kam nicht viel heraus. Auf großen Flächen waren die Ähren wie abgemäht. Der Niederkofler war furchtbar wütend. Wer hatte ihm seine Hirse gestohlen!? Im nächsten Jahr würde er besser aufpassen. Und überhaupt... konnte das ein Tier sein?! Oder war es vielleicht gar der gierige Nachbar? 

Sein erstes Jahr am Hof hatte der junge Hengst über die Maßen gut gemeistert - schlich er doch  Nacht für Nacht hinter dem Bauern hinaus, um sich an dem was er auf Feldern und in Wäldern fand, gütlich zu tun. Sein Fell glänzte und er war stark und gesund. Der Bauer hatte zwar kein leichtes Spiel mit dem Tier, immerhin war es immer noch ziemlich Stur, aber irgendwie merkten die beiden, dass sie gut zusammen passten.  

Im darauffolgenden Jahr, als sich der Sommer dem Ende zuneigte und die Hirse langsam zu reifen begann, merkte der Niederkofler, dass schon wieder einige der Hirse-Ähren fehlten. So begann er, sich Nacht für Nacht auf die Lauer zu legen. "Dir werde ich das Handwerk legen, du elendiger Dieb!" Anstatt des Hirsediebs entdeckte er jedoch ein ganz anderes Unrecht. Nacht für Nacht beobachtete er den alten Aumair wie er Grenzsteine versetzte. "So ein Hundianer!" knirschte der Niederkofler wutentbrannt mit den Zähnen und beschloss, gleich am nächsten Morgen in die Stadt zu fahren und einen Geometer zum Vermessen zu Bestellen.  Als der Aumair in der nächsten Nacht den Grundstein gleich um einen halben Meter in den Graben vom Niederkofler herein Rückte, platze diesem der Kragen. "Hab ich dich endlich erwischt, du niederträchtiger Gauner! Anständigen Leuten den Grund und Boden stehlen! Pfui schäm dich!" und damit Spuckte er vor dem alten Geizkragen aus, um die Meinung, die er von ihm hatte, zu bekräftigen. "Und meine Hirse hast du mir auch gestohlen. Gibs doch zu! Du hast im Vorjahr meine ganze Ernte abgemäht!" Den Aumair, der es vorher noch mit der Angst zu tun bekommen hatte, packte nun auch die Wut. "Was sagst du da?! Ich hätte dir deine blöde Hirse gestohlen?! Das ist Verleumdung! Oder glaubst du ich bin so ein blöder Spinner wie du?!" Da bemerkten sie aus den Augenwinkeln wie sich ein Schwarzer schatten in Richtung Aumair-Hof davon machte. "Du vielleicht nicht, aber dein Gaul. Das sieht dir ähnlich! Lasst deine Tiere vor lauter Gier auf den Feldern anderer Leute weiden! Wenn du einen Funken Anstand im Leib hast, dann gib mir wenigstens deinen Gaul als Wiedergutmachung für die verlorene Ernte. Wegen den Grundsteinen war ich ohnehin schon beim Geometer. Ich seh dir schon eine ganze Weile zu bei deinen Gaunereien!"

"Niemals!" Der ganze Hass, der noch viel tiefer saß und auf weit mehr als nur Grundstreitigkeiten beruhte, strömt jetzt zutage. Der arme Visionär Niederkofler hatte nämlich in seiner Jugend die Tochter vom Geizkragen Aumair heiraten wollen. Die beiden waren furchtbar verliebt. Aber der Alte wollte den armen Spinner nicht, wollte die Tochter in eine Ehe mit einem reichen Wirtssohn zwingen. Er ging dabei soweit, dass er den lästigen Verehrer mit Hunden vom Hof jagen ließ. Das junge Paar sekkierte er dabei so lange, bis es schließlich aufgab. Seine Tochter Wilbirg lebte seitdem sehr zurückgezogen am Hof. Eine Heirat hatte sie sich nicht aufzwingen lassen. Der Niederkofler wiederum, hatte sich voll auf seine Projekte und Visionen geworfen. 

Nachdem sich die beiden Bauern eine Zeit lang angeschrien und beleidigt hatten, gingen sie mit den Fäusten aufeinander los. Der Lärm, den sie dabei veranstalteten, war bis zum Hof des Alten zu hören. Angsterfüllt stand da auf einmal die Wilbirg vor ihnen - in Patschen und Nachthemd  hielt sie eine Laterne in der Hand. "So haltet doch ein! Haltet doch ein! Mein Gott ihr erschlagt euch ja am Ende gar noch! Da gab es wohl beiden einen Stich in der Herzgegend, als sie das vor Harm und Einsamkeit verzerrte magere Frauengesicht sahen, an dem die Tränen in kleinen Bächlein hinunter liefen. "Was seid ihr doch für Narren!" schalt sie. "Wollt ihr mir noch mehr weh tun! Was wisst ihr schon wie es ist, wenn sich die zwei liebsten Menschen, die man auf der Welt hat, die Köpfe einschlagen, sobald sie sich nur riechen!" Betreten standen die Männer nun da und ließen die Fäuste hängen. "Willst du ihn noch immer, diesen Spinner?" fragte der Alte, dem nach all dem Jahren plötzlich aufgegangen war, was er seinem Kinde angetan hatte. "Wilbirg sah betreten zu Boden. "Wenn die Wilbirg noch will, dann gib sie mir zur Frau! Behalt das Pferd. Wir werden auch so ein Auskommen finden!" Der Alte überlegte kurz, schüttelte aber dann den Kopf. "Egal, dachte sich die Wilbirg und fiel ihrem Franz um den Hals. "Bis ans Ende der Welt will ich dir folgen, Liebster. Egal was der Vater sagt. Zu lange haben wir schon gewartet!"

Da fiel der Alte plötzlich vornüber in den Dreck. Keiner hatte das Pferd bemerkt, das sich von hinten angeschlichen und ihm einen Schubs gegeben hatte. "Na, gut", brummte er. "So nehmt den Gaul hier auch noch mit!" Er bringt mir ja doch nur Scherereien. Ein halbes Jahr später wurde Hochzeit gefeiert. Still und heimlich, im kleinen Kreis, wie es zu den beiden passte. Das Pferd, so stur und eigensinnig wie es seit eh und je war, gehörte nirgends so wirklich hin. Mal war es beim Niederkofler, mal beim Aumair zu finden, grad so, wie es unserm Hirsedieb in den Kram passte. Und wenn man es genau bedenkt, war das auch die richtige Einstellung, denn irgendwann einmal, würden beide Höfe sowieso zusammen gehören...

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