Arbeitsmarkt
Lockdown und Winter halten AMS auf Trab
AMS: Lockdown und Saisonarbeitslosigkeit stoppen vorerst den positiven Trend am Arbeitsmarkt.
REGION. Wie die WOCHE berichtete, ließ der "harte" Lockdown die Zahl der Arbeitssuchenden im Bezirk in die Höhe schnellen. Mit Ende November waren 1.932 Arbeitssuchende beim AMS im Bezirk gemeldet. Inklusive der 368 Schulungsteilnehmer waren im vergangenen Monat 2.300 Menschen ohne Job.
Frauen trifft es besonders hart!
Besonders betroffen vom Anstieg der Arbeitslosigkeit sind Frauen. Hier beträgt der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr 28,7 Prozent, während es bei den Männern nur 14,1 Prozent sind.
Eingetroffen ist die erwartete "Saisonarbeitslosigkeit" vor bzw. zur Winterzeit. So verbucht man im Vergleich zum Vormonat um 329 mehr Arbeitssuchende.
Auch am Stellenmarkt hinterlässt der Lockdown leider seine Spuren. Im vergangenen Monat wurden 183 neue Jobs beim AMS gemeldet, das sind um 68 weniger als im Vorjahr.
Hoffnung lässt allerdings der Lehrstellenmarkt aufkeimen – hier hält der positive Trend weiterhin an. Auf 83 offene Lehrstellen kamen im November 43 Lehrstellensuchende.
3 Fragen an Lieselotte Puntigam, Leitung AMS Südoststeiermark
Warum sind Frauen nun besonders von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen?
Die Branchen, die im Lockdown, sowohl im März, als auch jetzt besonders betroffen waren, sind eben solche, in denen überwiegend Frauen beschäftigt sind. Sowohl im Handel, als auch in der Gastronomie oder im Bereich Schönheitspflege sind Frauen als Beschäftigte überrepräsentiert. Nicht alle Firmen wollen oder können ihre Beschäftigtenstände halten und um Kurzarbeitsbeihilfe ansuchen und somit werden eben auch viele Frauen im Lockdown arbeitslos.
Wie reagiert das AMS auf die Folgen des Lockdowns und der Saisonarbeitslosigkeit?
Das sind zwei unterschiedliche Themen, die ich gerne gesondert beantworten möchte:
Als Folge des Lockdowns ist zu erwarten, dass nicht alle Betriebe im kommenden Jahr wirtschaftlich an die Zeit vor Corona anschließen können und wir rechnen auch 2021 mit einer höheren Arbeitslosigkeit – nicht in dem Ausmaß vom heurigen Frühling, aber die Wirtschaft wird schrumpfen. Was immer alle unsere Statistiken zeigen, ist, dass Menschen ohne Berufsausbildung sehr viel mehr von Arbeitslosigkeit betroffen sind, als jene mit einer gut Qualifikation. Nun liegt darin eben auch die Chance, die Arbeitslosigkeit zu nutzen, um Qualifizierungen im Rahmen der großen Joboffensive des AMS zu machen, vielleicht sogar einen versäumten Lehrabschluss nachzuholen. Fachkräfte werden nach der Krise am Arbeitsmarkt mehr denn je gefragt sein.
Saisonarbeitslosigkeit ist halt von bestimmten Branchen abhängig. So sind das im Bezirk vor allem das Bau- und Baunebengewerbe, das über die Wintermonate die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellen lässt. Wann und wie lange das dauert, ist natürlich stark wetterabhängig. Wird es im Frühling wieder warm, dann gehen die Baustellen los und die Arbeitslosigkeit in dieser Branche auch wieder zurück. Sicher schaffen nicht immer alle den Wiedereinstieg, oft finden Ältere oder Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr so rasch einen Job. Hier können wir sowohl mit Lohnkostenzuschüssen in Form von Eingliederungshilfe oder auch mit maßgeschneiderter Qualifizierung unterstützen.
Was ist Ihr aktueller Hoffnungsschimmer am Jobmarkt?
Die Krise bringt nicht nur große Herausforderungen, sie hat auch Entwicklungen am Markt, wie z.B. die Digitalisierung massiv beschleunigt. Viele kreative Unternehmen haben sich in der Zeit ein zweites Standbein geschaffen – Lieferdienste und Online-Versand haben auch am heimischen Arbeitsmarkt stark zugenommen. Das bringt für viele Menschen wieder neue Jobs und ich kann nur jedem raten, die Zeit der Arbeitslosigkeit zu nutzen, um mit einer gezielten Aus- oder Weiterbildung nach der Krise wieder neu durchstarten zu können.
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