Abschied schweren Herzens

Familie Stern: Andi, Carina, Gitti, Claudia und Philipp
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TELFES (tk). Philipp und Daniel verladen einen Tisch am Traktor, Andrè putzt wie wild die Küche, Lea säubert Salz- und Pfefferstreuer und Gitti leert die Blumentröge. Eigentlich sieht alles nach einem Jahresputz aus. Diesmal aber ist alles anders. Es sind die letzten Tage, die Familie Stern und ihre Mitarbeiter in der Schlickeralm verbringen. Die Folien an den Bussen sind längst abgezogen, mit Ende Oktober wurde der letzte Schlüssel übergeben. Ab Beginn der Wintersaison bewirten an drei Standorten neue Pächter die Gäste: Dominik Rott aus Polling übernimmt die Schlickeralm, Josef Pranger aus Gschnitz die Zirmachalm und Harry Nabben aus Fulpmes das Restaurant am Sennjoch.

Emotionale Geschichte

Die Causa ist seit Monaten Gesprächsthema im Stubaital. Immerhin hatte Familie Stern die Schlickeralm stolze 63 Jahre lang gepachtet und war bei unzähligen Stammgästen und insbesondere auch bei den Einheimischen äußerst beliebt. Ausschlaggebend für den überraschenden Schlussstrich war, dass sich "die Schliggers" im heurigen Frühjahr plötzlich mit weit höheren Pachtforderungen seitens der Agrargemeinschaft Schlickeralm konfrontiert sahen als zuvor. Trotz mehrerer Verhandlungsrunden konnte daraufhin keine finanzielle Einigung mehr erzielt werden. Die Neuvergabe war besiegelt.

Welt zusammengebrochen

Ein Umstand, der nicht nur Seniorchef Friedl, seinem Sohn Andi, dessen Frau Gitti und deren ebenfalls im Betrieb tätigen Kindern zu schaffen macht. Für sie alle ist eine Welt zusammengebrochen: "Wir hatten noch geplant, im Juni den Speisesaal zu sanieren – es war tatsächlich so, dass wir glaubten, hier in Rente gehen zu können und dass vielleicht sogar unsere Kinder einmal übernehmen", so Andi und Gitti Stern.
Zwar haben sich alle inzwischen mit der Situation arrangiert, der Abschied war aber freilich ein emotionaler: "Andi und seine Geschwister sind genauso wie unsere Kinder in der Schlick aufgewachsen. Die Geschwister haben teilweise ebenfalls noch bis zum Schluss im Betrieb mitgearbeitet", erzählt Gitti. Und sie berichtet gemeinsam mit Andi von vielen weiteren, schönen Erinnerungen. Die überwiegen natürlich, obwohl sie der ein oder andere Arbeitstag durchaus auch mal an ihre Grenzen brachte. 

Welle von Mitgefühl

Offiziell wurde die Ära mit einer hl. Messe in der Schlicker Kapelle und zwei Gourmet-Abenden beschlossen. Die letzten Speisen und Getränke wurden gegen freiwillige Spenden abgegeben – der Erlös kommt einer Fulpmer Familie zugute. Viele Freunde kamen teils von sehr weit her angereist, um noch einmal in der Schlickeralm zu festen, zu tanzen und zu lachen, selbstverständlich flossen aber auch Tränen.
"Der Rückhalt, den wir schon den ganzen Sommer über erfahren durften, war unglaublich. Sicher gab es kein anderes Thema mehr, aber wenn keiner gefragt hätte, hätte uns das auch nicht gepasst", schmunzeln die Wirtsleute. "Das viele positive Feedback hat gut getan – vielen Dank dafür. Jetzt ist Zeit, dass Ruhe einkehrt." 

Was jetzt?

Wie sieht die berufliche Zukunft aus? Auch diesbezüglich brodelt die Gerüchteküche gewaltig ... "Es will uns niemand glauben, aber das steht noch nicht fest", beteuern Andi und Gitti. Angebote liegen ihnen mehrere vor, aber zuerst ist pausieren angesagt. Und noch ein bisschen verdauen, denn der "gewohnte Trott" hat ja gerade erst geendet. Die Sterns werden den Winter auf jeden Fall genießen und die Zeit nutzen, um selber Ski zu fahren. Auch in der Schlick.

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