Erlebnis Mozart 100 - 100 Kilometer Zeit zum Genießen einer wundervollen Landschaft

Salzburg war am 23. Juni 2012 die Bühne einer einzigartigen Veranstaltung für Läufer und Nordic Walker: dem Mozart 100, einem 100 Kilometerlauf mit Start und Ziel inmitten der Mozartstadt. Ich nutzte die Gelegenheit um bei der Premiere dieses Ultralaufes dabei zu sein und mein 100er Debüt zu absolvieren.

Freitag, 22.Juni 2012
Bereits am Vortag ging für mich das Abenteuer Mozart 100 los. Nach dem Abholen der Startunterlagen und dem Auffüllen der körpereigenen Kohlenhydratspeicher mit Pizza und Cola, ging es auf zum Wettkampfbriefing. Dieses wurde in englischer und deutscher Sprache abgehalten, wodurch das Ganze noch etwas mehr Abenteuerfeeling erhielt. Nach dem nochmaligen Auffüllen der Kohlenhydratspeicher mit allerlei Süßigkeiten, welche ich das letzte halbe Jahr so gut es ging vermieden habe, konnte ich es dann kaum mehr erwarten bis es endlich losging.

Samstag, 23.Juni 2012
Nach wenigen Stunden Schlaf war es dann endlich soweit - 03:45 Tagwache!

„Wer um Himmelswillen steht an einem Samstagmorgen freiwillig um 03:45 auf, um dann stundenlang durch die Gegend zu laufen?“

Vor einigen Jahren habe ich um diese Uhrzeit bestenfalls daran gedacht bald nach Hause zu gehen, um noch ein paar Stunden Schlaf ergattern. Nun lernte ich 68 Menschen kennen, für die es an einem frühen Samstagmorgen nichts Schöneres gab, als endlich loslaufen zu dürfen - und einer davon war ich.

Da es für das Hotelfrühstück noch etwas zu früh war, gab es leicht verdauliche Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischem Index. Sieht aus wie ein in Riegelform gepresster Wackelpudding, schmeckt jedoch lecker und ist laut Hersteller „Die Revolution für den Ausdauersport!“. Schließlich konnte ich bei meinem Vorhaben jede, auch noch so kleine, Unterstützung gebrauchen. Der nächtliche Regen hatte aufgehört und somit stand einem perfekten Lauftag nichts mehr im Weg. Im Startbereich hatten sich schon die Starter und deren Begleiter versammelt. Pünktlich um 5 Uhr morgens ging es dann endlich los! Jetzt war er da, der Moment auf den ich so lange hin trainiert habe.

Ich ließ mich zu Beginn kurz von der Masse mitreißen, konnte dann jedoch sehr rasch zu meinem Wohlfühltempo finden. Es ist ja bei jedem Lauf wichtig sein eigenes Tempo zu laufen, hier jedoch erschien es mir auf Grund des Streckenprofils mit über 2000 Höhenmetern und den mir noch bevorstehenden 99,5 Kilometern noch wichtiger. Den ersten Teil der Strecke ging es auf Asphalt der Salzach entlang, doch schon nach 5 Kilometer bogen wir ab in die Glasenbachklamm. Der Klamm entlang ging es dann bereits die ersten Höhenmeter auf Wanderwegen hinauf. Das Rauschen des Bachs untermalte die wirklich malerische Landschaft, in der ich meine erste kleine Überraschung erlebte. Schon länger hörte ich ein gleichmäßiges Klackern hinter mir, welches immer näher zu kommen schien. Da der Weg schön gleichmäßig anstieg reduzierte ich mein Tempo etwas um mir meine Kräfte aufzusparen. Es lagen ja noch über 90 Kilometer vor mir. Da passierte es! Zwei Herren, welche ungefähr doppelt so alt waren als ich, überholten mich mit Walking Stöcken. RESPEKT! Ich hoffe wirklich, dass ich in einigen Jahren auch noch so fit sein werde. Das sind wahre Helden für mich!

Auch nach dem ersten längeren Anstieg und der ersten Labstation ging es immer wieder Auf und Ab. Einige Streckenabschnitte führten über asphaltierte Güterwege, einige über gut befestigte Wanderwege und dann waren da noch die Trailpassagen. Diese waren wegen der Unwetter der vergangen Tage extrem aufgeweicht und teilweise sehr matschig. Aber gerade diese Passagen machten ja den Mozart 100 aus. Ich habe diesen Lauf ausgewählt, weil ich meinen ersten 100er nicht nur auf ebenen, gut befestigten Wegen, sondern in der Natur laufen wollte.

Beim steilsten Anstieg war an ein Laufen allerdings nicht mehr zu denken, selbst die Spitzenläufer gingen diese Passage. Sicher etwas schneller als ich, aber immerhin, auch sie mussten gehen ;-)

Das positive am bergauf gehen ist ja, dass es irgendwann auch wieder bergab geht. Die Salzburger Berge schienen allerdings anders aufgebaut zu sein als die Oberösterreichischen, denn so richtig bergab ging es nicht wirklich häufig. Eines haben die Berge allerdings überall gleich, das wunderbare Panorama wenn man sie erst mal erklommen hat. Vor allem vor dem Fuschlsee, bzw. auf dem Rückweg vor Salzburg, hatte man einen wirklich herrlichen Ausblick. Wenn ich jetzt sage, dass ich mir Zeit genommen habe um das Panorama zu genießen so stimmt das nur bedingt. Denn erst bei der zweiten Runde nahm sich mein Körper Zeit, um die Aussicht so richtig genießen zu können. Wie? Ganz einfach: Indem er meine Oberschenkel extrem hart werden ließ und ich somit regelmäßige Gehpassagen einbauen musste. Somit hatte ich mehr Zeit die Landschaft so richtig wahrnehmen zu können.

Die erste Runde bzw. die ersten 46km verliefen für mich wirklich perfekt. Ich hatte ein für mich angenehmes Reisetempo gefunden, war bestens mit Verpflegung versorgt und fühlte mich einfach gut. Auch mit der von einigen Mitstreitern bemängelten Streckenmarkierung hatte ich keinerlei Probleme. Meine Frau wartete bereits am Mozartplatz auf mich und feuerte mich so richtig an. Es war schon irgendwie ein eigenartiges Gefühl nach einer kurzen Pause wieder los zu laufen und zu wissen, dass einem noch 54 Kilometer bevorstanden. Bis jetzt bewegte ich mich ja noch in einem mir bekannten Bereich. Erst ab 50 Kilometern aufwärts betrat ich läuferisches Neuland.

Frisch motiviert ging es also wieder los in Richtung Fuschlsee. Die Bergaufpassagen der zweiten Runde absolvierte ich bereits etwas langsamer und trotzdem fühlten sie sich um einiges schmerzhafter an, als vor ein paar Stunden. Im Großen und Ganzen fühlte ich mich allerdings noch ganz OK, für den Umstand, dass ich bereits über 60 Kilometer in den Beinen hatte. Irgendwann kommt dann aber einfach der Punkt, wo die Fußsohlen schmerzen, die Oberschenkel brennen und die Schultern ziehen. Wenn man Glück hat kommt eins nach dem anderen. Falls nicht, alles zusammen und dann kann es auch passieren, dass man zusätzlich noch die nicht vorhandenen Bauchmuskeln spürt. Aber genau jetzt begann für mich der Bereich, wo ich die Chance hatte meinen Körper besser kennen zu lernen. Wie reagiert mein Körper unter extremen Bedingungen? Wie reagiere ich mental darauf?

Für mich persönlich der schwerste Streckenabschnitt war die Fuschlsee Umrundung bei der zweiten Runde. Eigentlich „nur“ 8 Kilometer, aber die hatten es so richtig in sich. Ich weiß nicht woran es lag, das leichte aber stetige Auf und Ab, die vorangegangen Kilometer und Höhenmeter oder einfach eine Kombination vieler Faktoren. Ich jedenfalls habe bei der Umrundung des Sees des Öfteren geflucht, geschimpft und mir selbst immer wieder die eine Frage gestellt: WARUM?

In den Monaten der Vorbereitung durchlief ich vor allem auch mental eine große Veränderung. Während der stundenlangen Trainingsläufe, hatte ich einfach viel Zeit zum nachdenken. Zu Beginn scheint es einem unmöglich zu sein, beim Laufen an nichts anderes als ans Laufen zu denken. Mit der Zeit erlernte ich diese Technik und fand richtig Gefallen an ihr. Witzigerweise gelang es mir gerade bei diesem Lauf nicht und somit kreisten im späteren Rennverlauf meine Gedanken immer wieder um irgendwelche schmerzenden Körperteile, was ja nicht gerade von Vorteil ist.

Nachdem ich den See fast umrundet habe ging es mir auch mental wieder besser und es konnte weiter in Richtung Salzburgring gehen. Gehen trifft es ganz gut, denn an ein kontinuierliches Laufen war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Ich erinnerte mich an Laufpläne für Einsteiger und wandte diese an: 1min laufen, 2min gehen, 1min laufen,…

Beim Salzkammergut Marathon las ich ein Schild auf dem geschrieben stand: „Schweiß entsteht wenn Muskeln weinen!“. Damals konnte ich noch darüber lachen. So ungefähr bei Kilometer 90 fand ich diesen Spruch nicht mehr so witzig. Aber trotz all der Schmerzen und mentalen Kurzzeittiefs dachte ich nie wirklich ans aufgeben. Gehen ging ja immer noch halbwegs gut und somit war das Ziel für mich immer in erreichbarer Nähe.

Eine letzte extreme Herausforderung stellte die letzte Bergabpassage nach Salzburg dar. Jetzt ging es endlich einmal bergab, und ich konnte es nicht genießen, weil meine Oberschenkel bei jedem Schritt höllisch brannten. Aber irgendwann endete auch der letzte Berg und man erreichte wieder die Innenstadt von Salzburg. Es gelang mir nun doch tatsächlich noch ein paar Meter langsam zu laufen. Durch die Einkaufsstraße ging es zurück in Richtung Mozartplatz und meine nachgereisten Fans trugen mich durch ihre Anfeuerung die letzten Meter ins Ziel!

Monatelange Vorbereitung bei Sonne, Regen und Schnee und nun war es geschafft! 100 Kilometer in 12 Stunden und 46 Minuten! Ich habe meinen ersten 100er gefinisht! Unzählige Endorphine strömten durch den Körper und man ist einfach nur zufrieden mit sich und der Welt! Irgendwie schon faszinierend wie wenig man letztendlich braucht um unglaubliche Glücksgefühle zu erleben.

P.S.: Die Aussage: „Nie mehr wieder laufe ich 100 Kilometer!“ welche ich die ersten beiden Tage nach dem Wettkampf des Öfteren aussprach möchte ich hiermit öffentlich widerrufen!

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