Interview
Ungerank: "Kein Problem mit Tunnelarbeitern"

Klaus Ungerank ist seit 22 Jahren Gemeindeoberhaupt von Vals. | Foto: Kainz
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  • Klaus Ungerank ist seit 22 Jahren Gemeindeoberhaupt von Vals.
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Der Valser Bgm. Klaus Ungerank zum Status quo nach dem massiven Bergsturz, dem BBT-Containerdorf und anderen Themen.

BEZIRKSBLATT: Herr Ungerank, die vergangenen drei Jahre gestalteten sich für Valser Verhältnisse doch ziemlich turbulent?
Ungerank:
Ja, das kann man sagen. Nicht nur der riesige Bergsturz zu Weihnachten 2017 selbst, sondern auch die Aufarbeitung danach hat uns intensiv beschäftigt. Derzeit sind wir dabei, die neue Straße zu bauen, außerdem werden zwei Dämme neu errichtet. Im Spätherbst soll noch eine Projektvorstellung für die im oberen Bereich geplante Lawinenverbauung stattfinden.

Das war schon ein Wahnsinnsereignis.
Stimmt. Natürlich ist inzwischen alles ein wenig gesackt, aber im ersten Moment war es fast unbegreiflich, was da passiert ist. Zum Glück kam niemand zu Schaden. Ich muss aber auch sagen, dass Steinschlag und generell Naturgefahren bei uns immer präsent sind. Deswegen leben wir jedoch nicht in ständiger Angst.

Nun wird viel getan, wobei Einsprüche die Umsetzung dieser neuen Schutzmaßnahmen gehörig verzögert haben. Hatten Sie Verständnis dafür?
Nein. Vielmehr bin ich menschlich von dem ein oder anderen Talbewohner sehr enttäuscht. Nicht nur, dass die Dankbarkeit zu wünschen übrig ließ, es wurden unmögliche Forderungen erhoben und zu alledem war der Umgang teils weit unter der Gürtellinie. Oft ist es gar nicht mehr um die Sache gegangen. Aber wie gesagt: Jetzt, da alles auf Schiene ist, hat sich die Lage beruhigt.

Apropos Schiene: Zwar auf Steinacher Gemeindegebiet, aber trotzdem vor den Haustüren St. Jodoks, entsteht gerade das Containerdorf für hunderte Arbeiter des Brenner Basistunnels. Wie ist hier die Stimmung?

Gut! Wir spüren nicht viel und sind ja schon ein wenig tunnelerfahren. Bei uns sind bereits seit Jahren Arbeiter im Dorf und das war bisher nie ein Problem. Eher kommt das sogar einer Win-win-Situation gleich, denn sie gehen ja auch mal ein Bier trinken oder einkaufen. Außerdem sieht man, dass alles ordentlich gemacht wird – was das Containerdorf angeht, wurde wirklich über alles gesprochen. Wir müssen andererseits auch froh sein, wenn für die ganze Transitthematik eine Lösung zumindest mal in Aussicht ist. Die Bahn bzw. rollende Landstraße durchs Dorf ist es nicht. Jeder will also den Tunnel, daher kann man nicht immer zu allem nein sagen. Irgendwo müssen die Arbeiter hin.

Arbeiter hin, Touristen her – wie entwickelt sich die Gemeinde unter dem Titel des Bergsteigerdorfs?
Das ist sicher ein Mehrwert! Wir stellen seit 2012 eindeutig einen Aufschwung fest. Speziell im Winter kommen nachweislich mehr Leute bzw. Skitourengeher, die die unberührten Landschaften und die abwechslungsreichen Möglichkeiten im Valser- und Schmirntal schätzen. Früher hatte ich stets das Gefühl, wir hätten die touristische Entwicklung verschlafen. Mittlerweile glaube ich, dass wir der Zeit voraus sind.

Was steht in Zukunft an?
Ach, es gibt alle möglichen Anliegen. Wir möchten zum Beispiel schauen, dass wir einen kleinen Bauhof realisieren und dem Wunsch der Bevölkerung nach der Errichtung von Urnengräbern nachkommen. Und wie in allen Gemeinden Tirols sind auch unsere Wege sanierungsbedürftig.

Vieles, wie Gemeindehaus, Kindergarten, Ortsdurchfahrt etc. wurde in Ihrer Ära ja bereits "erledigt".
Genau. Wir haben auch noch einen Nahversorger, eine Bankstelle, einen Metzger usw. – es funktioniert so weit ganz gut. Nebenbei bemerkt verfügt Vals seit den jüngsten Finanzausgleichsverhandlungen über freie finanzielle Mittel. Es erleichtert schon einiges, wenn man nicht für jede noch so kleine Anschaffung Bittsteller sein muss. Und was den Haushalt betrifft, schaffen wir es jetzt, ausgeglichen zu bilanzieren.

Wie ist die Zusammenarbeit im Gemeinderat?

Obwohl ich meine vormalige Mehrheit im Zuge der Gemeinderatswahlen 2016 abgeben musste, pflegen wir ein gutes Einvernehmen. Alle sind bemüht, etwas weiterzubringen.

Seit 1998 sind Sie nun schon im Amt. Hängen Sie noch eine Periode dran, sollten Ihnen die WählerInnen neuerlich den Rücken stärken?

Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden. Aber wenn alles passt, kann ich es mir doch vorstellen. Die Arbeit in der Gemeinde ist mehr geworden – ich übe neben dem Bürgermeisterjob ja in Teilzeit noch den Beruf des Bilanzbuchhalters aus – aber ich gehe trotzdem nach wie vor gerne ins Büro.

Wären Sie dann gegebenenfalls auch bereit, Alfons Rastner als Planungsverbandsobmann nachzufolgen? Dem Vernehmen nach sind Sie – neben anderen Ortschefs – dafür im Gespräch.
Warten wir einmal die nächsten Gemeinderatswahlen ab, dann sehen wir weiter.
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