Fair Trade ist in aller Munde

Der neue Trend in Österreich heißt Fair–Trade (fairer Handel). Vordergründig sicherlich eine scheinbar gute Idee, garantiert es doch (scheinbar) den Produzenten in den ärmeren Ländern einen verhältnismäßig angemessenen Preis für Ihre Produkte und somit einen höheren Lebensstandart. Geht man allerdings etwas tiefer in die Materie, eröffnet sich wiederum ein differenziertes Bild.

Fair-Trade heißt, Waren zu konsumieren, die in ärmeren, weit entfernten Ländern angebaut werden. Früher nannte man diese Waren Kolonialwaren - eben weil sie aus den kolonialisierten Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens zu uns gelangten. Und auch wenn das Fairtad-Gütesiegel bessere soziale und arbeitsrechtliche Standards für die ProduzentInnen garantiert, ist es weder sozial noch ökologisch sinnvoll, den Menschen in diesen Ländern ihre Nahrungsmittel wegzunehmen und sie über tausende Kilometer in die reichen Länder zu transportieren. Wegnehmen? Ja, wegnehmen: Denn es ist - trotz Fairtrade und damit im regionalen Vergleich besseren Löhnen - letztendlich die Armut, die zum Export zwingt, was in den meisten Ländern wiederum die Hauptursache für Hunger ist.

Bananen, Kakao, Kaffee, Tee etc. aus dem zertifizierten Fairem Handel sind eben nur die bessere Alternative, als diese Produkte “konventionell”, also von profitorientierten Importeuren zu kaufen. Sich komplett mit Kolonialwaren zu ernähren dient zwar vielleicht dem ausgeprägten Lifestyle-Bedürfnis vieler “Lohas (Lifestyles of Health and Sustainability )”, ist aber letztendlich - ja, kolonialistisch. Wer wirklich “gut” konsumieren möchte, sollte so REGIONAL und ÖKOLOGISCH wie möglich einkaufen. Das wäre wirklich FAIRTRADE..

Es geht mir nicht darum, die Fairtrade-Initiativen zu verteufeln; vielmehr sehe ich in den, durchaus gut gemeinten Aktivitäten des fairen Handels, eine naive Blauäugigkeit, die ignoriert, "dass die internationale Wirtschaft ein Krieg ist, in dem alle Waffen erlaubt sind"; die auch vergisst, dass "wir in einer Welt leben, in der die Jagd nach den niedrigsten Preisen (Geiz ist nach wie vor geil) keine Grenzen kennt". Die Idee vom gerechten Handel - und damit vom gerechten Preis - hat nichts Bahnbrechendes an sich; vielmehr kommt die Darstellung der Dinge einem regelrechten verstandesmäßigen Betrug gleich. Die Strategien der multinationalen Konzerne, die für bestimmte Nischenprodukte mittlerweile, wie etwa die Beispiele der Discounter Lidl, Hofer usw. zur eigenen Image-Aufbesserung fair gehandelte Produkte in ihre Regale stellen, ohne auch nur andeutungsweise an den eigenen wie den globalen Handelsstrukturen etwas ändern zu wollen, zeigen klar die Heuchelei und die Manipulationsabsichten gegenüber den Verbrauchern. Alles in allem ist die ganze Debatte nichts anderes als ein mildtätiger Weichspülerdiskurs.

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