EIS-Mai. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 77

Bei meiner Frühlingslesung Ende April, wollte ich auch über unsere Vorfahren die Kelten und ihren starken Bezug zur Natur berichten. In der Nacht davor schlugen die Vorboten der Eisheiligen vehement zu. Wir waren nicht sicher, ob nicht ein Großteil von Feldfrüchten und Getreide erfroren war. Damals wurde mir plötzlich klar - warum die Kelten ihr Frühlingsfest Beltane so intensiv feierten. Die Natur die sie gleichermaßen Tod bringend und Leben spendend erfuhren, so sehr verehrten.

Ich googelte daraufhin sofort die genauen Tage der Eisheiligen, die auch ich nicht mehr wußte: Mamertus 11., Pankratius 12., Servatius 13., Bonifatius, 14. Mai sind Namen, an die sich heute kaum noch jemand erinnert. Nur die Kalte Sophie (15. Mai) ist uns - dem Namen nach - noch häufiger bekannt. Sophia von Rom, die letzte der fünf Eisheiligen, starb um 304 nach Christus als frühchristliche jungfräuliche Märtyrerin. Sie wurde gegen Spätfröste angerufen und um eine gute Ernte zu erbitten. Um sich die Namen wieder einzuprägen, hab ich eine witzige Bauernregel gefunden: Pankrazi, Servazi und Bonifazi, sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie, die kalte Sophie...


Eis-Mai oder der Deal mit der kalten Sopherl

Sophie sieht aus dem Fenster. Die gestern noch so üppige Blütenpracht ist vollig von Eis bedeckt. Sogar die Tulpen lassen schlapp ihre Köpfe hängen. So etwas hat es noch nie gegeben - eine Schneedecke und minus 10 Grad im Mai.

Verzweifelt sinkt die junge Frau auf die Knie und beginnt bitterlich zu weinen. Jetzt war alles umsonst. All die viele Arbeit, die Entbehrungen, das bis zum letzten Fünkchen Kraft Arbeiten und sogar die Hoffnung. "Heuer noch!" hatte sie sich so oft gesagt. "Heuer noch durchbeißen, dann wird es besser. Bestimmt! Dann haben wir es endlich geschafft und das Rad beginnt sich wieder zu drehen."

Sophie und Johannes hatten sich vor einigen Jahren einen kleinen Bauernhof gekauft. Ein Projekt, von dem ihnen eigentlich alle abgeraten hatten. "Das schafft ihr nie!" hatten ihnen die Nachbarn gesagt. "Dabei macht ihr euch kapputt!" äußerten die Freunde besorgt. Aber Sophie und Johannes waren jung und stark. "Wir haben uns doch lieb - und kreativ und findig sind wir auch. Wenn wir zusammenhalten, dann können wir es schafften!"
Im Laufe der Jahre aber, kam vieles anders. Wirtschaftskrise und Dumpingpreise ließen den Markt schier zusammenbrechen und als die Kinder kamen, stand die Vorwärtsentwicklung der Wirtschaft beinah still.

Wenn jetzt auch noch die Ernte erfroren ist, sind wir am Ende", heulte Sophie, während Johannes am Handy hing und sich mit Nachbarn beratschlagte. Eine Missernte würden sie wohl nicht überstehen. Gott sei Dank waren die Kinder im Kindergarten. Die Eltern weinen zu sehen, hätte auch sie noch tief verunsichert.

Heiß und üppig tropften ihre Tränen auf die mit Reif überdeckten Pflanzen auf der Wiese. Die weiße Schicht aus Raureif löste sich dadurch langsam auf.

Tief unten im Zwergenreich saßen die Wiesenzwerge gerade bei einer Tasse Kräutertee beisammen, aßen Blaubeerkuchen und machten sich über die dummen Menschen lustig, die sich mit Titeln brüsteten, allen ringsherum ständig sugerierten wie gescheit sie waren - und trotzdem von dem was wichtig war - nämlich dem eigenen Lebensraum - gar nichts mehr wussten.

"Hört sofort auf, euch lustig zu machen!" ereiferte sich Levi, der Älteste und Weiseste unter ihnen. "Ihr werdet schon sehen, wenn die Menschen die Erde ruinieren, dann nimmt es auch mit uns Zwergen und Naturwesen ein jähes Ende!" "Ach Alter! Trink deinen Tee und verdirb uns nicht die gute Laune!" sagten die anderen und holten zur Aufheiterung gleich noch einen Blaubeerkuchen aus dem Rohr.

"Patsch, patsch, patsch...". Mitten aufs dampfende Kuchenblech fielen auf einmal große heiße Wassertropfen. "Aufhörn! Aufhörn!" riefen die Zwerge unisono. Was ist da los? Die Erde ist doch beinah gefroren und so heißen Regen hat es bei uns noch nie gegeben!" Ratlos schüttelten die Zwerge ihre Köpfe. "Kommt!" entschied Levi. "Wir müssen unbedingt nach dem Rechten sehen!"

Leise, leise, trippelte die Zwergenschar auf Zehenspitzen an die Erdoberfläche. Ja, die Erde war noch immer gefroren. Als sie vorsichtig nach oben spähten, konnten sie die Ursache ihres Problems erkennen: Vor ihnen saß eine junge Frau - eine Menschin. Sie war ganz zusammengekauert und weinte bittere Tränen. Normalerweise hätten die Zwerge in so einer Situation sofort Reißaus genommen. Da aber von der Frau eine derartige Güte ausging, kamen sie wie hypnotisiert näher. "Was hast du, dass du ganze Bäche weinen musst?" fragte sie der älteste Zwerg, der sich zum Sprecher der Gruppe berufen fühlte. "Mit deinen Tränen hast du unseren leckeren Blaubeerkuchen so eingeweicht, dass er jetzt maximal als Blaubeertiramisu durchgeht!"

"Das tut mir leid!" antwortete Sophie mitleidig, schluchzte aber gleich darauf wieder herzzerreißend weiter. "Sag uns doch was los ist mit dir! Wirst sehen, es geht dir danach gleich viel besser!"

Da schüttete Sophie den Zwergen ihr Herz aus, erzählte ihnen von den schrecklichen Sorgen, die sie zu erdrücken drohten. Als sie fertig war, blickten auch die Zwerge betroffen drein. "Weißt du Sophie" sagte Levi. "Du bist einer der wenigen Menschen, die die Natur, ihre Pflanzen und Wesen noch verstehen, das haben wir gleich gemerkt. Aber leider haben auch wir, dadurch dass die Menschen nicht mehr an uns glauben, viel vom alten Wissen verloren. Keiner von uns kann sich mehr erinnern, wie man in so einer Situation vorgehen könnte!"

Da trat ein kleines Zwergenkind vor, atmete tief durch und nahm all seinen Mut zusammen: "Wisst ihr, weil mir keiner von euch mehr die alten Geschichten erzählen wollte, sich niemand Zeit für mich nahm, bin ich in letzter Zeit oft zu Großmutter Weide gelaufen. Sie kennt die tollsten Geschichten. Zufällig hat sie mir neulich sogar verraten, wie man Naturgeister, aber auch die Eisheiligen ruft. Als du eben sagtest, du heißt Sophie, ist mir eingefallen, dass dir die kalte Sophie sicher helfen könnte - überhaupt wo heute ihr Namenstag ist!"

Baff standen die ehrwürdigen Zwerge neben dem kleinen Knirps und ließen vor Verwunderung den Mund offen stehen. Sollte der kleine Hosenscheißer, den bisher alle für dumm angesehen hatten, wirklich die Lösung zu diesem gravierenden Problem kennen?

Aber es hörte sich plausibel an. Die kalte Sopherl hatte heute wirklich Namenstag. "Dann verrat uns mal, wie man sie ruft, kleiner Schlaumeier!"

Sie hatten ihm schlussendlich doch geglaubt, dem kleinen Zwerg. Nachdem sie Sophie edelmütig versprochen hatten, sich bei der kalten Sopherl für sie einzusetzten, brachen sie gemeinsam zu den geheimen Eishöhlen im Dachsteinmassiv auf. Die Legende sagte, dass sich dort die magische Glasharmonika aus Eis befand, die allein die Eisheiligen rufen konnte. Kaum hatten die Zwerge das Wunderinstrument gefunden, schnellte der kleine Zwerg nach vorne und entlockte ihm einen ätherisch spröden Glockenton, der sich nach und nach in der ganzen Höhle ausbreitete. "Du bist geschickt, mein Kleiner!" lächelte die kalte Sopherl und trat umhüllt von gleißendem schwefelgelbem Licht hinter einem eindrucksvollen Stalagmiten hervor.

"Ich habe schon von eurem Anliegen gehört!" kam die mächtige Eisheilige ohne Umschweife auf den Punkt. Wirklich helfen könnt der armen Sophie und ihrem Johannes jedoch nur ihr Zwerge. Habt ihr noch etwas Zimt vom Kuchenbacken übrig? Stellt daraus einen Absud her und tröpfelt ihn auf jeden Stengel, jede Wurzel und jedes Blatt. Zimt wirkt wärmend und desinfiszierend. Der Absud besitzt die Kraft, die erfrorenen Triebe von innen heraus zu heilen. Aber beeilt euch! Ihr habt nur diesen Tag und diese Nacht Zeit. Schafft ihr es nicht bis zum Sonnenaufgang, so war alle Mühe umsonst und Sophies Ernte ist verloren.

"Das schaffen wir nie!" riefen die Zwerge entsetzt. Doch abermals begann das Zwergenkind verschmitzt zu grinsen. "Keine Sorge, ich weiß jetzt auch, wie man Elfen und Naturgeister ruft. Sie werden uns sicher helfen!"

Und siehe da, als die Sonne am Morgen die ersten Strahlen über Wälder, Wiesen und Felder warf, waren sämtliche Pflanzen sicher ummantelt. Sophie und Johannes waren überglücklich. Ihre Ernte war tatsächlich gerettet! Trotzdem ließen sie beschämt die Köpfe hängen: "Wie sollen wir euch das nur jemals vergelten?" sagten sie besorgt. "Das habt ihr schon getan!" erwiderte der alte Levi. Ihr habt uns gezeigt, wie wichtig es ist, das alte Wissen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, es hoch zu halten und zu ehren. Bitte seid unsere Gäste. Ich finde, wir haben gehörigen Grund zum Feiern. Und so geschah es, dass Zwerge und Menschen, Elfen, Feen, Tiere und Naturwesen bei Blaubeerkuchen und Ribiselwein auf der großen Lichtung im Wald feierten bis ihnen allen vor lauter Müdigkeit die Augen zufielen. "Gut gemacht" lächelte auch die kalte Sopherl auf ihrem Rückweg in die Anderswelt. "Was das Hirn mit positiven Erfahrungen verbindet, vergisst man nicht so schnell! Hoffentlich gilt das auch für die Zwerge..."

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