Die ersten Verspotteten
Zeitzeugin über Weihnachten 1945 – „man spürte Frieden“

Anna Riedl wuchs in St. Ulrich auf und lebt heute noch dort. | Foto: Auer
  • Anna Riedl wuchs in St. Ulrich auf und lebt heute noch dort.
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90-jährige St. Ulricherin über den Kriegsschauplatz, das elektrische Licht und das Schuljahr 1938.

ST. ULRICH. „Ich habe mich nie arm gefühlt. Jetzt im Nachhinein betrachtet waren wir es aber schon“, erinnert sich Anna Riedl aus St. Ulrich an ihre Kindheit. Besonders schön empfand Riedl die ersten elektrischen Lampen: Das muss im 34er oder 35er Jahr gewesen sein, als wir den Strom bekamen“, so die 90-Jährige.

„Haben die ganze Straße gebraucht“

„Auf einmal war alles hell – so empfanden wir das damals – obwohl unsere Lampen eigentlich recht schwach waren“, vergleicht Riedl die damalige Zeit mit heute. Sie wuchs als Tochter von St. Ulrichs Bürgermeister Franz Riener auf. Zur Schule ging sie immer gern. Lustig ging es bereits auf dem Schulweg zu: Eine halbe Stunde waren die Kinder vom elterlichen Bauernhof bis hinunter in den Ort unterwegs, „wir haben die ganze Straße gebraucht, aber das war egal – schließlich waren kaum Autos unterwegs, ab und zu einmal ein Pferdefuhrwerk“, erzählt Riedl.

Die ersten Verspotteten

Zu Kriegsbeginn hatten es Rieners Kinder besonders schwer: „Das Schuljahr 1938 war sehr einschneidend. Wir waren erst sehr angesehen und hatten auch immer brav gelernt. Ab dem Anschluss waren wir die ersten Verspotteten.“ Das Beten wurde abgeschafft, stattdessen gab es den „Spruch des Tages“, das Bild des Bundespräsidenten wurde von heute auf morgen gegen jenes von Adolf Hitler getauscht. „Nie bekamen wir eine Information, wieviele bereits im Krieg gefallen sind. Was wir als Kinder aber immer wissen mussten, war, wo gerade der Kriegsschauplatz war. Das war wichtiger als alles andere“, berichtet die St. Ulricherin. Stundenlang saß Riedl als Kind nachts mit ihrem Vater in der Stube und hörten die von den Nazis verbotenen Radiosender.

Das Weihnachtsfest 1945

Die schönste Erinnerung aus dieser schlimmen Zeit ist für Riedl das Weihnachtsfest im Jahr 1945: „Es lag kein Schnee, war aber bitter kalt, als wir in die Mette gingen. Die Kirchenfenster fehlten, weil sie während des Krieges zerstört wurden. In den Pfarrhof war eine Bombe eingeschlagen. Die Turmspieler waren vom Krieg zurück und spielten Weihnachtslieder. Man spürte den Frieden. Das war sehr schön.“
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