vom Zauber des Holunders

Es regnet und regnet hier in Tirol ... doch wer einen Blick hinaus wagt, wird feststellen, dass die Natur dieses Wetter in vollen Zügen genießt. So lässt sich beobachten, dass trotz Wolken und Wind der Holunder jeden Tag mehr Blüten öffnet. Und damit ist es Zeit, sich diesem Zauberpflänzlein ein wenig zu widmen.

Ringel, Ringel, Reihe ... Wer kennt nicht den alten Kinderreim, der über so viele Jahrhunderte auch heute noch besteht? Auch wenn wir nicht mehr Ringtänze um Bäume oder Sträucher wie unsere keltischen Vorfahren zelebrieren, das Wissen um das Brauchtum und den sorgsamen Umgang mit einem so mächtigen Strauch wie dem Holunder scheint unvergessen.

Der Holunderbusch war, obwohl er weder eine Busch- noch eine Baumschönheit ist, der Lieblingsbaum der germanischen Göttin Holla. Obwohl seine Äste krumm sind und er mit einer unschönen Rinde bedeckt ist, noch dazu oft morsch und abbruchreif wirkt und im Winter eine sehr greisenhafte Figur zeigt, erstrahlt der Hollerbusch jedes Frühjahr in sattem Grün und mit leuchtend weißen Blüten. Er besitzt eine stille Schönheit und ist nicht nur durch seine Bedeutung in der Mythologie eine ganz besondere Pflanze.
Die Göttin Holla war eine den Menschen zugeneigte, ihnen freundlich und mild gesonnene Göttin, die Pflanzen und Menschen Schutz gab. Sie konnte vor allem die Menschen von Krankheiten heilen und wurde als stets helfende Muttergöttin sowie als weise Frau angesehen. Die Menschen verehrten in ihr die Güte der Mutter Erde und das strahlende Himmelslicht zugleich. Ihr zum Dank wurden in früheren Zeiten Opfer unter den Holunderbüschen gebracht und seit jeher sagt man dem Holler nach, Schutz für Haus und Hof in jeder Lebenslage zu geben. So durfte er bei keinem Bauernhaus fehlen und fand in jedem noch so kleinen Garten Platz. Von jeher galt der Holunder damit als eine Schutzpflanze – ein Blitzableiter, der Unheil von Haus und Hof abhalten soll. Wohl mit ein Grund warum man bei fast jedem Stadl am Feld einen findet.

Genug der Hintergründe ... wenden wir uns dem Kulinarischen zu :-) Sobald die Sonne scheint, duften die Blüten des Holunders wunderbar und laden ein, sie zu pflücken und in besondere Köstlichkeiten zu verwandeln - hier ein paar Vorschläge:

Holundersaft
Circa 60 Blütendolden pflücken (ACHTUNG - Lausgefahr!) und in 3 Liter Wasser einlegen. Mit dem Saft von zwei Biozitronen verfeinern und einige Scheiben davon hinzugeben (auch gerne mehr). Dann 2 Tage stehenlassen und schauen, dass nach Möglichkeit die Blüten unter Wasser sind. Dann abseihen, mit 2,5 - 3 kg Zucker vermischen und genießen. Am besten mit eiskaltem Sprudelwasser :-)
Wer gerne experimentiert - einfach Melisse oder Pfefferminze (jenachdem was ihr im Garten oder am Balkon habt) dazugeben ... auch Limetten statt Zitronen schmecken sehr gut!

Nicht ganz so einfach, aber dafür etwas Besonderes:
Holundersekt
Dafür 2 Biozitronen in Scheiben schneiden und gemeinsam mit 10 großen Blütendolden in ein Gefäss geben. Gut 5-6 Liter Wasser, gemischt mit 1/16 Liter Weinessig und 60 dag Zucker, dazugeben, mit einem Tuch bedecken und an einem warmen Ort (gerne auch Sonne) stehenlassen. Alles zusammen wird trüb und mit einem schmierigen Film - ein Zeichen, dass er fertig ist (ca. 5 Tage). Jetzt abseihen, abfüllen (Flaschen mit Bügel) und kühlstellen! Prost!

HolunderblütenBowle
Eine Flasche von einem guten Weisswein mit einem Viertelliter (selbstgemachten) Holunderblütensirup mischen und über Nacht stehen lassen. Kurz vor dem Genuss mit gut zwei Litern kaltem Mineralwasser (wahlweise natürlich auch eine Flasche Wasser und eine Flasche Prosecco *g*) in eine dekorative Schüssel geben, Zitronenscheiben und abgezupfte Holunderblüten dazugeben und ggf. ein paar Eiswürfel ...

HolunderblütenEssig
Ein sauberes Glas (1 Liter) zu 3/4 mit abgezupften Holunderblüten befüllen. Zwei Esslöffel Honig mit 0,75 Liter Essig versprudeln und einfüllen. Dann alles an einem dunklen Ort rund 4-5 Wochen ziehen lassen ... und dann genießen!

Hollerküchle (10 Stück)
Holunderblüten so abschneiden, dass sie einen Stiel haben :-) 150 Gramm Mehl mit 200-250 ml Bier und zwei Eigelben verrühren. Wer mag kann den Teig mit etwas Zucker süssen oder mit Zimt, Galgant und einer Brise Nelkenpulver verfeinern - muss aber nicht sein. Eischnee schlagen und unterheben. Nun Öl zum Herausbacken in einer Pfanne erhitzen, die Blüten in den Teig tauchen und kurz im heißen Fett backen. Auf einem Küchenpapier abtropfen lassen, mit Zimt und Zucker bestreuen und auf der Zunge zergehen lassen.
Wer es nicht mit Bier machen möchte, nimmt einfach Milch - kreativ sein!

Genießt die Natur ... was gibt's denn Schöneres?!

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.