Minimum 18 Monate: Ein Blick hinter Garstens Gitterstäbe

GARSTEN. Viele von uns fahren tagtäglich an den Gefängnismauern in Garsten vorbei. Und wissen nur wenig von dem, was sich dahinter abspielt. Die BezirksRundschau hat Major Christian Neubauer, den Leiter des Wirtschaftsbereiches sowie der Einsatzgruppe der Justizanstalt (JA) Garsten, bei seiner Arbeit begleiten dürfen.

18 Monate bis lebenslänglich

Garsten gehört mit Graz-Karlau und Stein zu den drei Justizanstalten in Österreich, in denen lange Haftstrafen vollzogen werden. Wer nach Garsten kommt, hat eine Strafe von mindestens 18 Monaten bis hin zu lebenslänglich vor sich. Zurechnungsfähige geistig abnorme Rechtsbrecher können in einer gesonderten Maßnahmenabteilung, wie es sie in Garsten gibt, untergebracht werden.
Interessant: Die niedrigste Rückfallquote nach einer geleisteten Haftstrafe weisen Sexualstraftäter auf. „Niedrig ist die Rate auch bei Mördern“, weiß Neubauer. Neben dem Vollzug befindet sich seit der Schließung der Justizanstalt Steyr in der Berggasse auch die Untersuchungshaft in Garsten.

Zig Kameras im gesamten Komplex

Major Neubauer führt uns durch die vielen Gänge des Gefängiskomplexes. Die Wände sind hoch, wie es sich eben für ein ehemaliges Kloster gehört. Gelegentlich treffen wir auf Insassen, die völlig unbegleitet durchs Stiegenhaus spazieren und uns lächelnd grüßen. „Häftlinge können sich in einigen Bereichen frei bewegen. Überall sind Kameras. Will einer eine Tür passieren, muss er zuerst läuten. Ein Justizwachebeamter sieht den Insassen durch die Videoüberwachung und öffnet ihm die Tür“, erklärt Neubauer.

Ex-Häftling Helmut Frodl

Wir wissen nicht, was der Mann, der uns auf der Stiege freundlich „Mahlzeit“ zugerufen hat, angestellt hat. Ein Gewaltverbrechen muss es gewesen sein. Sonst wäre er nicht hier in Garsten.
Die meisten Inhaftierten haben zehn oder gar 20 Jahre vor sich – viele sitzen lebenslang. Einer der berühmtesten Häftlinge hier war Helmut Frodl. Der Österreicher verdiente seinen Lebensunterhalt als Regisseur, Filmproduzent und Moderator, bis er 1993 wegen Mordes verurteilt wurde. Ein Raum der Theatergruppe, in der Frodl mitwirkte, erinnert noch an den Ex-Häftling. Frodl gilt bis heute als einziger Österreicher, der während seiner Haft ein Studium (Theologie) abschloss.

5000 Kilogramm Brot pro Monat

Die JA Garsten kooperiert unter anderem mit dem BFI Steyr. Das macht möglich, dass Insassen während ihrer Haft lesen lernen, den Computerführerschein machen, Schulabschlüsse nachholen oder zu diverse anderen Prüfungen antreten.
Auch arbeiten gehen müssen/dürfen die Häftlinge. 20 Betriebe stehen dafür im Haus zur Verfügung. „Das macht uns quasi zu einer Gemeinde innerhalb der Gemeinde“, so Neubauer. Neben einer KFZ-Werkstatt, einer Tischlerei und Schlosserei gibt es noch eine Buchbinderei, eine Wäscherei und einen eigenen Bauhof. In der JA-Bäckerei entstehen monatlich 5000 Kilogramm frisches, duftendes Brot. Drei Mal pro Woche werden die JA Linz sowie das Forensische Zentrum Asten damit beliefert.
Auch die Futtersäcke, die Besucher im Tierpark Haag kaufen können,  werden von den Garstner Häftlingen befüllt.

Häftling besitzt eigenes Konto

Diejenigen, die in den Betrieben der JA Garsten arbeiten, verdienen etwa 140 Euro pro Monat. „Jeder Inhaftierte besitzt ein eigenes Konto. Dabei wird aufgeteilt in das 'Hausgeld', das einmal pro Woche auf unserem Gelände ausgegeben werden kann, und in die 'Rücklage'. Letzteres ist dann für die Zeit nach der Entlassung“, so Neubauer.

Dringend Personal gesucht

Ausbrüche habe es in der Garstner Justizanstalt in den letzten Jahren keine gegeben. „Die Einrichtungen der Justiz werden von Jahr zu Jahr sicherer“, betont der Major. 378 Häftlinge sitzen hier ihre Strafe ab. Ihnen stehen 200 Bedienstete – davon sind etwa 150 Exekutivbeamte – gegenüber. Es könnten aber mehr sein: „Wir suchen dringend Leute, die sich den Job eines Justizwachebeamten vorstellen können“, so der Major. Alle weitern Infos rund um die Justizanstalt Garsten lesen Sie hier.