LINDE. Märchen und Geschichten für Kinder, Kindsköpfe und Kind gebliebene - Teil 82

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Vor einigen Jahren hab ich gleich nach Maria Himmelfahrt einen Kräuterkurs in Zell am Pettenfirst besucht. Auf einer Wanderung durch den Wald lernten wir viele Sagen und Mythen kennen. Dabei verweilten wir auch bei dieser alten Linde, deren Geschichte ich etwas in mein heutiges Märchen einfließen hab lassen. Der Abstieg durch den Wald, wurde dann für mich zu einem gruseligen Erlebnis. Weil mein Sohn noch so klein war, übernachtete ich nicht mit den anderen auf der Hütte. Weil aber die Erzählungen unseres Kursleiters so spannend waren, trat ich den Nachhauseweg durch den finsteren Wald etwas zu spät an und so war es drinnen im Wald schon fast dunkel. Die kurz davor gehörten Gruselgeschichten trugen das Ihrige bei. Als ich eine Stunde später den dunklen Wald hinter mich gebracht hatte, fiel mir regelrecht ein Felsbrocken vom Herzen. Die heutige Geschichte ist eine kleine Erinnerung daran...

Der Lindenbaum

Die Linde ist schon immer ein besonders sagenumwobener Baum gewesen. Zum einen war da Siegfried der in Drachenblut badete, um unverwundbar zu werden. Lediglich ein Lindenblatt, das während des Bades auf seine Schulter gefallen war, markierte die eine Stelle, die ihm zum Verhängnis werden sollte. Später besang Franz Schubert den Lindenbaum in seinem Spätwerk - der Winterreise. Das Lied vom Lindenbaum - "Am Brunnen vor dem Tore" - hat etwas sehr Reifes, Sehnsüchtiges an sich. Wer weiß ob der Meister mit seinen knapp 30 Jahren damals schon seinen frühen Tod ahnte... Eine reschere, lustigere Seite zeigte die Wirtshaus- oder Tanzlinde. Sie spendete in Gastgärten Schatten. Manchmal wurden ganze Tanzböden in die Kronen besonders alter starker Linden hineingebaut.

Mach jetzt fest die Augen zu und stell sie dir vor, diese alte mächtige Linde mitten im dunklen Hausruckwald. Ob all ihrer Eigenschaften, die für die anderen Bäume an Frivolität grenzten, wurde sie von ihnen immer wieder gemieden und aus der Gemeinschaft der Laubbäume regelrecht hinausgebissen. Was eines Tages dazu führte, dass sie auf alle Konventionen pfiff, sich über die anderen Bäume erhob und groß und mächtig wurde.

So ein stolzer Baum blieb natürlich auch den Menschen nicht verborgen. Eines Tages, als die Sommernächte warm und lang waren, und die Zeit der Sommerfeste kam, beschlossen sie, unter unserer Linde im Wald einen großen hölzernen Tanzboden zu errichten, den sie mit Girlanden aus Tannenreisig dekorierten. Bald wurde ein rauschendes Fest gefeiert unter dem ausladenden Blätterdach der Linde. Doch kurz vorm Morgengrauen gerieten zwei Saufbrüder in Streit. Und so kam es, dass der eine den anderen erschlug.

Die anderen Bäume schämten sich für den frivolen Lindenbaum unter dessen ausladender Krone offensichtlich die Gesetze der Gesetzlosen galten und steckten die Zweige dicht aneineander, sodass der ohnehin schon finstere Hausruckwald noch düsterer wurde.

Einmal im Jahr aber, legten die lichten Wesen oben im Himmel besonderes Augenmerk auf die Wallfahrtskirche Zell am Fuße des Berges. Als der Pfarrer zu Maria HImmelfahrt, inbrünstig um den Segen der Gottesmutter betete und eine der schwarzen Wetterkerzen anzündete, die er kurz zuvor geweiht hatte, kam der Mutter Gottes etwas komisch vor und sie beschloss, die ganze Gegend einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Als ihr Blick auf den düsteren Wald fiel, blieb ihr fast die Luft weg. Die Bäume hatten sich so eng zusammengerottet, dass das Dunkle offensichtlich eine ideale Heimstatt gefunden hatte und dort richtig zu wuchern begann.

Zur gleichen Zeit lebte ein armer Holzknecht mit seiner Familie am Fuße der Anhöhe, wo der Wald begann. Er hatte große Sorgen, denn Frau und Kinder waren Lungenkrank. Im Normalfall war da schon eine Erkältung gefährlich, aber in jenem Frühjahr hatte die Grippe arg zugeschlagen. Nur das kleine Marie'l war so gut beisammen, dass sie dem Vater noch die Jause in den Wald bringen konnte. An jenem Augusttag fiel ihr der Anstieg besonders hart. Als es ein paar Meter der steilen Himmelsstiege - so heißt heute noch ein besonders steiles Wegstück im Wald - erklommen hatte, bekam es einen Hustenanfall, dass es meinte, es müsse ersticken.

Die hochmütige LInde hatte alles Mitangesehen und bekam Mitleid mit dem geplagten Kind. "Gute Gottesmutter, hilf diesem armseligen kleinen Geschöpf. So unschuldig und klein, sollte es nicht so leiden müssen! Ich will dir auch all meine Blätter geben, aber Hilf!

Da kam ein altes Weiblein des Weges. Auf dem Arm trug es einen leeren Korb. Offensichtlich war es beim Kräuter sammeln. Instintiv ließ die LInde schnell ihre schönsten Blätter fallen. Die Alte klaubte sie mit einem Lächeln, das gar nicht wie das einer alten Frau wirkte, auf und ging ihres Weges. Als sie kurze Zeit später die Himmelsstiege erreichte, begann sie mit dem kranken Mädchen zu sprechen. Gemeinsam wanderten sie weiter bergan. Und siehe da, je weiter die beiden hinaufstiegen, desto leichter wirkten ihre Schritte. Die Anstrengung schien mit jedem Schritt etwas leichter zu werden. Die letzten paar Schritte setzte es leichtfüssig, ganz ohne sich zu plagen.

Oben führte die alte Frau das Kind in eine Hütte, die dem Lindenbaum seltsamer Weise noch nie zuvor aufgefallen war. Dort bereitete sie aus den Blättern der Linde einen Tee zu, süßte ihn mit Lindenblütenhonig und reichte ihm dem Mädchen, das ihn gierig in sich hinein schlürfte. Die ganze Zeit über war es dem Baum, als höre er einen himmlisch schönen Gesang, begleitet von engelsgleichem Rosenduft. Da wußte er, wer ihm da zu Hilfe geeilt war. Die gute Tat der Linde ließ aber auch die Heileigenschaften, die ihr von Anbeginn der Zeit an geschenkt worden waren, an jenem Sommertag wieder voll in ihr Bewusstsein zurückkehren , wo sie bis zum heutigen Tag fest verankert sind.

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