Geheimnisse des Schlossbichls in Telfs: Ausstellung über den "heiligen Hügel"

Ausstellungbesucher studieren die Fundstücke in den Vitrinen. | Foto: Dietrich
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TELFS. Nach aufsehenerregenden Funden durch Metallsuchern stellte die Gemeinde Telfs – mit Unterstützung durch Denkmalamt, Land und TVB – 2015 und 2017 Grabungskampagnen auf die Beine. „Es ist nicht alltäglich, dass eine Gemeinde hier initiativ wird, aber es ist wichtig, unsere Vergangenheit zu erforschen“, meinte Bgm. Christian Härting in seinen Grußworten bei der bestens besuchten Eröffnung. Neben dem Bürgermeister konnte Heimatbundobmann HR Hans Sterzinger u. a. auch Kulturreferent GV HR Josef Federspiel und weitere Gemeinderäte sowie den Chefarchäologen des Denkmalamts in Innsbruck Mag. Johannes Pöll begrüßen. Für die musikalische Begleitung des gelungenen Eröffnungsabends sorgte Peter Reitmeir mit seiner Harfe. Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Stefan Dietrich.

Telfer "heiliger Hügel" hat einiges zu bieten

Die bisherigen Forschungsergebnisse erläuterte Grabungsleiter Markus Wild MA. Mehrmals war dabei zu hören, dass der Schlossbichl wissenschaftlich auch aus überregionaler Sicht einiges zu bieten hat. U. a. weil die dortige Opferstätte in eine höchst interessante Übergangsphase zu datieren ist, nämlich in die Zeit, als die Römer den Alpenraum unterwarfen und ihrem Imperium eingliederten.

Spannende Details: Auf dem Schlossbichl kam – erstmals in Tirol – ein Schuhnagel eines Legionärs aus der Zeit von Kaiser Augustus zu Vorschein, der die Anwesenheit römischen Militärs in der Kultstätte belegt. Ebenfalls bemerkenswert ist eine am Hügel entdeckte Bestattung der sogenannten „Heimstettener Gruppe“, die einige Jahrzehnte nach der römischen Eroberung einzuordnen ist. Ihr Merkmal ist, dass altertümliche Trachten und Schmuckstücke verwendet wurden, offenbar um den ins Land gekommenen neuen Modeströmungen „Traditionelles“ entgegenzusetzen.

Noch einige Fragen zur Kultstätte am Schlossbichl offen

Ein wesentliches Ergebnis der Grabungen auf dem Schlossbichl ist, dass ein zentrales Kultareal identifiziert und freigelegt werden konnte. Da die wissenschaftliche Bearbeitung der Funde noch im Gang ist, sind manche Fragen offen. Was man bisher weiß, fasst ein Begleittext der Ausstellung so zusammen: „Die Kultstätte hatte ihren Zugang wahrscheinlich an der Westseite, wo eine auffällige Barriere aus Gräben optisch die Abgrenzung des Heiligtums signalisierte. Das umbaute Areal am Osthang war mit Sicherheit ein zentraler Kultbereich. Der Platz war von massiven Steinmauern eingefasst, der Zugang gepflastert. Dort fanden Opferhandlungen statt, bei denen Feuer eine Rolle spielte. Knochen in großer Zahl belegen, dass Haustiere (Rind, Ziege, Schaf, Schwein) geopfert wurden. Die Gaben und Überreste wurden offenbar nach dem Ritual gesammelt und an verschiedenen Stellen des Hügels deponiert. Die Masse der geopferten Wertgegenstände – Waffen, Metallgeräte, Schmuckstücke usw. – stammt aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Bald nach der Eingliederung des Alpenraumes ins römische Reich unter Kaiser Augustus scheint der Opferbetrieb auf dem Schlossbichl zum Erliegen gekommen zu sein. Die Stätte muss der Bevölkerung aber noch längere Zeit als „heiliger Ort“ bekannt gewesen sein. Das zeigen einzelne Fundstücke aus der römischen Epoche.“

Die Ausstellung „Schlossbichl – der heilige Hügel von Telfs“ im Fasnacht- und Heimatmuseum Noaflhaus (Untermarktstraße 20) ist bis 6. Dezember jeweils Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr geöffnet.

Museumspädagogische Führungen zur Ausstellung werden auch außerhalb der Öffnungszeiten angeboten: Tel. 0676/83038307, Mag. Anne Potocnik-Paulitsch.

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