Cecily Corti kam für Benefizlesung nach Garsten
Am Freitag, den 01.07. lud die Pfarrbibliothek im Zuge des Bertholdfestes Cecily Corti nach Garsten ein. „Man muss auf dem Grund gewesen sein“ – so lautet der Titel, ihres im Herbst veröffentlichten Buches. Rund 150 Menschen teilten diesen Abend mit der Autorin.
"Was bedeutet für Sie, auf dem Grund gewesen zu sein?"
Corti: "Für mich persönlich heißt es, zum Wesentlichen vorgestoßen zu sein. Zu dem, was den Menschen eigentlich ausmacht. Das ist für jeden etwas anderes. Aber es gibt eine tiefe Sehnsucht in mir, immer wieder an mein Innerstes heranzukommen. Es braucht eine Hingabe: die Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Welt."
"Viele Menschen haben verlernt auf sich selbst zu hören. Haben Sie einen Ratschlag, den Sie weitergeben möchten?"
"Für mich ist es die Stille, die Erfahrung der Stille, um zu merken, wer man eigentlich ist. Ich habe mir irgendwann gedacht, wenn das Leben zu Ende ist, möchte ich es nicht bedauern, nicht gelebt zu haben."
"Bereut man eher, was man nicht gelebt hat?"
"Natürlich. Man spürt, dass noch so viel mehr möglich gewesen wäre. Ich hatte in jungen Jahren schon das Bedürfnis zu fragen, was ich aus dem Leben herausholen kann und was ich ihm zurückgeben kann. Was mich lebendig macht. Es ist nicht einfach das zu erkennen. Aber es hat auch niemand behauptet, dass es einfach ist. Es wird leider oft vermittelt, dass vieles leicht zu erreichen wäre."
"Sie sind viel gereist. Inwiefern haben Sie Ihre Reisen verändert?"
"Eine große Reise war die nach Guatemala, dabei wollte ich die Maya-Kultur kennenlernen. Ich wollte eigentlich sechs Monate bleiben, hatte aber leider eine große Krebsoperation. Das hat einiges verändert. Die Krankheit hat mir ermöglicht, von den Notwendigkeiten zu den Möglichkeiten zu kommen. Ich war nichteinmal mal sonderlich schockiert, sondern dachte mir, wenn ich gehen sollte, dann soll es so sein."
"Welchen Satz möchten Sie den Menschen weitergeben?"
"Folge deiner Sehnsucht und nimm sie ernst."
Cecily Corti wurde 1940 in Wien geboren. Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Slowenien, dabei erlebte sie Flucht und Vertreibung. Ihr Vater wurde verschleppt und ermordet. Nach dem Tod ihren Mannes Axel Corti, mit dem sie drei Söhne bekam, begann sie ihr soziales Engagement und gründete die VinziRast-Gruppe, in der Obdachlose Unterschlupf finden. Der gesamte Erlös der Veranstaltung kommt der Organisation zugute.
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