"Es ist ein riesiges Geschenk für mich"
Mit 46 erleidet Ilse Bittermann einen Herzinfarkt. Jetzt hat sie ihre Lebensretter getroffen.
STEYR. Oktober 2016. Ilse Bittermann arbeitet in ihrer Praxis. Alles ist erledigt. Sogar die Weihnachtsgeschenke sind schon besorgt. Auf einmal ein stechender Schmerz. "Es waren unbeschreibliche Schmerzen", erinnert sich die Steyrerin. Sie bittet telefonisch bei einem benachbarten Facharzt um Hilfe. Dessen Sprechstundenhilfe erkennt die Situation und alarmiert sofort Notarzt und Rettung. "Er hat mich noch gefragt, ob ich etwas am Herzen habe und ich habe nein gesagt", so Bittermann.
Der Facharzt bringt die 46-Jährige in seine Praxis und beginnt mit Hilfe eines weiteren Patienten mit der Reanimation. Herzinfarkt. Beatmen, Herzmassage, Defibrillation. "Als wir eingetroffen sind, haben wir sofort die Beatmung mit einem Larynxtubus gesichert und weiter reanimiert", erinnert sich Notfallsanitäter Mario Käferböck, der mit der Rettung als Erstes vor Ort war.
Der Zustand der Steyrerin ist sehr kritisch. "Es war ein Auf und Ab. Wir mussten sie stabil halten, damit sie transportfähig ist", so Käferböck. Beim Eintreffen des Notarzt-Teams wird noch immer um das Leben von Bittermann gekämpft. "Die Patientin war ordentlich beatmet. Wir haben noch einen Zugang gelegt und Medikamente verabreicht", erzählt Oswald Sobola, Dienstführender des Notarzteinsatzfahrzeuges. Mittlerweile ist auch der Hubschrauber zur Stelle. Kurz vor Abflug setzt wieder Kammerflimmern ein. Die Notärzte können Bittermann stabilisieren und in das Krankenhaus der Elisabethinen nach Linz fliegen.
75 Minuten dauerte die Gesamtreanimation. Acht Mal wurde Bittermann defibrilliert. Nach vielen Wochen im Krankenhaus kehrt die Steyrerin jetzt Schritt für Schritt ins Leben zurück.
Bei einem Treffen beim Roten Kreuz Steyr stehen sich Bittermann und ihre Retter das erste Mal gegenüber. "Es war übermenschlich, was alle diese Leute für mich getan haben. Das kann nicht nur ein Job sein, sondern Berufung", ist Bittermann dankbar. "Als ich gehört habe, dass sie es geschafft hat, war das Größte für mich", so Käferböck. "Das Gefühl, dass wir jetzt mit Ilse Bittermann hier sitzen, kann man mit Worten nicht beschreiben. Es stellt einem die Nackenhaare auf", sagt Sobola. Ein Zusammentreffen zwischen Retter und Überlebenden gibt es nur selten. "Man erfährt schon, was mit dem Patienten passiert ist. Getroffen habe ich noch keinen", so Käferböck, der noch nicht lange hauptberuflich bei Roten Kreuz Steyr-Stadt tätig ist. "Einmal in fünf Jahren kommt es vor, dass man einen ehemaligen Patienten wieder sieht", sagt Sobola, der jahrelang im Dienste für die Menschen steht. Warum der ganze Vorfall doch einigermaßen glimpflich ausgegangen ist? "Weil sofort Erste Hilfe geleistet wurde. Deswegen ist so wichtig, dass jeder einen Erste Hilfe Kurs hat, um helfen zu können. Man weiß, was man tun muss und man kann nichts falsch machen", erklärt Hubert Mitterhauser, Dienstführender im Rettungsdienst des Roten Kreuz Steyr-Stadt. "Wichtig ist, dass man was tut. Das hat mein Leben gerettet", ergänzt Bittermann.
Die Steyrerin macht noch Reha. Die Pumpleistung ihres Herzens ist gut. Dennoch hat der Herzinfarkt ihr Leben verändert. "Ich lebe jetzt langsamer und bewusster. Man wird ängstlicher und reagiert auch sensibler auf Schmerzen", sagt Bittermann: "Es ist ein riesiges Geschenk für mich. Aber vielleicht hat es das auch gebraucht, dass einem wieder sein Leben bewusst wird".
Erste Hilfe Kurse
Erste Hilfe ist die unmittelbare Versorgung von verletzten oder erkrankten Personen – noch bevor der Rettungsdienst eintrifft. Hierbei kommt es oft auf die ersten Minuten an!
Die in diesen Minuten gesetzten ersten Maßnahmen können den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Erste Hilfe ist einfach zu erlernen und kann helfen, Leben zu retten.
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