HUFLATTICH. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 74

Heute Nacht riss mich ein hartnäckiger trockener Reizhusten aus dem Schlaf und ich fragte mich, ob sich die Geschichte, die ich am Vorabend zu schreiben begonnen hatte, etwa gar auf meinen Körper geschlagen hat. Denn diesmal handelt sie vom Huflattich, dessen Haupteinsatzgebiet der Husten samt all seinen Verwandten ist. Mit seinen einhüllenden Qualitäten soll er hartnäckigen Reizhusten lindern und zähen Schleim lösen. Wie ein Asthmaspray soll er angeblich gar die Bronchien erweitern und so helfen, freier zu atmen. Aber Vorsicht, zu lange eingenommen, wirkt Huflattich schädlich - das heißt nur in Absprache mit einem Arzt oder Apotheker zu sich nehmen!

Laut Wikipädia zählt Huflattich zu den ältesten Hustenmitteln, das schon Dioskurides und Plinius empfohlen haben sollen. Ihrer Meinung nach wirkte der Rauch der angezündeten Blätter gegen Husten. Bis ins 20. Jahrhundert hinein soll Huflattich als Genussmittel unter den Tabak gemischt worden sein.

Finden lässt er sich gerne auf hellen, offenen Böden, wie Straßen- und Wegränder, Schotterplätze und Holzlagerflächen bis hinauf auf über 2000m Seehöhe.

Die Frühlingshochzeit

Vor vielen, schier unzählbaren, Frühlingsmonden, da lebte eine wunderschöne Prinzessin. Schönheit und Intelligenz fanden in ihr beinah eine Kunstform, deren Vollkommenheit kaum mehr zu übertreffen war. Der wertvollste Besitz der jungen Prinzessin aber war ihr gutes Herz.

Als nun die Zeit heranbrach, in der Lotte - so hieß das junge Edelfräulein - zur Frau heraunwuchs, die schon bald einen passenden Bräutigam ehelichen sollte, wurde Lotte furchtbar traurig. Wie sollte sie wissen, wer der Richtige für sie war? Die wahre Liebe, wie sie in den Büchern ihrer Lehrmeister beschrieben war, kannte sie nicht. "Wahrschienlich gibt es sie gar nicht, die Liebe", mutmaßte Lotte traurig. Ihr ganzer Hofstaat strotzte vor Ministern, Kriegern, Wachen, Professoren und Schriftgelehrten. Ihr Herz hatte aber noch nie die Anstalten gemacht, die in ihren Büchern als "verliebt sein" beschrieben waren. Der Einzige, der ihr nicht gleichgültig war, war ihr Freund Tassilo. Der Sohn des Herzogs war immer an ihrer Seite gewesen, hatte mit ihr das Fechten gelernt, sie an den Zöpfen gezogen... wie oft waren sie heimlich an lauen Sommernachmittagen ausgebüchst, um auf ihren Pferden ohne Sattel über Felder und Wälder zu preschen. Ja, Tassilo war zumindest ein echter Freund.

Wenn ein Mensch aber mit allzu vielen Gaben gesegnet worden ist, so zieht es meist unweigerlich auch die Dunkelheit samt all ihrem Neid, ihrer Gier und ihren Unwesen an. So kam es, dass sich eines Tages die dunkle Schlange bei ihr einschlich und Lotte langsam aber stätig Hochmut und Misstrauen ins Herz pflanzte. Anfangs war sie vorsichtig, die dunkle Schlange. Hisste Lotte nur ab und zu ihre Botschften ins Ohr, bis sie, eines Tages, ganz unverhofft, den Weg in Lottes Herz fand.

"Hast du dich schon für einen deiner Verehrer entschieden?" wollte Lottes Vater eines Morgens wissen. Die Frage war für ihn mittlerweile rein hypothetisch zum Standardsatz geworden, auf den er sich eigentlich gar keine Antwort erwartete. Immerhin war er tief drinnen froh, sein geliebtes Töchterlein noch eine Zeit lang für sich zu haben.

"Ja Vater. Jetzt weiß ich genau was ich will!" antwortete Lotte. Dem verblüfften König blieb schier der Mund offen stehen, ob ihrer plötzlichen Vehemenz.

"Ich bin schön, wie man es sich vorher nur von Schneewittchen erzählt hat. Mein Gedächtnis ist fast fotografisch und meine Bildung ist höher, als die aller Männer in deinem Königreich. Wer sonst sollte mir je das Wasser reichen können, als der Frühling selbst! Ihn will ich heiraten! Wenn er auf seinem Ross mit dem Frühlingswind übers Land braust, will ich auf der Felsenklippe auf ihn warten!"
Entsetzt hörte der König das Vorhaben seiner Tochter an, fassen konnte er es jedoch nicht. "Wer immer von meiner Tochter Besitz ergriffen hat, sie, die liebreizende Lotte, hätte nie im Leben solchen Hochmut gezeigt. Wenn ich sie nicht rechtzeitig zur Vernunft bringe, wird sie für ihren Hochmut bitter bezahlen!"

Auch Tassilo hatte von der Veränderung seiner Freundin gehört. Geschockt hatte er sich gleich auf den Weg nach Osten gemacht, wo der Frühlingswind zu Hause war. "Lieber Frühlingswind!" flehte der junge Edelmann. "Bitte hilf mir meine Freundin Lotte zu retten! Du weißt doch, dass ein Mensch der eine Ehe mit dem Frühling eingeht, mit der Jahreszeit zu reifen und sogleich zu welken beginnt. Heiratet Lotte den Frühling, so muss sie im Winter als alte Frau ihr Leben lassen."

Leise nickte der Frühlingswind. So etwas hatte es schon einmal gegeben im sonnigen Reich. Die alte Hagazussa, die draußen bei der Hecke haust, erzählte den Kindern noch heute vom Tag als eine Jungrau den Frühling heiratete.

"Lieber Tassilo, ich kenne die Geschichte, die die Alten erzählen. Ein jedes Wort davon ist wahr, aber ich fürchte, ich kann dir nicht helfen!"

Traurig ließ der junge Mann den Kopf hängen. Sie war immer seine beste Freundin gewesen, aber nun, da es um ihr Leben ging, spürte er mehr - tief drinnen im Herzen, ein Brennen und Lodern, eine ganz neue Glut..."

Auch der Frühlingswind hatte die Glut gespürt und begann leise zu pfeifen... "Vielleicht gibt es doch noch einen klitzekleine Chance für dich - zumindest wenn das Lodern in deinem Innern das ist, wofür ich es halte... Aber egal.

Deine Lotte steht in diesem Moment auf der grauen Felsenklippe. Der Bräutigam fegt bereits mit seinem grünen Ross übers Land. Ist aber ein Mann bereit, all sein Gold für Lotte hinzugeben, ist er bereit, mit seinem Ross dem Frühling hinterher zu jagen und dabei alles Gold und Geld wie Samen übers Land zu streuen, und dem Frühling zu opfern, so wird der Lenz der waren Liebe willen, von der Jungfer ablassen. Aber nun muss ich gehn, ich bin schon spät dran!"

Da fiel es Tassilo wie Schuppen von den Augen - Liebe - ja genau - das was er tief drinnen im Herzen spürte, war reine unschuldige Liebe. Hals über Kopf schwang er sich auf sein Pferd und flog davon, um ohne zu fragen, die Schatzkammer seines Vater zu Plündern. In seinem Kopf hämmerte ständig der gleiche Satz: "Wenn ich nur nicht zu spät komme!"

So geschah es, dass der Junge Tassilo auf seinem Ross mit Frühling samt Frühlingswind um die Wette ritt. Das Familienvermögen verstreute er dabei wie ein Sämann über Wiesen und Felder.

"Lotte, liebe Lotte, was ist mit dir!" schrie er völlig außer Atem, als er in einem Satz vom Pferd sprang und vor seiner Freundin, die weinend auf der Klippe lag, landete.

"Jetzt ist alles verloren", schluchzte das Mädchen. "Du Dummkopf hast mein Leben zerstört!" Da bemerkte Tassilo die schemenhaft dunkle Schlange, die sich rund um den Körper des Mädchens wand und ihr widerlich grinsend ins Ohr flüsterte. Ohne zu denken griff er nach dem letzten Goldstück in seinem Beutel, zielte kurz und schleuderte es mit aller Macht auf den Kopf des hässlichen Reptils. Im selben Augenblick verwandelte sich der Körper des Tieres in eine strahlend gelbe Blume - nur der Stengel erinnerte noch an die Schlange. Die Blätter der Frühlingsblume trugen die Form von Pferdehufen - ganz so als wollten sie an die Hufabdrücke erinnern, die Tassilos Pferd auf der Frühlingswiese hinterlassen hatte.

Da richtete sich Lotte auf und fasste Tassilo an den Händen. "Ist sie das, die wahre Liebe?" fragte sie den jungen Edelmann, als sie sich an die Schmetterlinge in ihrem Bauch gewöhnt hatte. "Ja, das muss sie wohl sein!" antwortete Tassilo lächelnd udn schloss seine Lotte zärtlich in die Arme.

Als sie etwas später Hand in Hand über die Wiese Richtung Schloss liefen, erblühten tausende gelbe Blumen mit Schlangenhaft geformten Stängeln, die aus Tassilos Goldstücken gewachsen waren.

"Ich bin jetzt arm!" beichtete er, bevor sie Lottes Schloss betraten. "Egal!" antwortete das Mädchen mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. "Du hast mich soeben zur glücklichsten Freu der Welt gemacht und Glück ist ein Reichtum, den alles Gold und Geld der Welt nicht aufwiegen kann!"

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