Älter als die Republik

Franz Ebner in seinem Zuhause. Trotz seiner 101 Jahre ist er immer noch rüstig
  • Franz Ebner in seinem Zuhause. Trotz seiner 101 Jahre ist er immer noch rüstig
  • hochgeladen von Julia Scheiring

OBERHOFEN. Oberhalb von Oberhofen, ziemlich versteckt im Wald steht ein kleiner Hof. Dort lebt Franz Ebner und die Ruhe und die Natur. Er ist heuer 101 Jahre alt geworden und damit noch in der k.u.k. Monarchie auf die Welt gekommen. An die Nachkriegszeit und den zweiten Weltkrieg kann er sich noch lebhaft erinnern. Auch geografisch und geschichtlich kennt sich der rüstige Oberhofer bestens aus. Über sich selbst redet er zwar nicht so gern, an Geschichten mangelt es ihm aber nicht.

Kindheit im Mölltal

Franz wuchs als Jüngstes von 10 Kindern im Kärntner Mölltal auf. In Napplach, ein Weiler von Reisegg, verbrachte er seine Kindheit in der Nachkriegszeit auf dem Hof der Eltern. "Die Zeiten damals waren spartanisch", erinnert er sich an die Armut und die Verzweiflung die überall herrschte. Er ging zur Schule, bis er 14 war und besuchte anschließend die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Litzlhof in der Nähe von Spittal an der Drau. Allerdings nur im Winter, im Sommer musste er zuhause am Hof helfen.

Kriegsjahre in Skandinavien

Die Schulzeit währte aber nicht lange, schon bald wurde er in die deutsche Wehrmacht eingezogen und trat der 4. Batterie des Gebirgsregiments 111 bei. Ihn verschlug es zunächst nach Polen und anschließend nach Dänemark und Skandinavien, wo er den Großteil der Kriegszeit verbrachte. An diesen Teil seines Lebens kann er sich noch bestens erinnern, auch an die weiten Märsche, die Flugreise, die beinahe in einer Bruchlandung geendet hätte und die Bombenangriffen auf den Hafen, wo sie in der Nähe übernachtet hatten. "Unsere Müdigkeit war damals groß genug, dass es uns nicht kümmerte", lacht der 101-Jährige heute.

Erholung auf der Alm

Seine rund 70-köpfige Gruppe war dann in Aalborg (Dänemark) und später in Norwegen im Einsatz. Über Narvik ging es dann schließlich rund um das Nordkap an die Murmanskfront. Als der Krieg dem Ende zuging, wanderte seine Division wieder in Richtung Heimat und kam schließlich nach Trier, wo sie in amerikanische Kriegsgefangenschaft gerieten. Im Herbst 1945 kamen sie jedoch wieder frei und traten die Heimreise an. "Danach musste ich mich erst einmal erholen", erzählt Franz. "Deshalb habe ich die Zeit bis Weihnachten auf der Alm eines Verwandten verbracht."

Ein Haus im Nirgendwo

Die Liebe verschlug ihn dann nach Oberhofen. Seine Frau Oswalda, die er in Innsbruck kennenlernte, wollte nämlich hier ein Haus bauen. Allerdings nicht unten im Dorf, sondern oben im Wald. "Diese Gegend war damals noch gar nicht erschlossen. Wir mussten erst einmal schauen, ob es überhaupt Wasser gibt", erinnert sich Franz. Das Haus baute er nur von seinem eigenen Geld, Schulden wollte er keine machen. Früher hatte er hier auch Vieh, jetzt aber nicht mehr. Mittlerweile führt ein Weg zu dem kleinen Hof, das war früher anders. "Ich musste ja immer nach Innsbruck zum Arbeiten", erklärt der gelernte Zimmerer, "Deshalb bin ich früher immer zu Fuß rauf und runter und später dann mit einem Moped, das ich mir geleistet habe." Mit dem Moped ist der rüstige Mann zwar nicht mehr am Weg, zu Fuß aber schon noch: "Aber das ist eher ein Hatschen, als ein Gehen."

"Die Ruhe ist mir heilig"

Auch sonst benötigt er inzwischen Hilfe. Benni Stachovitz aus Oberhofen kommt immer wieder zu ihm, sieht nach dem Rechten und hilft ihm beim Mähen, Holztragen und anderen Arbeiten, die für Franz nicht mehr schaffbar sind. Bis vor wenigen Jahren hat Franz noch selbst gekocht, heute bezieht er Essen auf Rädern. "Das schmeckt mir aber auch gut", beteuert er. eit seine Frau vor rund 20 Jahren verstorben ist, lebt er alleine abseits vom Dorf: "Ich habe im Militär genug Gesellschaft gehabt, mir ist die Ruhe heilig", meint er. Generell ist er zufrieden mit seinem Leben. Geheimnis für sein hohes Alter hat er keines. Am Essen liege es aber nicht: "Ich habe einfach gegessen, was auf den Tisch gekommen ist", lacht er.

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