Verein Wohnen Steyr
„Wenn der Wohnraum zur Müllhalde wird“

Verein Wohnen hilft bei Wohnraumsicherung. | Foto: Fotolia/Gina Sanders
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Wohnraumverlust hat viele Gesichter. Der Verein Wohnen in Steyr ist Anlaufstelle für Betroffene.

STEYR. Wohnungslosigkeit ist nicht nur ein enormer finanzieller Aufwand für den Sozialstaat. Die Betroffenen sind einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Das Verhindern eines drohenden Wohnungsverlustes – die „Delogierungsprävention“ – hat daher beim Verein Wohnen in Steyr Priorität. 
„Der Beklagte lebt seit 1959 in dieser Wohnhausanlage und ist Mieter der Wohnung top Nr 9. Er leidet seit mehreren Jahren an einer psychischen Erkrankung in Form eines Messie-Syndroms. Dementsprechend sammelt er in der Wohnung vor allem Bücher, Zeitschriften, Kleidung und technische Geräte. Die Wohnung ist stark verschmutzt, weshalb ein übler Geruch vorherrscht. Durch das Ausmaß der Ablagerungen und der Verschmutzung besteht die Gefahr der Ansiedelung von Ungeziefer. Die Lüftungsschlitze der Elektrogeräte waren im April 2012 mit Büchern, Prospekten und Wäsche abgedeckt, weshalb eine erhöhte Brandgefahr bestand. Die eminente Brandgefahr ist vor allem durch die Ansammlung von Kleidung und Büchern nach wie vor gegeben. Die mit Zeitungen, Gerümpel und Kartonagen vollgefüllte Wohnung gefährdet auch die Substanz des Hauses. Der Beklagte besucht regelmäßig eine Messie-Selbsthilfegruppe. (…)
Der Beklagte mache vom Mietgegenstand einen erheblich nachteiligen Gebrauch (…).
Durch sein (…) Verhalten verleide er den Mitbewohnern das Zusammenleben.“ (aus dem Entscheidungstext des OGH vom 25.8.2014)

Messi-Syndrom anerkannte Krankheit

Für den Wohnraumverlust an sich gibt es verschiedenste Motive. Eine unbezahlte Miete kann ein Grund für ein gerichtliches Räumungsverfahren sein, eine zugemüllte, verwahrloste Wohnung ein weiterer. Bekannt unter dem Sammelbegriff „Messie“ oder „Messiewohnungen“ droht der Verlust des Wohnraumes und damit die Obdachlosigkeit. Die Vermüllung oder des Sammeln von Gegenständen zieht sich bei Betroffenen durch alle sozialen Schichten. Das Messi-Syndrom ist nach DSM 5 als Krankheit anerkannt. Auslöser dafür sind aber noch kaum erforscht. „Sammeln ist per se ist ja kein Problem“, sagt Silvia Fürweger vom Verein Wohnen. Betroffene „stapeln sich aus der eigenen Wohnung raus“: „Platz für das Zubereiten einer Mahlzeit, Ess- oder Schlafplätze verschwinden, es bleiben nur schmale Gänge übrig und selbst diese verschwinden, wenn es keine Hilfe gibt.“

Mobile Wohnbetreuung

„Betroffene können oder müssen oft erst dann Hilfe annehmen, wenn der Leidensdruck hoch ist, wenn kein Schlafplatz mehr vorhanden ist, oder der Druck von außen durch feuerpolizeiliche Sperren oder ähnliches unerträglich wird“, so Fürweger. Ihre Erfahrung aus 17 Jahren Praxis habe aber gezeigt, dass kein Betroffener eine Krankheitseinsicht gezeigt hätte.
Eine Möglichkeit der Symptomlinderung könnten Gesprächstherapien und medikamentöse Behandlungen bringen. Was hilft: „Als Basis eine Beziehung zu den Betroffenen“, betont die Sozialarbeiterin. Nur so könne die Grenzüberschreitung, in einen Wohnraum einzudringen und Veränderungen in der genannten Form durchzuführen, akzeptiert werden. „Im Zentrum jeder Entscheidung und jedes Hilfsangebots stehen der Mensch und seine Würde!“ Eine Nachbetreuung in Form einer mobilen Wohnbetreuung kann vom Verein Wohnen initiiert werden.

Gemeinsam sortieren & entsorgen

Der Wunsch der Klienten zur Zusammenarbeit ist aber Voraussetzung für eine weitere Unterstützung. Im besten Fall ist ein Sortieren und Entsorgen der gesammelten Gegenstände gemeinsam mit der betroffenen Person möglich und die Wohnung bzw. das Haus kann als Wohnraum gesichert werden.
Eine Nachbetreuung in Form einer mobilen Wohnbetreuung kann vom Verein Wohnen Steyr ebenso initiiert werden. Der Wunsch der KlientInnen zur Zusammenarbeit ist Voraussetzung für eine weitere Unterstützung.

Mehr zum Thema

Der Verein Wohnen Steyr kümmert sich um die Abteilungen Notschlafstelle, Wohnheim, Tageszentrum, Netzwerk Wohnungssicherung und die „Werkstatt Kraftwerk“.
Mehr Infos auf b29.at

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