Netzwerk Weltkirche
Schwere Zeiten für die familiäre Landwirtschaft
In Gnas waren Herausforderungen und Chancen für die kleinstrukturierte Landwirtschaft Thema.
GNAS. Im Pfarrheim Gnas war nun bei einem Vernetzungstreffen der Initiative "Netzwerk Weltkirche" die Situation der Landwirtschaft Thema. Unter der Moderation von Margareta Moser (Welthaus Graz) diskutierten Irene Gombotz von "Die jungen wilden Gemüsebauern", Maria Fanninger von der Lebensmittel-Initiative „Land schafft Leben“ sowie Thomas Bauer und Alexander Wostry, die live aus Brasilien und Tansania zugeschaltet waren, über die Herausfoderungen für die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich, Lateinamerika und Afrika. 100 Teilnehmer lauschten den Ausführungen.
Konsument als wesentlicher Faktor
Festgestellt wurde beim Event, dass der Preisdruck, die Landflucht und der Klimawandel zu den Faktoren zählen, welche weltweit für eine Krise in der familiär strukturierten Landwirtschaft sorgen. Dies sei umso bedenklicher, da ja vor allem kleinlandwirtschaftliche Betriebe die Produktion gesunder Lebensmittel, sozial verträgliche Arbeitsbedingungen und Tierwohl garantieren würden.
Maria Fanninger: „Bei jedem Öffnen der Kühlschranktür muss ich mich fragen: ‚Welche Werte liegen bei mir im Kühlschrank?‘“
Laut Maria Fanninger sei ein Umdenken bei den Konsumenten gefragt: „Jene Produkte, die die Umwelt etwa durch lange Anfahrtswege am meisten belasten, sind im Supermarkt am günstigsten“, kritisiert Maria Fanninger.
Es sei also der Konsument gefragt, mit seinen Kaufentscheidungen über Tierwohl, Arbeitsbedingungen und Naturschutz zu entscheiden: „Wir selbst müssen den Schalter umlegen und bewusst einkaufen“, so Fanninger. „Bei jedem Öffnen der Kühlschranktür muss ich mich fragen: ‚Welche Werte liegen bei mir im Kühlschrank?‘“
Dass vor allem auch vorherrschende Strukturen und Rahmenbedingungen die Situation der familiären Landwirtschaft weltweit beeinflussen würden, hielt Thomas Bauer fest. Der gebürtige Vorarlberger, der seit 1996 in Brasilien lebt, erzählte von einem aktuellen Fall von Landraub durch Großkonzerne, die indigenen Völkern ein Gebiet in der Größe von 330.000 Hektar wegnehmen, um darauf Soja anzubauen.
Während es am Beginn seiner Tätigkeit noch darum gegangen sei, Gruppen zu fördern, die sich eine Existenz aufbauen wollten, bestehe seine Arbeit heute vorwiegend darin, Menschen vor der Vertreibung zu beschützen. „Es muss global an Lösungen gearbeitet werden, die es nicht zulassen, dass solche Strukturen bestehen können“, so Bauer.
Leuchttürme in der Region
Damit nachhaltig eingekauft werden kann, gibt es regionale Initiativen wie beispielsweise jene der „Hofschneider Dirndl’n“. Christina und Stefanie Niederl bestücken in Gnas, Graz und an drei weiteren Standorten Automaten mit regionalen Produkten.
„So kann man sich von Nahrung ernähren, die im Umkreis von fünf bis zehn Kilometer produziert worden ist“, erklärt Stefanie Niederl.
20 weitere Initiativen aus der Region Südoststeiermark haben im Rahmen der Veranstaltung ihre Produkte vorgestellt – darunter Vertreter vom „Ziegenhof Milchmädchen“, von Bäcksteffl oder dem Obsthof Haas. Vor Ort waren auch Vertreter der Netzwerk-Weltkirche-Mitgliedsorganisationen, die in Afrika, Asien und Lateinamerika familiäre Landwirtschaft unterstützen.
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