Am eigenen Leib
Eine Nacht im Schlaflabor: Mit Kabelsalat im Bett

Dr. Christoph Puelacher betreibt in Telfs das Schlaflabor
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TELFS (jus). Gesunder, erholsamer Schlaf ist unabdinglich für eine gute Lebensqualität. Doch in den letzten Jahren haben Schlafprobleme zugenommen.

"Rund 30 Prozent der Tiroler schlafen nicht erholsam", informiert Lungenfacharzt Dr. Christoph Puelacher, der seit 2002 in Telfs ein Schlaflabor betreibt. Aber was ist denn ein Schlaflabor überhaupt genau und was macht man da (außer schlafen)? Diese Fragen haben wir uns in der Redaktion auch gestellt und beschlossen, es am eigenen Leib auszuprobieren. Deshalb vereinbarten wir einen Termin für eine Diagnosenacht im Labor.

Das Experiment beginnt

Um 21:30 komme ich nach Telfs, ins Ärztehaus. Überall ist es schon dunkel, nur im Büro brennt noch Licht. Zwei Krankenschwestern, Sabine und Christine haben noch Dienst, für Sabine wird er noch die ganze Nacht dauern. Denn von den vier angestellten Krankenschwestern muss immer eine die Patienten überwachen. Damit nichts passieren kann, schläft in einer angrenzenden Kammer ein Doktor, dieser ist zur Not sofort zur Stelle.
Dann führt mich Sabine zu meinem Zimmer, in der ich die Nacht verbringen darf. Ich hätte eigentlich eine Art Krankenbett erwartet, stattdessen komme ich in ein gemütliches Zimmer, fast in einem Hotel. Einziger Unterschied: die Kabeln, die hinter dem Kopfpolster stecken.

Atemausfälle mit schweren Folgen

"Von diesen Zimmern gibt es derzeit drei", erklärt mir Sabine, "und die sind fast immer belegt." Ins Schlaflabor kommen nämlich nicht nur jene, die eine allgemeine Diagnose machen möchten (so wie ich), sondern vor allem Menschen mit Schlaf-Apnoe, die jedes Jahr eine Routineuntersuchung machen müssen.
Schlaf-Apnoe bezeichnet Atemausfälle in der Nacht. "Die Spätfolgen von Schlaf-Apnoe sind sehr gefährlich", erklärt Dr. Puelacher. "Sie können von Herzinsuffizienz über Schlaganfall bis hin zu Depressionen reichen." Viele Symptome würden aber zunächst nicht auf Schlafstörungen zurückgeführt und medikamentös behandelt, weshalb es hier einen Schulterschluss zwischen anderen Ärzten und Schlafcoaches brauche. Wird bei jemanden eine Schlaf-Apnoe festgestellt, bekommt er eine Beatmungsmaske, diese muss dann regelmäßig kontrolliert werden.

Schlafen wie ein Roboter

Davon weiß ich im Moment aber noch nichts, ich habe jetzt erst einmal Zeit, mich einzurichten. Das Zimmer ist mit einem Bett, einem Schrank, einem Schreibtisch und einer Waschecke eingerichtet, auch ein großer Fernseher hängt an der Wand. "Die Patienten dürfen vor dem Einschlafen lesen, fernsehen oder was sie wollen", erklärt mir Sabine. "Aber um zirka 11 Uhr sollten sie dann langsam schlafen." Sie ist zurückgekommen, um mich zu verkabeln. An die Kabel hinter dem Bett bin ich zwar nicht angeschlossen, dafür sehe ich sonst aus wie ein Cyborg. Im Gesicht kleben Sensoren, an den Beinen, hinter den Ohren und auf der Brust. Damit werden jetzt Atmung, Puls, Beinbewegungen, ja sogar eventuelles Schnarchen erfasst. Alle Kabel laufen in einem kleinen Kasten, den ich um die Brust geschnallt habe, zusammen. 
Irgendwie bezweifle ich, dass ich so schlafen kann. "Das geht den meisten so", bestätigt Sabine, "aber trotzdem schlafen die meisten dann gut. Wenn nicht, bekommen sie von uns homöopathische Einschlafhilfen." Und tatsächlich: auch wenn es etwas länger als sonst dauert, schlafe ich schließlich mehr oder weniger durch. Um halb 7 ist die Nacht auch schon wieder vorbei und ich werde von Sabine geweckt und entkabelt. Sie teilt mir auch schon erste Beobachtungen mit.

Drei Komponenten 

Die genauen Ergebnisse werden mir aber im Zuge der Analyse mit Dr. Puelacher verraten. Er geht noch einmal auf die einzelnen Messungen ein und erklärt mir, welche Auswirkungen die Ergebnisse haben. Dabei geht es aber nicht nur um den Schlaf per se, sondern auch um Ernährung und Bewegung. "Diese drei Komponenten müssen stimmen", erklärt mir Dr. Puelacher. Auch das Bett und die Raumtemperatur haben Auswirkungen auf den Schlaf, ebenso die emotionale Verfassung. Die genauen Ergebnisse werden an dieser Stelle natürlich nicht verraten, nur so viel: geschnarcht habe ich nicht :-)

Aufklärungsrate steigt

Puelacher betreibt das einzige Schlaflabor im Oberland, weitere gibt es an der Neurologie Innsbruck, in Natters und in Hochrum. Rund 700 Patienten betreut er mittlerweile, der Informationsgrad in Sachen Schlafstörungen sei massiv gestiegen. "Oft schicken dann gerade auch Frauen ihre Partner, weil sie bemerken, dass er in der Nacht Atempausen hat", schildert Puelacher, der allen dazu rät, Störungen so früh wie möglich abzuklären. "Denn Schlafmedizin ist hochpräventiv und das Schöne an meinem Beruf ist, dass die Trefferquote extrem hoch ist", meint er abschließend.

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