Werke zeitgenössischer, überregional bedeutender Künstler
Mosny in der Villa Schindler in Telfs

Birte Mosny und Kuratorin Karin Pernegger (re.) mit den großformatigen Früh- und Spätwerken von Gonn Mosny in der Villa Schindler.
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  • Birte Mosny und Kuratorin Karin Pernegger (re.) mit den großformatigen Früh- und Spätwerken von Gonn Mosny in der Villa Schindler.
  • hochgeladen von Georg Larcher

TELFS. Seine Werke haben selten einen Titel, denn nicht das fertige Objekt, sondern der Prozess sei das Wesentliche. Und der geht manchmal über Jahre. Die Sprache ist von Gonn Mosny. Seine Werke sind bis 30. Oktober in der Villa Schindler in Telfs ausgestellt.

2005: Übersiedelung nach Telfs

Mosny wurde 1930 in Hamburg geboren. Er war ein wichtiger Vertreter der abstrakten Kunst der Nachkriegszeit in Deutschland und Schüler von Willi Baumeister. 2005, nach einigen Stationen in Europa, übersiedelte er mit seiner Frau Barbara aus familiären Gründen nach Telfs, wo er erneut ein Atelier baut. Nach Barbaras Tod begann er 2014 seine letzte intensive Werkphase, die bis zu seinem Tod 2017 anhielt. Er verstarb am 21.9.2017 im Alter von 87 Jahren in Telfs, hier befindet sich auch sein Grab.

Anlässlich seines 90. Geburtstags ...

... werden erstmals von Gonn Mosny retrospektiv Arbeiten aus allen wichtigen Werkphasen in der Villa Schindler unter dem Titel "Loslassen" gezeigt. Die Schau mit dem Titel „Loslassen“ war bereits zum 90. Geburtstag des Künstlers 2020 geplant, konnte aber coronabedingt erst jetzt stattfinden.

"Loslassen"

Bei der Eröffnung am Mittwoch, 1. September, wurden die große Bandbreite der Werke von Mosny in der Villa vorgestellt. Bgm. Christian Härting würdigte den „Wahltelfer“ und dankte dessen anwesenden Töchtern Birte und Kerstin für das Zustandekommen der Ausstellung. Über sein künstlerisches Schaffen referierte Kuratorin Karin Pernegger, seine Tochter Birte gab vor der Eröffnung tiefe Einblicke in das Wesen ihres Vaters und seine Schaffensperioden. Zeitlebens wurde Mosny durch seine spezielle Bildauffassung beeinflusst, die sich gänzlich von einem Kunstwollen befreit und im Sinne des Zen-Buddhismus die Praxis der Malerei durch ein spirituelles Erleben neu definiert. Ohne ein Ziel vor Augen lässt er "die Überraschungen zu, die beim Malen entstehen".

Die Schau mit dem Titel „Loslassen“ ist bis zum 30.10.2021 in der Villa Schindler (Obermarkt 45) zu sehen. Öffnungszeiten: jeweils Do., 18–21 Uhr und Sa., 13–17 Uhr (Eintritt frei).

Zur Person: Gonn Mosny

Er produziert,
ohne sich anzueignen,
er tut,
ohne etwas zu erwarten.
Ist sein Werk vollendet,
hängt er nicht daran
und weil er nicht
daran hängt,
wird sein Werk
bleiben.“
TAO TË KING    

Das Werk von Gonn Mosny ist nicht gegenständlich, es ist Ausdruck seiner Vorstellung vom metaphysischen Gestaltungsraum. 
Der 1930 in Hamburg geborene Künstler, Sohn einer Malerin, gehörte zu den letzten Schülern von Willi Baumeister, bei dem er von 1952 bis zu dessen Tod 1955 an der Kunstakademie Stuttgart intensiv seine Auffassung von Malerei studierte.
Zeitlebens wurde Mosny durch seine spezielle Bildauffassung beeinflusst, die sich gänzlich von einem Kunstwollen befreit und im Sinne des Zen-Buddhismus die Praxis der Malerei durch ein spirituelles Erleben neu definiert. Ohne ein Ziel vor Augen lässt er "die Überraschungen zu, die beim Malen entstehen".
Baumeister veröffentlichte diesbezüglich 1947 das Buch „Das Unbekannte in der Kunst“, in dem er auf die Verwandtschaft zwischen dem Unbekannten und den Naturkräften hinweist. Er ist der Meinung, dass das Schaffen eines Kunstwerks das Handlungsvermögen des Menschen übersteigt und Teil von Naturprozessen ist. 
Auch Eugen Herrigel´s Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ (1948) beeinflusste Mosny in der absichtslosen Werkschöpfung, die jegliche Form und Gestalt auflöst. So kann das Zitat von Tao Të King – dem Buch zu den Grundlagen der taoistischen Weltsicht und Lebensweise – als ewig währendes Mantra seiner Malerei gelesen werden: „Er produziert ohne sich anzueignen, er tut, ohne etwas zu erwarten (…)“.
Von 1964 war Gonn Mosny Dozent für Malerei und ab 1971-85 Gründungsdirektor an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim und arbeitete überwiegend mit Keramik, Holz und Beton an Kunst-am- Bau-Aufträgen in ganz Süddeutschland. Zuletzt sind es Skulpturen aus gefundenen Materialien wie wurmzerfressenen Hölzern und besonderen Steinen.
Seine Werke haben selten einen Titel, denn nicht das fertige Objekt, sondern der Prozess sei das Wesentliche. Und der geht manchmal über Jahre.

Ab 1985 ging er nach Gordes in Südfrankreich, um frei zu malen. In 12 Jahren entstand dort sein Hauptwerk. Im Licht der Provence arbeitet Gonn Mosny intensiv. Resultat ist ein umfangreiches Oeuvre farbig-abstrakter, großformatiger Bilder.

Als Malgrund verwendet Mosny feine Portraitleinwand oder Papier, worauf er mit Ölfarbe, Kreide, Blei- und Buntstiften arbeitet. Er nutzt verschiedene Medien wie Pinsel, Rakel, Spachtel und Ziehklinge zum auf- und abtragen der Farbe. So entstehen kompakte und meist ungegenständliche Formen. Er kombiniert die Formen mit Zeichnungen, Linien, die oft skripturalen Charakter aufweisen. Sein Mal- und Zeichenprozess ist meditativ, alles Willentliche ausgeschaltet.
Seine Arbeiten erinnern an das Werk von Cy Twombly, einem der wichtigsten Vertreter des abstrakten Expressionismus, mit seiner Vereinigung von schriftzugartigen Zeichnungen mit abstrakter Malerei. Ihm war Gonn auch in Paris persönlich begegnet.

1989 erscheint im Kohlhammer Verlag die von Gisbourne verfasste Monographie „Gonn Mosny“, durch die das Werk Mosnys erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Ab da hat der Künstler, der eigentlich nicht die Öffentlichkeit sucht, immer wieder Ausstellungen.

Zurückgekehrt aus Frankreich, lebt Mosny ab 1997 mit seiner Frau Barbara wieder in seinem Stuttgarter Atelierhaus, das er 1959 im Stil Mies van der Rohes gebaut hatte.

2005 übersiedelte er mit seiner Frau Barbara aus familiären Gründen nach Telfs, wo er erneut ein Atelier baut.
Vormals dominierende, kompakte Motive der Malerei lösen sich zunehmend auf. Auch gegenständlichen Interpretationen sind nun nicht mehr undenkbar: „Auch die abstrakte Malerei endet in der Erfahrung des Menschen, Assoziationen suchen sich den Weg, was der Mensch schon gesehen hat. Wenn man die Strukturen verlässt, landet man unweigerlich im Assoziationsbereich des Gegenstandes“ (Gonn Mosny).
Nach Barbaras Tod begann er 2014 seine letzte intensive Werkphase, die bis zu seinem Tod 2017 anhielt.
Er verstarb am 21. September 2017 im Alter von 87 Jahren in Telfs.

Anlässlich seines 90. Geburtstag werden erstmals von Gonn Mosny retrospektiv Arbeiten aus allen wichtigen Werkphasen in der Villa Schindler gezeigt. 2022 wird aus diesem Anlass eine weitere Ausstellung im Kunstverein Pforzheim im Reuchlinhaus folgen. 

Termine:

Öffnungszeiten der Ausstellung: 2.9. – 30.10.2021, Villa Schindler, Obermarkt 45, 6410 Telfs
Donnerstag 18 – 21 Uhr, Samstag 13 – 17 Uhr, Eintritt frei

ZWEI ABENDE ZUR KUNST UND MUSIK IM WERK VON GONN MOSNY
Dienstag, 21.9., 20 Uhr, Gespräch
Dr. Peter Assmann, Direktor der Tiroler Landesmuseen, spricht mit Kuratorin Karin Pernegger zum Werk von Gonn Mosny

Mittwoch, 22.9, 20 Uhr,Konzert
ensemble chromoson, STUDIO #2 Gonn Mosny
Hannes Kerschbaumer – Leitung, Anna Lindenbaum – Violine, Luca Lavuri – Klavier, Philipp Lamprecht – Schlagwerk
Werke von Morton Feldman, John Cage u.a. Improvisationen zum Werk des Künstlers

VERMITTLUNGSPROGRAMM
Samstag, den 4.9., 11.9., 18.9., 25.9. um 16 Uhr jeweils Kunstauskunft mit Birte Mosny,
Mittwoch, den 6.10., 18 Uhr, Führung mit der Kuratorin: Zen Buddhismus und die Abstraktion im Werk von Gonn Mosny
Mittwoch, den 13.10., 16 Uhr Kinder Work Shop mit der Kuratorin: „Ich sehe, was du nicht siehst“, bitte Anmeldung unter kultur@telfs.gv.at
Samstag, den 30.10., 16 Uhr Finissage: Karin Pernegger spricht mit Birte Mosny zum Lebenswerk ihres Vaters

Schülerführungen mit der Kuratorin auf Anfrage unter kultur@telfs.gv.at möglich.

Kontakt: kultur@telfs.gv.at
Informationen: https://www.telfs.at/villa-schindler.html

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