Augeheimnisse der Mur

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Das Lüften der Augeheimnisse haben sich viele nicht entgehen lassen. Und so traf man sich zum Herbstgenuss – Ausflug des Vereines L.E.i.V. in Weitersfeld an der Mur. Die Murfähre wurde in Betrieb gesetzt und auf slowenischer Seite gab es Kaffee und Tee von Ana Hrncic im Gasthaus Brod na Muri. Der Reif trotzte noch überall der aufsteigenden Sonne und die Mur dampfte in der kalten Morgenluft. Wir wußten, dass um diese späte Jahreszeit kaum jemand die Murfähre benutzt. Das Murwasser steht sehr niedrig, der Nachschub aus den Alpen läßt auf sich warten.

Mit dem Bus fahren wir nach Mureck zum Schwimmbad, wo Michael Breuss, Autor des Buches “Die Murecker Au”, auf uns wartet. Er erzählt uns vom Werden des Auerlebnisweges rund um die Murecker Schiffsmühle und besticht mit seinen Informationen über die Vergangenheit des Flusses und den Menschen an seinen Ufern. Jetzt wo wir an die Ufer der Mur treten, strahlt die Sonne bereits kräftig vom Himmel. Wir besuchen die Murmühle und Michael erklärt uns, wie eine Initiative es geschafft hat, diese Mühle wieder zum Leben zu erwecken. Aber auch davon, wie die Mühle sank und was man dagegen unternahm. Eine Kräftigung und warme Getränke bei der Murmühle und schon zieht es uns weiter zur Muraufweitung nach Gosdorf, wo Bertl Langer uns schon mit Kastanien, Schwarztee und selbst gemachten Buchteln erwartet.

Johann “Hans” Pfeiler, seines Zeichens Gebietsbetreuer des Grenzmur – Europaschutzgebietes, erklärt uns, wie es zu den Aufweitungsprojekten an der Mur kam. Demnach war die Trinkwassersicherheit der Murtaler ausschlaggebend für die Flussverbreiterung. Denn durch einen langsamer fließenden Fluss wird weniger Schotter aus dem Bett abtransportiert und weil ja von oben durch die Staukraftwerke kein Schotternachschub mehr kam, mußte man diese Maßnahme ergreifen. Wäre nichts passiert, dann hätte die Mur sich wahrscheinlich durch eine letzte Schotterschicht durchgearbeitet und hätte sich im darunter liegenden Sandstein eingetieft. Das Grundwasser wäre verschwunden und damit auch die Trinkwasserressourcen des Murtales.

Vom Murturm hatten wir einen traumhaften Rundblick auf die Muraufweitung und den Auwald. Hans klärt uns über die Fisch-Artenvielfalt der Mur und die Gründe dafür auf. 1200 Kilometer ohne Stauwerk, damit ist die Mur-, Drau- Donauverbindung die längste unverbaute Wasserstraße in Mitteleuropa. Nur die Loire in Frankreich ist ebenfalls noch unverbaut und verbindet die Alpen mit einem Meer. Die Fische wandern oft mehrere hundert Kilometer flussaufwärts um abzulaichen. Auch die Anbindung der Seitenbäche an die Mur, in diesem Fall des Saßbaches, wurde vor Jahrzehnten in einem rechten Winkel durchgeführt und mußte nun wieder in ein annhähernd naturnahes Gefüge umgestaltet werden.

Einige Eichenverjüngungszellen wurden im Aufweitungsgebiet gepflanzt. Diese geschützten Eichen-Kindergärten schützen die Bäumchen vor dem Verbiss. Über 1000 Eichen wurden gepflanzt und werden noch in den nächsten Jahren aufgeforstet. Die Eiche ist ein wichtiger Baum für den Auwald. Die Harte Aue ist nach ihr benannt. Viele Tiere sind von ihr abhängig. Der Verein L.E.i.V. finanziert dieses Projekt zusammen mit dem Land Steiermark und der EU.

Bertl Langer zeigt uns, wie die vielen Nützlinge aus dem Formenkreis der Bienen leben und welche wichtige Funktionen sie in unserer Umwelt erfüllen. Demnach gibt es an die 600 Solitärbienenarten, die verschiedenste Lebensräume beheimaten. Um die Insekten auch in Ihren Garten zu bringen, gibt es die Möglichkeit eine Insektenherberge anzufertigen.

Zum Abschluss fahren wir in die Radkersburger Auen zum Liebmann See und gehen entlang der “Trummer-Breuss-Lahn” auf den Murdamm, der das Hinterland vor Überschwemmungen schützen soll. Andreas Breuss gibt Einblicke in die historische Aufteilung des Waldes, die heutigen Verläufe der Lahnen und der Bemühungen von Vizebürgermeister Schmidlechner, den Sulzbach an die Lahnen anzubinden um wieder Wasser in die Aue zu bringen, damit der trockengefallene Murauwald nicht zugrunde geht. Andi zeigt uns die Anbindung der Lahnen an die Mur und führt uns durch die von Neophyten heimgesuchte Aue. Götterbäume, Traubenkirschen und Robinien nehmen heute den Platz der harten Aue ein und verdrängen standortstypische Gehölze wie Eiche, Linde und Esche.

Bei der Trummer-Breuss-Mühle findet unser Ausflug ein kulinarisches Ende. Bei einem Lagerfeuer gibt es Würstel, Krumbirn, Bier und Tee und in der Abendsonne bei anregenden Gesprächen einen gemütlichen Ausklang unseres Herbstgenusses und der Augeheimnisse. Wir danken der Familie Breuss für die Bewirtung und Gastfreundschaft und fahren mit unserem Bus zurück nach Weitersfeld. Unser Chauffeur Hans Hutter hat uns entlang der Auen geführt und bringt uns nun wohlbehalten wieder zurück.

Wann: 13.11.2011 ganztags Wo: Mureck, Mureck auf Karte anzeigen
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