Verlierer der Krise
"Ohne ein Produkt gibt es kein Geschäft"

Eva Hann und Tony Püsche kämpfen mit ihrem kleinen Geschäft E.T.´s Dschungel in Steyr ums Überleben. | Foto: kai
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  • Eva Hann und Tony Püsche kämpfen mit ihrem kleinen Geschäft E.T.´s Dschungel in Steyr ums Überleben.
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Mancher Selbstständige hat es derzeit nicht leicht oder kämpft gar ums Überleben.
STEYR. "Normalerweise brauche ich 200 Semmerl am Tag. Jetzt sind 20 schon zu viel", sagt Eva Hann, Inhaberin von E.T.´s Dschungel in Steyr. Das kleine Lebensmittelgeschäft befindet sich in der Schlüsselhofgasse, direkt gegenüber der HTL. Seit 2017 führt Hann gemeinsam mit ihrem Partner den kleinen Greißler. Gebäck und Mehlspeisen werden selbst gemacht. Auch Dinge des täglichen Bedarfs wie Milch, Milchprodukte, eine Auswahl an Wurst und Käse, Eier, Essig, Öl bis hin zu Reinigungs- und Hygieneartikeln sowie Getränke findet man unter anderem im Laden. Jetzt ist der Fortbestand gefährdet. "Unsere Hauptklientel sind die Schüler. Die fallen ja jetzt weg. Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll." Leute, die in der Siedlung, wo sich das Geschäft befindet, wohnen, kommen nur sehr spärlich einkaufen. "Wir bieten auch an, dass man telefonisch bestellen kann und wir dann kostenlos ausliefern. Wir haben auch überall Flyer aufgehängt, um auf unser Angebot aufmerksam zu machen."

Kein Umsatzersatz

Vom Härtefallfonds erhält Hann zwar Geld, aber: "Das reicht gerade für die Miete. Versicherungen, der Einkauf und sonstige Ausgaben für das Geschäft kommen dann noch dazu." Beim Härtefallfonds 1 gab es wegen der Gewinnuntergrenze keinen Zuschuss. Der Laden zählt zum Lebensmittelhandel. Betretungsverbot gibt es keines, also auch keinen Umsatzersatz. "Wir fallen bei allen Beihilfen durch." Beim ersten Teil des Fixkostenschusses hat Hann etwas bekommen. "Davon konnte ich dann die Stundungen zahlen." Hann und ihr Partner haben schon viel versucht. "Wir hatten am Anfang geschlossen. Dann haben wir auf Lieferservice umstrukturiert. Mein Partner ist jetzt in Kurzarbeit", so Hann. Ihr Vermieter hat Hann jetzt die Miete erlassen. "Sonst hätte ich zusperren müssen." Von Montag bis Freitag, 7.30 bis 14 Uhr, ist der Dschungel derzeit geöffnet. "Wenn alles normal ist, wird man zwar nicht reich, aber man kann davon leben. So wie die Situation derzeit ist, kann ich nicht überleben", so Hann. Und ein Plan B? "Ändert sich nichts, werde ich zusperren müssen und mir eine Arbeit suchen, damit ich Geld verdiene. Ich bin mir aber für keine Arbeit zu schade." Infos & Kontakt: et-dschungel.at

Kein Produkt, kein Geschäft

Auch in der Reisebranche geht es derzeit oft ums Überleben von einzelnen Reisebüros. "Den Umsatz, den wir sonst um diese Zeit in einer Stunde machen, machen wir jetzt in einem Monat. Seit Mitte März kann man mehr oder weniger sagen, dass wir kein Produkt mehr haben. Ohne Produkt, kein Geschäft. Welches Unternehmen übersteht eine Krise, wenn es kein Produkt mehr hat. Und es schaut auch nicht danach aus, dass bald wieder alles super ist", sagt Jürgen Armbrüster vom Reisebüro Armbrüster in Steyr. Das Reisebüro ist durch Rücklagen gut aufgestellt. "Wir sind noch immer schuldenfrei." Einnahmen gibt es derzeit nicht, aber laufend Ausgaben. "Man hält schon durch. Aber irgendwann ist auch Schluss." Zusätzlich zum Fixkostenzuschuss gibt es branchenspezifische Lösungen. "Wenn der kommt, kann man durchatmen. Aber noch ist es nicht so weit. Aussicht auf Unterstützung ist noch kein Geld am Konto. Mein Antrag wird aber gerade geprüft", so Armbrüster. Zu Beginn der Pandemie wurde rund um die Uhr daran gearbeitet, um die Leute heimzuholen. "Die gesamte Arbeit aus 2019 war zunichte. Wir haben aber unseren Kunden das Geld zurückbezahlt." Aktuell gibt es praktisch für fast alle Länder der Erde eine Reisewarnung. Zehn Länder dürfte man derzeit bereisen. Buchungen sind natürlich jetzt auch möglich. Aber: "Man muss in einigen Urlaubsländern zur Zeit in Quarantäne."

Infos im Reisebüro

Für den Sommerurlaub rät Armbrüster zu Pauschalreisen und dazu, sich vorab in einem Reisebüro beraten zu lassen. "Es muss sich auf jeden Fall was ändern, vor allem in dem Umgang mit der Krankheit. Und die Wirtschaft muss wieder in Schwung kommen. Wichtig wäre auch, dass man Perspektiven bekommt. Beispielsweise Reiseländer wöchentlich einzuschätzen. Was fehlt, ist eine EU-weite Lösung. Nicht mehr reisen zu dürfen, kann nicht sein."

Eva Hann und Tony Püsche kämpfen mit ihrem kleinen Geschäft E.T.´s Dschungel in Steyr ums Überleben. | Foto: kai
Jürgen Armbrüster | Foto: Reisebüro Armbrüster
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