Unterwegs auf den Spuren des Erlkönigs
Schwarze Autos mit grafischen Zeichen. Keine Wahrnehmungstrübung, sondern Prototypen im Testbetrieb.
STEYR. Auf den Straßen in und um Steyr sorgen diese Automobile bei manchen Mitmenschen für Fragezeichen. Die Rede ist von den sogenannten Erlkönigen. Diese speziell unkenntlich gemachten Fahrzeuge haben ihren Namen aus dem Gedicht von Goethe. "Erlkönig ist eine gängige Bezeichnung für den Prototypen eines Autos. Die Zeile des Gedichtes ´Siehst Vater du den Erlkönig nicht´ ist dafür ausschlaggebend. Man sieht das Fahrzeug, aber man sieht das Modell nicht", erklärt Fritz Steinparzer, Leiter Entwicklung Dieselmotoren der BMW Group.
Drei Phasen
Bei den Testfahrzeugen gibt es drei Phasen. "Bei der ersten sind Teile des Autos, wie beispielsweise die Motorhaube, noch mit Kunststoffteilen beplankt. Scheinwerfer und Kühlergrill sind noch nicht definiert", so Steinparzer. Bei der zweiten Phase wird das Auto nur mehr mit Folien beklebt. In der dritten Phase gibt es lediglich eine Teilbeklebung. Einzelne Komponenten des Fahrzeugs sind sichtbar. Der Erlkönig steht für alle Bereiche der Entwicklung zur Verfügung. In Steyr werden motorspezifische Funktionen getestet, wie zum Beispiel das Emissionsverhalten oder der Betrieb bei verschiedenen extremen Belastungen.
Um die ganze Welt
Nicht nur in Steyr kurven die speziellen Fahrzeuge herum. "Erlkönige sind rund um die Welt unterwegs. Die Wintererprobung findet beispielsweise in Skandinavien statt. Um die Autos unter Hitze zu testen, wird in Spanien oder Italien gefahren. Auch in Teilen der USA werden Testfahrten unternommen." Dauererprobungen auf speziellen Strecken gehören wie Hochgeschwindigkeitsprüfungen zum Alltag des Erlkönigs. Gefahren werden können die Prototypen nur von speziell geschultem Personal – meist Entwicklungsingenieuren oder Mechanikern mit spezieller Fahrausbildung.
Und warum der ganze Aufwand? Um Anforderungen wie geringeren Kraftstoffverbrauch und niedrigere Emissionen zu erfüllen, lautet die plausible Antwort. "In Steyr ist die gesamte Dieselmotoren-Entwicklung der BMW Group konzentriert". An die 700 Personen beschäftigen sich im BMW Group Werk Steyr mit der Weiterentwicklung der Motorentechnologie. Dieselfahrzeuge aus den Stadtgebieten zu verbannen, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren, sieht Steinparzer als wenig sinnvoll an: "Dieselmotoren geben kaum Feinstaub ab. Sie haben Partikelfilter, die jetzt auch bei Benzinmotoren zum Einsatz kommen werden." Auch die CO2-Emission ist im Vergleich zum Benziner äußerst gering. "Um die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu erreichen, braucht es weiterhin den Dieselantrieb". Auch beim Thema Stickoxide wird laufend an weiteren Optimierungsmaßnahmen gearbeitet. "Es gab bereits massive Reduktionen in den letzten Jahren und auch für die Zukunft haben wir noch einiges im Köcher. Ein BMW von 1975 verursacht genau so viel Emissionen wie 30 BMW von heute".
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