Klimawandel
Phänomene werden Standard
Der Klimawandel lässt es schütten, der Temperaturanstieg ist schuld am Starkregen.
Alle 73 Feuerwehren des Bereiches Feldbach waren zuletzt mit 800 Mann in der Südoststeiermark im Dauereinsatz. Das gab's zuletzt im Katastrophenjahr 2009. Unwetter mit Starkregen häufen sich. Teilen wir die Einschätzung von Hobbymeteorologe Josef Kern, werden wir uns drauf einstellen müssen. Aber: Jetzt sollte erst einmal ein goldener Herbst folgen.
Die Erderwärmung ist schuld
Seit Juli 1991 führt der Fehringer Aufzeichnungen über Temperatur und Niederschlag. Dank der hydrologischen Station bei der Gärtnerei Puntschart reichen die Daten bis 1974 zurück. Kern kann sich allerdings noch weiter zurückerinnern. Und es ist gerade die Erinnerung, der in der Wahrnehmung und Interpretation der aktuellen Wetterlage eine bedeutende Rolle zukommt: "Ältere Jahrgänge sehen das Wetter anders, haben eine andere Erinnerung als jene Menschen, die nach 1970 geboren wurden", sagt der 62-Jährige. Was die Temperaturen angeht, "war dieser Sommer für die Generation 50 plus ein normaler Sommer".
Es sei der Klimawandel, der die Großwetterlagen verändert. Die Erderwärmung um 2 bis 2,5 Grad sei "stark mitverantwortlich" für kleinregionale Starkregenereignisse, so Kern. Kleine Gewitterzellen würden mit anderen zusammenwachsen, länger verharren und sich über einem Ort ausregnen. Mit dem Temperaturanstieg hätten auch die Niederschlagsmengen wesentlich zugenommen – etwa im Gebiet der Fehringer Dammwaldplatte um 50 Liter aufs Jahr gerechnet seit 1974. Nur die Verteilung sei eine andere. Fakt sei jedenfalls, dass die wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. 480 Liter hat etwa das Gebiet der Fehringer Dammwaldplatte, in dem Kern seine Messungen durchführt, allein in den Sommermonaten Juni, Juli, August abbekommen. Bis zu 80 Liter pro Stunde – das sind Regenmengen, die die Böden und die Kanalisation nicht aufnehmen können.
Und die Südoststeiermark ist immer öfter und stärker betroffen. Hangrutschungen, Murenabgänge und Überflutungen sind die Folge. Aktuell gelten mit Feldbach, Gnas, Jagerberg, Paldau, St. Stefan und Unterlamm gleich sechs Gemeinden als Katastrophengebiet. Übrigens: Im Oktober stellt die Wetterlage um. Ab dann bleiben Niederschläge bei uns aus – leider, denn gerade die sogenannte Winterfeuchte ist wichtig für die Grundwasserbildung.
Schönwetter im Herbst
Was Vorhersagen betrifft, ist die Internetrecherche das Um und Auf. Eine halbe Stunde pro Tag interpretiert Kern die Prognosen des US-Modells GFS (Global Forecast System) und quasi des europäischen Pendants dazu, des Modells ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts). 3.593 Billionen Rechenoptionen pro Sekunde schafft der Supercomputer in England, doch das kleinregionale Wetter mit seinen lokalen Phänomenen spielt nach eigenen Regeln. Eine Prognose wagt Kern dennoch: "Wir bekommen einen Herbst, wie wir ihn uns wünschen. Schönwetterperioden haben größere Chancen." Und der Winter? Der dürfte ein bisschen "kühler" als im Vorjahr werden.
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