Anno Dazumal

Das Schulwesen im Wandel der Zeit

Gerhard Weissensteiner berichtet über die erste Schule in Brunnbach und wie Unterricht damals ablief.

SCHIEDLBERG. "Ich habe meine Heimat Brunnbach jahrzehntelang erkundet, alles aufgeschrieben und alle Fotos, die mir untergekommen sind, gesammelt. Ich bin daher in der glücklichen Lage, auch die Entwicklung des Schulwesens über mehrere Generationen mitverfolgen zu können", sagt Heimatforscher und Autor Gerhard Weissensteiner. Mit Hilfe der Schulchronik der Brunnbachschule und verschiedenster Aufzeichnungen gelang es ihm, die Veränderungen, die die Zeit mit sich brachte, bis in das 19. Jahrhundert zurück zu kennen.
So ist unter anderem zu lesen: „Bereits um 1800 lehrt die Frau eines Holzknechtes mehreren Mädchen das Lesen. Bis zur Eröffnung der Brunnbachschule wird der Unterricht im alten Schulhaus – eine einfache Holzknechthütte – von Holzknechten abgehalten.“

Notdürftiger Unterricht

Ein Bericht aus dem Jahre 1854 gibt Einblicke in die damaligen Zustände: „Die Kinder sitzen um einen langen Tisch und werden im Lesen und Schreiben notdürftig unterrichtet. Der Holzknecht ist nur des Lesens und Schreibens ziemlich, des Rechnens aber nur im Subtrahieren und Addieren kundig. Derselbe erteilt Religionsunterricht so weit seine Religionsbegriffe reichen.“ Weil sich in Brunnbach immer mehr Holzknechte mit ihren Familien ansiedeln, wird der Bau einer neuen Schule angedacht und zwingend erforderlich.
Über diese Situation in Brunnbach wird an den Bezirkshauptmann in Steyr berichtet: „Die Häuser dieser Streusiedlung sind zwei bis vier Gehstunden von Großraming entfernt. Bei dieser Entfernung ist es den Kindern geradezu unmöglich, die Schule in Großraming zu besuchen. Die Kinder sind bezüglich des Religions- und Schulunterrichtes verwahrlost. Sie werden von einem Holzknecht im Lesen notdürftig unterrichtet. Da der Religionsunterricht ganz fehlt, hören sie mit Ausnahme der Predigt am Sonntag in Großraming nie das Wort Gottes. Es ist daher ein dringendes Bedürfnis, in dieser abgelegenen Gegend eine Schule zu bauen.“
"Zu dieser Zeit hatte die Ortschaft Brunnbach 38 bewohnte Häuser, 382 Einwohner und 66 Schüler. Am 2. August 1887 ist es nach jahrelangem Streit endlich so weit. Die neue Brunnbachschule wird feierlich eröffnet. Die größte Schüleranzahl wurde in dieser einklassigen Schule im Jahr 1904/1905 mit 85 Kindern erreicht", weiß Weissensteiner.

Schulbetrieb eingestellt

Mit Zunahme der Technik und der Motorisierung – auch im Forstwesen – waren die vielen Holzknechte nicht mehr erforderlich und so ging auch durch Abwanderung die Schüleranzahl stetig zurück. Im Jahr 1957/1958 gibt es deshalb nur noch 27 Schüler. 1959 wird der Schulbetrieb in der Brunnbachschule für immer eingestellt und die verbleibenden Schüler werden ab diesem Zeitpunkt mit einem Schulbus nach Großraming in die Volks- und Hauptschule gebracht.
"Auch ich musste bereits die Schulen in Großraming besuchen. Die ausführliche Schilderung des Schulwesens in Brunnbach und wie lange die ärmlichen Holzknechte um eine Schule für ihre Kinder kämpfen mussten, kann man in meinem Bildband 'Brunnbach in alten und neuen Ansichten mit Anekdoten und Erzählungen' nachlesen", so Weissensteiner.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Steyr & Steyr-Land auf MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land

Neuigkeiten aus Steyr & Steyr-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Steyr & Steyr-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Steyr & Steyr-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter