Sierninger lässt in Kambodscha Brunnen bohren

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SIERNING. Dutzende Oberösterreicher engagieren sich freiwillig in einem der ärmsten Länder der Welt, darunter der Sierninger Gründer des Hilfsvereins Childrenplanet, Christian Gsöllradl-Samhaber. Was steckt hinter den oberösterreichischen Bildungs-, Gesundheits- und Trinkwasserprojekten in Kambodscha?

In der „Evergreen-Gemeinschaft“, einem kambodschanischen Kinder- und Familiendorf, trinken Menschen aus Not bakteriell verunreinigtes Wasser und werden krank. Zusätzlich fehlt es an einer funktionierenden Gesundheitsversorgung. „Sauberes Trinkwasser bereit zu stellen, bedeutet für uns den Armutskreislauf zu durchbrechen. Das tun wir mit Brunnenbohrungen und -grabungen“, erzählt Christian Gsöllradl-Samhaber. Der Sierninger hat 2010 nicht mehr nur zusehen wollen und ist mit der Gründung des Hilfsvereins Childrenplanet selbst aktiv geworden. 14 Trinkwasserbrunnen sind bis heute dank ihm und zahlreichen ehrenamtlichen Mitstreitern in dem südostasiatischen Land entstanden. „Trinkwasser bedeutet in Kambodscha - wie überall auf der Welt - Leben. Leben für die Menschen, die Tiere und die Pflanzen“, sagt Gsöllradl-Samhaber, der vor kurzem zum ersten Mal Vater geworden ist.

Dort, im fernen Asien, bestimmt die Versorgung mit Bildung und Medizin die Lebensumstände der Menschen. Deshalb hat Childrenplanet u.a. eine Ambulanz eingerichtet, die Ersthilfe bietet – zum Beispiel Wundversorgung. Darüber hinaus wird bei schweren Schicksalsschlägen individuell geholfen: „Ein Bursche hatte Wasser im aufgeblähten Hoden und passte deshalb in keine Hosen mehr rein. Meine Frau Karin ist Ärztin in Sierning und gemeinsam konnten wir mit Spenden aus Österreich eine Operation durchführen lassen, die den Burschen wieder gesund gemacht hat“, sagt Gsöllradl-Samhaber. Es wird aber auch versucht, die Kinder in Kambodscha für einen verantwortungsvollen Umgang mit Müll zu sensibilisieren. Außerdem ist die Evergreen-Gemeinschaft das einzige Dorf im ganzen Bundesland, wo kostenloser Englischunterricht angeboten wird. „Am Abend kommen sogar Lehrer von benachbarten öffentlichen Schulen zum Englischunterricht, um ihr Englisch zu verbessern. Diese Entwicklung ist ein Verdienst der vielen Freiwilligen aus Europa, die nicht nur beim Englisch-Unterricht geholfen haben“, sagt Gsöllradl-Samhaber. Er ist aufgrund des eigenen Nachwuchses derzeit als Geschäftsführer von Childrenplanet in Karenz ist, versucht aber dennoch am Ball zu bleiben.

Bis heute haben sich rund 40 Volontäre, nicht nur aus Österreich, sondern auch aus anderen Ländern in Mitteleuropa, jeweils unbezahlt für sechs Monate, bei den Projekten in der Evergreen-Gemeinschaft in Kambodscha engagiert. Vor Ort gibt es viele Möglichkeiten mitzuwirken: Von der erwähnten Assistenz für Englischlehrer, über Wasser- und Landwirtschaftsprojekte bis hin zur Entwicklung von eigenen Initiativen. „Die letzten Freiwilligen haben gemeinsam mit Einheimischen ein Bewässerungssystem für Ananasfelder errichtet“, erzählt Gsöllradl-Samhaber. Childrenplanet wolle die Welt verändern, und zwar zum Positiven. „Und wir fangen bei den Kindern an, die unsere Zukunft sind.“

Die Finanzierung der Hilfsprojekte wird ausschließlich über Spenden bewerkstelligt. Ein gutes Dutzend ehrenamtlicher Vereinsmitglieder aus allen Vierteln Oberösterreichs versucht dort Synergien zu schaffen, wo Menschen begeisterungsfähig sind: „Wir veranstalten jedes Jahr zahlreiche Benefiz-Events, zum Beispiel Konzerte im Kulturhaus Röda in Steyr“, sagt Michaela Penteker, die sich seit der Gründung von Childrenplanet im Verein engagiert. Dank der Sponsoren- und institutionellen Partnerschaften fallen bei der Veranstaltungsorganisation nur geringe Kosten an. „Wir wollen mit Engagement und Enthusiasmus die Menschen gewinnen. Kleine und mittlere Unternehmen unterstützen uns, weil sie wissen, da geht etwas weiter“, sagt Penteker, die hauptberuflich als Radiomoderatorin arbeitet.

Dabei hilft natürlich auch das Spendengütesiegel. Die Vereinsfinanzen werden extern überprüft. Das schafft Vertrauen und bedeutet einen wichtigen Schritt in Richtung Transparenz. Allerdings gibt es auch Grenzen: „Ich will kein schmutziges Geld, auch keine Almosen. Wir erarbeiten uns unsere Spenden“, sagt Gsöllradl-Samhaber. Und das sind immerhin rund 150.000 Euro pro Jahr, die zu rund 90% in die humanitäre Arbeit nach Kambodscha fließen.

Erklärtes Ziel ist es, einen kleinen Wirtschaftskreislauf im Kambodscha zu initiieren, wie das mit der Holzwerkstätte bereits gelungen ist. Sie ist ein Berufsausbildungsprojekt, in der kambodschanische Jugendliche lernen Gebrauchsgegenstände, wie zum Beispiel Seifenschalen, aus tropischem Abfallholz anzufertigen. Das erwirtschaftete Geld kommt wieder der Region zugute und macht sie ein Stück weit unabhängiger von Spenden. „Die sprichwörtliche Nachhaltigkeit ist unsere langfristige Zielrichtung“, ist sich Gsöllradl-Samhaber sicher, wo der Weg hingeht.

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