Thema Teuerung
Die Tafel und Sozialmärkte als Fels in der Brandung
Viele von uns müssen in Zeiten der Teuerung jeden Cent umdrehen. Dass immer mehr Menschen mit Müh und Not über die Runden kommen, sieht man nun unter anderem an der Nachfrage an den Hilfestellungen der Team Österreich Tafel, der Vinzi-Märkte und Carla-Läden in der Steiermark.
STEIERMARK. Die allgemeine Teuerung bereitet vielen Menschen Sorgenfalten. "Wie soll ich noch über die Runden kommen?" – jene Frage taucht in immer mehr Haushalten auf. Anlaufstellen für Personen mit geringem Einkommen sind etwa die Team Österreich Tafel vom Roten Kreuz oder auch die Vinzi-Märkte.
"Wir alle spüren die Effekte der Teuerung und der der Inflation. Während sich die einen über gestiegene Treibstoff- und Energiepreise wundern, plagen andere Sorgen, sich und ihre Familien mit genügend Mahlzeiten zu versorgen", so der steirische Rot Kreuz-Landesgeschäftsführer Andreas Jaklitsch zur aktuellen Situation.
Anstieg an Kundinnen und Kunden
An den steiermarkweiten 22 Ausgabestellen der Team Österreich Tafel habe man zuletzt einen Anstieg an Kundinnen und Kunden verzeichnet. Gleichzeitig würden laut Jaklitsch natürlich Kosten für Transport, Lagerung und Kühlung der Waren sowie für den Betrieb der Ausgabestellen steigen. "Dementsprechend ist die Team Österreich Tafel mehr denn je auf Spenden, die Unterstützung des Handels sowie das große Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter angewiesen", betont Jaklitsch.
Wir haben uns auch in den Regionen umgehört. "Es ist aktuell mehr Bedarf spürbar – aber nicht nur wegen der Teuerung, sondern auch wegen geflüchteten Menschen aus der Ukraine, welche die Tafel besuchen", erklärt etwa Andrea Gollowitsch, Teamleiterin der Tafel in Feldbach. Rund 240 Personen werden im Schnitt pro Woche am Samstag-Abend von der Tafel versorgt.
"Der Zustrom ist aktuell massiv"
Zwischen 250 und 350 Kundinnen besuchen die Team Österreich Tafel rund um Leiterin Heike Schmidt in Bad Gleichenberg. Die Tafel ist ja im Ort eng mit dem Sozialverein "Willa" verflochten. "Der Zustrom ist aktuell massiv", erklärt Heike Schmidt. Sie spricht von einer "wirklich dramatischen Lage". Aktuell kaufe man aus den Erlösen des Sozialvereins "Willa" schon Lebensmittel zu, um die Nachfrage decken zu können. Gefragt seien vor allem Grundnahrungsmittel – heißt Öl, Zucker, Kaffee, Mehl, Nudeln und Reis. Auch fertige und haltbare Gerichte, z.B. Gulaschsuppe in der Dose, stünden hoch im Kurs. "Wir freuen uns natürlich sehr über Lebensmittelspenden", betont Schmidt: "Wenn jemand Tomaten oder sonstiges aus dem eigenen Garten übrig hat, kann er uns die Lebensmittel sehr gerne samstags ab 16 Uhr bringen", so Schmidt.
Von Obst bis zum Haarshampoo
Im Bezirk Liezen werden vor allem Obst, Gemüse sowie Hygieneartikel wie Duschgel oder Haarshampoo benötigt, wie Günther Sterninger von der Rot-Kreuz-Bezirksstelle Liezen erzählt. "Derzeit werden bis zu 100 Haushalte durch die Ausgabestelle in Liezen versorgt. Hauptabnehmer sind Pensionisten, viele davon alleinstehend, jüngere arbeitslose Menschen und Geringverdiener", erzählt er.
Auch Zettlinger Bauern helfen aus
2010 startete die Team Österreich Tafel Graz-Umgebung mit der Lebensmittelausgabe. Mann der ersten Stunde ist der Dietersdorfer (Gemeinde Dobl-Zwaring) Fritz Praßl. In zehn Jahren wurden über 500 Tonnen Lebensmittel ausgegeben. Heute versorgen mit ihm rund 60 Ehrenamtliche im zweiwöchigen Abstand 245 Kunden mit Nahrungsmitteln, Tendenz steigend. „Wir versorgen jetzt auch Ukrainerinnen und ihre Kinder“, so der 73-Jährige.
Ein Hoch aufs Ehrenamt
„Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre das gar nicht möglich“, zeigt sich der Motor der Tafel dankbar. Zuverlässige Lieferanten von Lebensmitteln sind SPAR, BILLA, HOFER, UNIMARKT, ganz besonders auch die Zettlinger Bauern. „Ich werde oft angerufen, wenn es Erdäpfel, Salat, Eier oder Obst gibt, damit ist den Leuten, die es brauchen, sehr geholfen“.
Bedarf leicht steigend
Bei jenen, die auf diese Lebensmittel angewiesen sind, verzeichnet Praßl eine leichte Zunahme. Nicht abgenommen hat indes die Bereitschaft der Hofläden und Konzerne, Nahrungsmittel der Tafel zur Verfügung zu stellen. „Wir bekommen seit kurzem jetzt auch von der Müller-Kette Paletten von Milch, Joghurt oder Sauerrahm“, sagt Praßl und freut sich über den Zuspruch. Die nächste Lebensmittelausgabe erfolgt am 20. August ab 17.30 Uhr in der Haushamerstraße. Zählnummern sorgen für einen reibungslosen Ablauf.
Vinzi-Märkte spüren erhöhte Nachfrage
Auch die Vinzi-Märkte spüren die Auswirkungen der Teuerungswelle. Im Vinzi-Markt in St. Barbara-Wartberg im Mürztal können Menschen mit geringem Einkommen Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs günstig erwerben. Rund 270 Kundinnen und Kunden, von Neuberg bis Wenigzell und Bruck an der Mur, kaufen im Schnitt ein.
Seit Beginn der Teuerungswelle verzeichnet die Vinzenzgemeinschaft St. Barbara, sie betreibt den Markt, einen ständigen Anstieg der Kundinnen und Kunden. "Momentan haben wir rund 20 Prozent mehr Kundinnen und Kunden. Und es wird immer mehr", sagt Marktleiterin Angelika Faustmann.
Im Vinzimarkt in St. Barbara sind Personen einkaufsberechtigt, die alleinstehend weniger als 1.050 Euro bzw. zu zweit weniger als 1.550 Euro zur Verfügung haben – pro Kind steigt jene Grenze um 150 Euro. "Es gibt aber auch einige Spezialfälle. Wenn jemand sehr hohe Kreditraten zu zahlen hat und auch sonst wenig Geld zur Verfügung hat, helfen wir auch hier. Wir schauen uns das dann an und entscheiden. Denn es kann schon sein, dass jemand, der zwar mehr verdient, aufgrund von hohen Zahlungen aber weniger zur Verfügung hat, als jemand der bei uns einkaufsberechtigt ist", erklärt Faustmann.
Und wie sieht es im Vinzi-Markt Deutschlandsberg aus? Hier war noch vor Kurzem kein zusätzlicher Ansturm neuer Kundinnen und Kunden spürbar gewesen. Die Situation rund um Corona habe Leiterin Gabriele Novak und ihrem Team mehr zu schaffen gemacht – ebenso die unmittelbaren Folgen des Urkaine-Kriegs.
Eine hohe Frequenz herrschte jüngst übrigens im Carla-Laden in Deutschlandsberg. Vor allem die Nachfrage nach Bekleidung und Gebrauchsgegenständen sei hoch. Ein Einfluss des Ukrainekrieges sei im Geschäft bemerkbar. Laut Ulrike Wachtler, Leiterin der Carla-Projekte, habe man bemerkt, dass seit ca. einem Jahr mehr Menschen aus der Mittelschicht einkaufen – auch junge Menschen bzw. junge Familien würden vermehrt zur Kundenschicht zählen.
Weitere Detailinformationen:
Auf den Online-Auftritten der Team Österreich Tafel, der Vinzimärkte und Carla-Läden findet man noch nähere Informationen bzw. Adressen, Öffnungszeiten und gegebenenfalls die Voraussetzungen für die Nutzung.
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