Uraltes Fronleichnamsbrauchtum in Waldneukirchen
Seit 130 Jahren führen die „Schäferer“ die weißen Mädchen bei der Fronleichnamsprozession an. Ein vergilbter Zeitungsartikel in der Pfarrchronik nennt das erste Auftreten des reizenden Trachtenpärchens im Jahre 1887, als der damalige Pfarrer Purschka mit einem hohen kaiserlichen Orden ausgezeichnet wurde. Bis heute erhielt sich in Waldneukirchen der früher auch in anderen Orten verbreitete Brauch der Schäfererkinder. Ein Bub und ein Mädchen aus der ersten Klasse Volksschule tragen die alte Hirtentracht mit weißen Blusen, rotem bzw. grünem Giletleibchen, schwarzem Lüsterrock oder schwarzer Kniebundhose. Wirklich aus der Anfangszeit stammen der Hirtenstab, die Schäfertaschen und die Strohhüte; die Kleider mussten teilweise erneuert werden, weil sie schon ganz zerschlissen waren. Die "Schäferleitl", wie sie liebevoll genannt werden, erinnern an die im vorigen Jahrhundert beliebten christlichen Theaterspiele, wo der gute Hirt, eine sündige Schäferin auf den rechten Weg führt. Warum sich dieser alte Brauch erhalten hat, hängt mit den engagierten Chefinnen der Frauenbewegung zusammen. Sie ließen es einfach nicht zu, dass der Brauch der Schäferer beendet wird. Heute kümmert sich Josefine Ulbrich um die korrekte Pflege und Aufbewahrung. Die Lehrerin der ersten Klasse sucht zarte, kleinere Kinder aus, denn das Kleid und die Hose sind nicht besonders groß geschnitten. Aufbewahrt werden die Kostüme immer noch in einer großen Spanschachtel aus der Zeit der Pferdeeisenbahn. Alte Etiketten erzählen davon, dass einst Hüte in dieser Schachtel zwischen "Linz und Budweis" transportiert wurden. Für die Erstklassler ist das Tragen der Schäfererkleider der schönste Tag im Leben.
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