Landwirtschaft 2025: „Beinharter Kampf ums Überleben“
Ob man als Bauer im Jahr 2025 erfolgreich sein werde, hänge davon ab, auf welches Pferd man setze.
BEZIRK. Seit 1995 haben 30 Prozent der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Österreich dichtgemacht. Die Tendenz steigt. Trotzdem sind sich 90 Prozent der heimischen Bauern einig, dass es für sie keinen schöneren Beruf gibt, als Bauer zu sein. Das ergab eine Umfrage der KeyQuest Marktforschung GmbH aus Garsten. Dabei wurden 500 Landwirte aus ganz Österreich befragt, in welcher Form es ihrer Meinung nach den eigenen Betrieb im Jahr 2025 geben werde. KeyQuest Geschäftsführer und Nebenerwerbs-Biobauer Johannes Mayr: „Wir gehen davon aus, dass bis 2025 nochmals 20 bis 25 Prozent zusperren.“ Besonders schlecht bestellt sei es derzeit um den Markt für Milch- und Schweinebauern sowie um die Ackerwirtschaft. „Grund dafür ist, dass die Bauern dasselbe bekommen wie Anfang der 90er. Rundherum ist aber alles teurer geworden“, sagt Mayr. Die Folge: Immer weniger Bauern produzieren eine gleich große Gesamtmenge. „Angesichts der Preisentwicklung ist es auch gar nicht anders möglich“, ergänzt Mayr. Einen rapiden Rückgang verzeichnen die milchproduzierenden Betriebe: Knapp 90.000 Milchbauern gab es 1995 in Österreich, 2008 waren es noch 48.000. Heute sind es 30.000 Milcherzeuger, die ums Überleben auf dem Weltmarkt kämpfen.
„Können nicht mithalten“
Schlechte Karten haben unsere Milchbauern gegen die Iren: Nach dem Wegfall der Produktionsquoten in der EU hat Irland die Mengen deutlich gesteigert. „Dort kann viel billiger produziert werden. Allein anhand der natürlichen Gegebenheiten brauchen sie weniger Ställe und keine Geräte für steile Hanglagen – das bedeutet weniger Kosten“, erklärt Mayr das Problem. Zudem sei der weltweite Export eingebrochen: „Bis vor kurzem glaubte man noch, China werde ein großer Abnehmer für die Milch werden. Das ist aber nicht eingetreten.“
Auf's richtige Pferd setzen
Wer als Bauer in den nächsten Jahrzehnten erfolgreich sein möchte, müsse Nischen besetzen, Kooperationen eingehen oder auf Direktvermarktung setzen. „Das Interesse der Bevölkerung geht in Richtung Regionalität, was wiederum eine Chance für die Landwirte bedeuten kann.“ Zuerst sei wichtig, abzuwägen, was in Frage käme und ob die Gegebenheiten das Vorhaben zuließen. „Man sollte seine Geschäftsidee ja auch mögen, denn diese ist mit Investitionen verbunden. Es braucht Jahre, bis das hereingewirtschaftet ist“, betont Mayr.
• Der Kieler Rohstoffwert des ife Informations- und Forschungszentrums für Ernährungswirtschaft in Kiel, Deutschland, gilt als Frühindikator für den Milchpreis. Er errechnet sich aus den durchschnittlichen Marktpreisen für Butter (Fettanteil) und Magermilchpulver (Eiweißanteil). Dieser lag für ein Kilogramm Standardmilch ab Hof mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß im August bei 27,5 Cent. Infos dazu auf ooe.lko.at
• Milchreduktionsbeihilfe
Ein EU-Hilfspaket soll das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage verbessern und somit eine Grundlage für bessere Milchpreise schaffen. Das EU-Hilfspaket enthält die "Milchreduktionsbeihilfe" auf EU-Ebene und die "außergewöhnliche Anpassungsbeihilfe". Anträge dafür können seit 8. September eingebracht werden. Alle Infos auch auf
www.eama.at
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