Die Milbe fordert die Telfer Imker

Norbert Wörle mit seinen noch verbliebenen Bienenvölker. Die müssen sich nun gut weiterentwickeln.
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  • Norbert Wörle mit seinen noch verbliebenen Bienenvölker. Die müssen sich nun gut weiterentwickeln.
  • hochgeladen von Georg Larcher

TELFS. Norbert Wörle konnte es kaum fassen, als er heuer in den ersten warmen Tagen vor den stillen Fluglöchern stand: "Da bewegte sich fast nichts mehr. Ich habe die Hälfte meiner Bienenvölker verloren. Das hatte ich in meinen über 20 Jahren als aktiver Imker noch nie erlebt." Die Verluste an Bienenvölkern liegen zwischen Totalausfall bis wenig Verluste, wie bei Vereins-Kassier Peter Braunhofer. Seine etwa 45 Völker blieben von der Varroa-Milbe weitgehend verschont: "Ich habe immer fleißig bekämpft, hatte nur wenige Verluste heuer, einfach weil sie verhungert sind. Es gab aber auch schon schlechte Jahre mit bis zu 25% Verluste."

Imker-Boom hält an

Der Bienenzuchtverein Telfs und Umgebung (Telfs, Pettnau, Oberhofen, Pfaffenhofen) zählt heute 50 Mitglieder. Trotzdem ist die Zahl der Bienenvölker sinkend, auch ohne Varroa-Milbe. "Vor fünf Jahren hatten wir nur 30 Mitglieder, dafür 500 Völker", erzählt Wörle: "Heute 50 Mitglieder, aber nur mehr 400 Völker. Es gibt immer weniger Großimker." Seit einigen Jahren boomt das Imker-Hobby. Viele haben nur bis zu drei Völker, wenn dann ein oder zwei Völker wegen Krankheiten zugrunde gehen, ist es für diese Klein-Imker dramatisch, manche hören wieder auf. Auch Wörle, der bis zum Vorjahr noch zehn Völker von Carnica-Bienen hatte, muss seinen Bestand jetzt wieder mühsam aufbauen, Königinnen züchten und genug Futter bereit stellen. "Da beginnt jeder Betroffene zu überlegen, was die Ursache war: Hat vielleicht der Imker Fehler gemacht? Hauptursache ist sicherlich die Varroa-Milbe", so Wörle.

Bienenvolkskranheit Nr. 1

"Der vorletzte Winter (2015/16) war sehr mild, und die Bieneköniginnen haben auch im Winter Eier gelegt. Es waren ideale Voraussetzungen für die Milbe, die sich in der verdeckelten Brut vermehrt", weiß Wörle. Bis zum Schleudern des Honigs, Ende Juli 2016, hat sich die Varroamilbe dann so stark vermehrt, dass die Bienenvölker geschädigt wurden. "Bis zur Honigernte können wir keine Mittel gegen die Milbe einsetzen, sonst wäre das auch im Honig drin", erklärt der leidenschaftliche Imker. Die geschwächten Völker sind sehr anfällig gegen Viruserkrankungen. "Das Desaster hat sich bei einigen Imkern bereits im Herbst angekündigt, als geschwächte Völker von Nachbarvölkern ausgeraubt wurden. Das typische Erscheinungsbild dafür sind leere Bienenwohnungen - ohne Bienen und ohne Futter für den Winter", erklärt Wörle. Die Bienen haben sich zum Teil in andere Völker „eingebettelt" und bringen auch Varroamilben mit, die im Spätherbst den Varroadruck weiter erhöhen. Die Methoden zur Bekämpfung der Varroamilbe bringen dann nichts mehr.

Genug Nahrung bei uns

Wörle begleitet nun seine Bienenvölker bei ihrer Aufwärtsentwicklung und erfreut sich daran, was die Bienen jetzt in der Natur finden: "Haselnuss, Erika, Weiden, das ist auch gut erkennbar an den unterschiedlich gefärbten Pollen." Bei der Futterbeschaffung tun sich die Bienen derzeit leicht, erklärt Wörle. "Natürlich ist es schön, wenn auch beim Einpflanzen in den Gärten auf die Bienen Rücksicht genommen wird."

Faulbrut wütete im Raum Innsbruck

Die Imker der Region blieben im Vorjahr von der amerikanischen Faulbrut verschont, die wütete im westlichen Mittelgebirge bis in das Stadtgebiet von lnnsbruck. Die Veterinärbehörde grenzte einen Bereich ein, über den die Bienen nicht hinausgelangen dürfen, also verkauft oder ausgesetzt. Eine Ursache dieser Faulbrut könnte auch Honig aus anderen Ländern sein, der noch in Resten im Müll landet und die Bienen aufnehmen, davon werden sie dann krank.

Zur Sache: Nützliche Bienen

Fast 80% unserer Nutzpflanzen werden von Bienen, die restlichen 20% werden von Hummeln, Wildbienen, Schmetterlingen... usw bestäubt. Ohne diese Bestäubung fällt die für uns so wichtige und sehr geschätzte Nahrungsvielfalt aus. Durch Insektenbestäubung können die Erträge vieler Nutzpflanzen um bis zu 50% gesteigert werden.

Lesen Sie auch hier:
https://www.meinbezirk.at/telfs/lokales/telfs-setzt-weiterhin-auf-bienen-d2063389.html

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