Maria Lichtmess
In vielen Kulturen eine "Zäsur" im Jahresablauf
„Zu Weihnachtn um an Hahnentritt, zu Neujahr um an Männerschritt, zu Dreikinig um an Hirschensprung und zu Lichtmess um a ganze Stund!“, lautet eine alte Bauernregel, die sich mit der spürbar zunehmenden Tageslänge zu Mariä Lichtmess befasst. In der katholischen Kirche ist das Fest aber auch der Tag, an dem Christbäume abgeräumt, die Weihnachtskrippe wieder verstaut und die Kerzen für das kommende Jahr geweiht werden. Von den geweihten Kerzen glaubte man , dass sie Unheil abwehren. Besonders die schwarzen Wetterkerzen sollten vor Gewittern und Stürmen schützen.
Lichtmess-Brauchtum in Rohr
Ausgesprochen beliebt sind bei uns vielerorts Lichtmessfeiern für die im vergangenen Jahr getauften Babys. "In Rohr wird die Lichtmessfeier für die Täuflinge seit Jahren von der katholischen Frauenbewegung organisiert", erzählt Claudia Außerwöger vom Pfarrgemeinderat Rohr. "Die Frauen verzieren mit Namen und Geburtsdatum versehene Kerzen, die die Täuflinge im Anschluss der Feier mitbekommen. Nach der Feier werden Eltern und Kinder zu einem gemeinsamen Frühstück eingeladen.
Maria Reinigung oder die Darstellung des Herrn im Tempel
"Seinen katholischen Ursprung hat das Fest, das genau 40 Tage nach Weihnachten auch als "Darstellung des Herrn" gefeiert wird, im jüdischen Reinigungsritual, dem sich Maria einst unterziehen musste", erzählt Kräuterexpertin Bianca Rührlinger aus Kremsmünster. Nach jüdischem Brauch galt eine Frau vierzig Tage nach der Geburt eines Sohnes als unrein und musste daher im Tempel ein Reinigungsritual mit Opfergaben über sich ergehen lassen.
Was ein vorchristliches Sühnefest aus Rom und Maria Lichtmess gemeinsam haben
In das katholische Lichtmess-Brauchtum fließt aber auch das Römische Sühnefest mit ein, das schon in vorchristlicher Zeit alle 5 Jahre stattfand und mit Lichterprozessionen gefeiert wurde. In Gallien ging dem Lichterumzug eine Kerzenweihe voraus.
Bäuerliches Lichtmess-Brauchtum
Im bäuerlichen Umfeld war es in Oberösterreich bis Kriegsausbruch 1938 Brauch, dass Dienstboten an Maria Lichtmess ihren Arbeitsplatz wechseln durften. An diesem Tag, so sagt man, kochte die Bäuerin zum Dank noch einmal ordentlich auf. Kleinvieh, das am neuen Arbeitsplatz vielleicht nicht erwünscht war, wurde auf den beliebten Glanglmärkten verkauft.
Ursprung in den Frühlingsfesten der Kelten und Germanen
Seinen Ursprung findet unser heutiges Lichtmess-Brauchtum in den Frühlingsfesten der Germanen und Kelten. Sehr sympathisch ist das keltische Fest IMBOLC, das der weißen Frühlings- und Lichtgöttin BRIGID zugeschrieben wird. Brigid wird als junges Mädchen im weißen Kleid dargestellt. Leichten Schritts zieht sie über das Land, weckt die Samen auf, die noch geschützt im Bauch von Mutter Erde ruhen und rüttelt die Bäume wach. Zu Brigids Symbolen gehören das Schneeglöckchen - auch Lichtmessblümchen - das als erste blühende Pflanze die Wiederkunft der Frühlingsgöttin ankündigt, und die Birke. Der Baum der jungen Lichtgöttin steht noch heute für Reinigung und Neuanfang. "Generell geht es beim Fest Maria Lichtmess um Reinigung und Neubeginn", so Kräuterfachfrau Rührlinger. "Interessant ist, dass selbst der Wortstamm von Februar - Februare - lateinisch Reinigung bedeutet. Dunkelheit wurde im indogermanischen Raum mit Unreinheit verbunden, so auch bei den Kelten. Jetzt, wo das Licht wieder messbar wird, haben sie diesen Schmutz hinausgeputzt und die helle Zeit begrüßt. Zu diesem Zweck wurden die Häuser mit Birkenbesen ausgekehrt. Die Birke sollte Lebenskraft und Energie ins Heim bringen. Um den Körper innerlich zu reinigen, zapfte man schon damals junge Birken an, um den frisch aufsteigenden Birkensaft zu trinken.
"Körper, Geist und Seele zu reinigen, ist ein Gedanke, der mir auch für die heutige Zeit wichtig erscheint", betont Bianca Rührlinger. Nach dem üppigen Weihnachtsessen ist jetzt einerseits die Zeit, den Körper zu entschlacken und wieder auf Vordermann zu bringen. Andererseits tut es auch auf geistiger Ebene gut zu Reflektieren, welche Samen man für das laufende Jahr säen möchte und die frühlingshafte Aufbruchsstimmung des Neubeginns gezielt für sich zu nutzen.
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