LÄRCHE. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 88

Als ich vergangenen Sonntag Richtung Ternberg unterwegs war, stachen mir die prächtig-orange/goldenen Lärchen ins Auge, die am Straßenrand ihre schimmernden Zweige im Sonnenlicht räkelten. Und ich wunderte mich, dass sie heuer noch gar nicht die Nadeln verloren haben. Unweigerlich musste ich auch an den Lärchenbaum denken, der in meiner Kindheit hinterm Silo meiner Tante wuchs. Seine kahlen Äste zierten jedes Jahr unseren Adventkranz. Dabei kann die Lärche noch viel mehr. Ihr Holz ist äußerst Wetterfest und wird gerne zu Dachschindeln, Außenverkleidungen und Dingen verarbeitet, die besonders Witterungsbeständig sein sollen. Lärchenharzsalbe wirkt wundheilend und wird angeblich auch zur Behandlung von Hexenschuss verwendet. Darüber hinaus soll sie wunderbar wärmend und durchblutungsfördernd sein. Ihre Wirkung als Bachblüte brachte mich wieder einmal zum Lachen. "Larch steht für Bescheidenheit und Selbstvertrauen" las ich da... und zwar - wie schon so oft erst, nachdem ich die folgende Geschichte geschrieben hatte ; - )

Wie es kam, dass der Lärchenbaum seine Nadeln verliert..

Es war einmal ein Lärchenbaum. Pfeilgerade und elegant wuchs er hoch in den Himmel. Er war furchtbar stolz, denn im Vergleich zu den anderen Nadelbäumen im Wald, waren seine Nadeln weich und geschmeidig und umschmeichelten zierlich die langen Äste. Am schönsten aber, war er im Herbst anzusehen, wenn sich sein Nadelkleid wie bei den Laubbäumen verfärbte und in den edelsten rot-gold-orange Tönen in der Sonne schimmerte.

Eines Tages kam ein altes Kräuterweiblein des Weges. Sie suchte Lärchenharz woraus sie eine wohltuende Lärchenharzsalbe zur Wundheilung und zur Behandlung von Hexenschuss herstellen wollte, die außerdem wunderbar wärmend und durchblutungsfördernd war.

Zickig machte die Lärche ihre Nadeln steif und pikste die Alte feindselig in die gichtigen Finger. "Untersteh dich, mein schönes Harz zu stehlen, altes Weib!" zischte der Baum wütend. "Mach dich vom Acker, oder du sollst mich kennen lernen!" Sogleich suchte die Alte angsterfüllt das Weite. Der stolze Lärchenbaum lachte hämisch in sich hinein.

Kurze Zeit später, die kalten Herbstwinde rauschten schon rau durch die Baumkronen und kündigten den nahen Winter an, da kletterte ein kleines Eichkätzchen den Stamm der Lärche hinauf, um das hohle Astloch zu beziehen, dass der Wind eben erst gerissen hatte. "Verschwinde Nagetier!" spie der stolze Nadelbaum. "Ich bin doch kein Asylantenheim!" "Aber ich bin doch so klein und schwach! Finde ich keine Behausung, so bin ich verloren" weinte das Eichkätzchen-Junge. Doch abermals ließ sich die Hochmütige Lärche nicht erweichen und das kleine Tierchen musste traurig woanders sein Glück versuchen.

Langsam wurde es Advent und der Winter machte sich daran, ins Land zu ziehen. Die Lärche glänzte noch immer rot-orange-golden neben ihren grünen Gefährten, denn zu jener Zeit verloren Lärchen erst ihre Nadeln, wenn die neuen schon grün und saftig zu sprießen begannen. Da streifte eines Tages Knecht Ruprecht durch den Winterwald. Das Christkind machte sich daran, auf die Erde zu kommen und sein treuer Knecht hatte noch viel vorzubereiten auf Erden - denn die Liste der Kinder war lang. "Ja, ja", schmunzelte Christkindlein's treuer Knecht: "Nun sagt wie ich's hier drinnen find! Sind's gute Kind? Sind's böse Kind?

Plötzlich spitzte Ruprecht verwundert die Ohren. Durch den Wald schallte lautstark Christkindlein's Lied "Stille Nacht". "Viel zu früh!" wollte er rufen. Da fiel ihm auf, dass auch mit dem Text etwas nicht stimmte:

"Wunderschön rot-
gold glänzt mein Kleid,
Schön bin ich,
alle Zeit!
Feiner, als alle Bäume im Wald,
Mein Stamm so gerade.

Ein Bild, wie gemalt!
Die Königin bin ich im Wald-e
Die Königin bin ich im Wald!"

Wie sich da der alte Knecht Ruprecht ärgerte! Sein faltiges Gesicht war puterrot vor Zorn! Schweiß brach ihm aus allen Poren. Doch plötzlich brach ein helles Strahlen durch die Wolken und das Christkind trat aus dem Himmelstor hervor. "Mein treuer Knecht, was ist dir nur?" wollte das holde Himmelskind wissen und legte besorgt die Stirn in Falten. Da hörte es ebenfalls das eigenartige Lied durch den Wald schallen.

Mitleidig schaute es den stolzen Baum an, blickte ihm tief in seine Seele. Dann fasste das himmlische Kind einen folgenschweren Entschluss: "Mein lieber Lärchenbaum!" sprach es ihn an. "Deine makellose Schönheit hat dein Herz erstickt! Du verspottest mein Lied und was noch viel schlimmer ist: du jagst Hilfebedürftige weg, bist geizig und hochnäsig. Aus diesem Grund werde ich dir eine Lektion erteilen. Während des Jahres wird dein Nadelkleid weiterhin so wunderschön und geschmeidig bleiben wie eh und je. Wenn aber der Dezember ins Land zieht, wirst du künftig dein Nadelkleid verlieren. Nackt und zaußig sollst du den kalten Winterwinden trotzen, bis dich das liebliche Frühjahr wieder mit einem neuen grünen Nadelkleid beschenkt. Auch dein Holz wird künftig nicht mehr wegen seiner Schönheit bekannt sein, sondern weil es so Wind- und Wetterfest ist und besonders lange hält!"

So sprach's Christkindlein und so ist es bis zum heutigen Tag. Denn jedes Jahr, kurz vor der Weihnachtszeit, wird die Farbenprächtige Lärche alle Jahre wieder daran erinnert, dass Schönheit vergänglich ist - die inneren Werte aber, bestehen bleiben.

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