Frauengeschichte und Frauenbiographien in der Stadtbücherei
STEYR. Die renommierte Autorin, Journalistin und Fotografin Dr. Hilde Schmölzer ist am Freitag, 29. April, um 19.30 Uhr zu Gast in der städtischen Bücherei. Die Wienerin, die in Linz geboren und in Steyr aufgewachsen ist, wird aus ihren Werken "Frauen um Karl Kraus" und "Vaterhaus" lesen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, Schüler zahlen 3 Euro. Karten gibt es in der Bibliothek, Bahnhofstraße 4a, Tel. 07252/48423.
Die Autorin
Prof. Schmölzer ist in den Siebzigerjahren eine der ersten Autorinnen, die sich den Themen der Frauenemanzipation zuwenden und für die damals aufkommende sogenannte „Frauenproblematik" engagieren. Dafür ist sie auch mehrfach ausgezeichnet worden.
Ein Blick auf Schmölzers Lebenslauf: Sie besuchte die Bayerische Staatslehranstalt für Photographie in München und nahm nebenbei Schauspielunterricht. Anschließend studierte sie in Wien erfolgreich Publizistik und Kunstgeschichte. Als Fotografin und Journalistin bereiste Hilde Schmölzer halb Europa und lebte unter anderem ein halbes Jahr in Indien. Etwa seit 1990 ist sie ausschließlich als Autorin tätig – mit dem Schwerpunkt Frauengeschichte. "Phänomen Hexe" und "Die verlorene Geschichte der Frau" waren Bestseller.
Vorstellung der Werke
Bei ihrem Besuch in der städtischen Bücherei wird Prof. Dr. Hilde Schmölzer aus folgenden Werken lesen:
"Frauen um Karl Kraus"
Die interessanten und gescheiten Frauen, mit denen sich Karl Kraus umgab, stehen im Widerspruch zu seinen frauenfeindlichen Aphorismen, in denen er in einem krassen Dualismus die Frau auf ihr Geschlecht reduziert und den Mann zum Träger des Geistes macht. Später könnte er im Umgang mit Aristokratinnen und Schriftstellerinnen seine Ansicht von der geistlosen Frau wohl geändert haben. Wie die Frauen lebten und wie sich ihre Beziehung zu Kraus gestaltete, ist Inhalt dieses Buches. Ihre Schicksale sind spannend und interessant und lassen die Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis 1945 lebendig werden.
"Das Vaterhaus"
Eine prototypisch österreichische und vor allem prototypisch weibliche (fiktive) Autobiografie liefert Schmölzer ihrem Lesepublikum, ein Zeitdokument, das die gesellschaftliche Entwicklung von etwa 1940 bis 1990 aus einer spezifisch weiblichen Perspektive nachzeichnet. Nicht die selbstverständliche, sondern die andere und verschwiegene Geschichte wird erzählt. Es ist die Emanzipationserzählung jener Generation von Frauen, die – vor oder während des Zweiten Weltkrieges geboren – sich von der Nachkriegsgesellschaft und deren Umgang mit der NS-Zeit loslöste und gegen viele Widerstände den Aufbruch in die Selbständigkeit versuchte. Die Eckdaten der erzählten Biografie lassen sich nahezu lückenlos auf Hilde Schmölzers eigenes Leben umlegen.
Über die Absicht hinter ihrem Engagement schreibt die Autorin: „Ich möchte mitarbeiten, dass diese Gesellschaft sich in eine Richtung entwickelt, die ich für wichtig und wesentlich halte – damit meine ich, Frauen brauchen den ganzen Himmel, nicht nur die Hälfte – und dass sich diese Jahrtausende alte Diskriminierung, diese Ungeheuerlichkeit, die mit Frauen passiert ist, diese Unterdrückung, die noch lange nicht zu Ende ist, nicht weiter fortsetzt.“
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