Ein Telfer und seine Millionenshow-Erfahrungen

Foto: ORF
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BB: Herr Sappl, Sie sind Lehrer am ILB (Institut für Lehrer/innenbildung am Hochschulstandort Stams), Kapellmeister bei der Marktmusikkapelle Telfs, Kenner, Liebhaber und Fachmann des schottischen Whiskys und haben unlängst erst bei der Millionenshow mit Armin Assinger teilgenommen.

Wie kam es zur Bewerbung? Und wie läuft so eine Bewerbung ab? Wann haben Sie erfahren, dass sie teilnehmen dürfen?
SAPPL: Es werden vom ORF-Castingteam per Zufallsgenerator punktuell KandidatInnen ausgesucht und einem ersten Telefoncasting unterzogen, bei dem man fünf mitunter recht knifflige Fragen frei beantworten muss. (Ich erinnere mich noch: ‚Nennt mich Ismail‘ – Aus welchem Buch stammen diese Anfangsworte. Auf welchem Planeten dauert das Jahr 88 Tage? Welcher trojanischen Seherin wurde nicht geglaubt?...) Ich hatte mich in unregelmäßigen Abständen online beworben, konnte das erste Casting während einer Mittagspause in Ruhe abwickeln, und wurde nach Wochen per Mail verständigt, dass man mich für ein zweites Casting ausgesucht hätte. Hier muss man sich dann auf ein ca. einstündiges Telefonat einstellen, um eine komplette Show (incl. Auswahlmöglichkeiten und Joker) quasi durchzuspielen und anschließend möglichst viel Privates und Interessantes von sich preiszugeben. Griffige Wortspenden für Herrn Assingers Moderationskarten. Drei Wochen später wurde ich dann – im Urlaub an der Costa del Sol – vom ORF telefonisch verständigt.

Wie haben Sie sich für die Fragen der Show vorbereitet?
SAPPL: Prinzipiell kann man sich in den drei verbleibenden Wochen nicht maßgeschneidert vorbereiten. D.h. ausreichend Allgemeinbildung, breitgefächerte Interessen und ständige Lektüre von Tages- und Monatspublikationen sind die ideale Grundlage, oder mit anderen Worten: Was Hänschen nicht lernt… eh schon wissen. Dennoch habe ich mit Quizbüchern – sehr empfehlenswert: Die Serie ‚Das Wissensquiz‘ – Detailwissen vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern vertieft und aus hintersten, verstaubten Ecken meiner Gedächtnisstube hervorgekramt. Meine Frau Kathrin hat sich in dieser Phase als Quizmaster verdient gemacht. Diese Vorbereitungszeit war persönlich sehr bereichernd, jetzt mal ganz und gar nicht pekuniär betrachtet.

Wie gestaltete sich der weitere Ablauf bis zur Show?
SAPPL: Es folgt viel Email-Verkehr, seitenweise Anweisungen und Instruktionen für den Kandidaten, die Begleitperson (Verhaltenskodex als Studiogast, drei verschiedene Outfits mit zu vermeidenden Farben und Mustern etc.) und die Telefonfreunde. Die Anreise, alle Transfers, Hotels und Flüge sind vom ORF vorgebucht bzw. nötige Auslagen werden sofort beglichen.

Erzählen Sie uns doch ein bisschen über ihre Eindrücke von hinter den Kulissen.
SAPPL: Alles läuft ungemein routiniert und exakt getimt ab: Gruppeneinteilung (welche Sendung/KandidatIn/Begleitperson), Probesendung (Reinschnuppern und technisches Briefing im Aufnahmestudio), Essen (ausgezeichnetes Catering), Aussuchen und Aufbügeln der Garderobe, Maske, Mikro-Verkabelung, mentales Coaching der ORF-Betreuerin. Das Millionenshow-Studio in Köln, das von RTL und ORF wechselseitig für die Aufzeichnungen verwendet wird, ist schon eine regelrechte Mini-Arena, ein kleiner Hexenkessel. Es ist natürlich kleiner als es im Fernsehen wirkt, doch die Atmosphäre ist – gerade deshalb – ziemlich spannungsgeladen und bisweilen nervenaufreibend. Meine charmante Begleitperson kann ein Lied davon singen…

Was hat Sie am meisten beeindruckt?
SAPPL: Zum ersten die oben beschriebene Professionalität; Vom ersten Anruf, über die Betreuung vor Ort, bis zur finanziellen Abgeltung, alles ist perfekt organisiert. Die Gewinnsumme war am Vormittag nach der Ausstrahlung auf dem Konto.
Die Stimmung unter den insgesamt 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war äußerst gut und locker. Auch Armin Assinger war sehr jovial und beeindruckte mit Schmäh und überzeugender Routine. Hinter der Bühne und auch während der Aufzeichnung plauderten wir viel über das Radfahren – er ist wie ich ja auch begeisterter Biker – und andere schöne Seiten des Lebens, sprich: Whisky und Schnaps. Für die Sendung wurde verständlicherweise einiges rausgeschnitten.

Wie schwierig ist es, vor laufenden Kameras und vor Publikum Fragen um viel Geld zu beantworten?
SAPPL: Diese Faktoren erschweren es eigentlich überhaupt nicht. Kameras und Publikum bin ich gewohnt. Es sind vielmehr Barrieren, die man sich selber auferlegt. Der Drang, alles jetzt noch mehr zu hinterfragen und abzusichern. Dabei verliert man ein Gutteil jener Coolness und Spontaneität, die einen zu Hause ‚auf dem Sofa‘ viele Antworten aus dem Ärmel schütteln lässt. Dieses ‚Couch-Feeling‘ sollte man sich bewahren – bei mir war und ist das Sicherheitsdenken zu sehr verankert. Das mag man jetzt für gut oder schlecht erachten.

Welche Personen haben Sie als Joker ausgesucht, wer wären Ihre Telefon-„Experten“ in kniffligen Fragen gewesen?
SAPPL: An meiner geliebten Arbeitsstätte, der KPH in Stams, braucht man nicht lange zu suchen, um hervorragende Experten auf vielen Wissensgebieten anzutreffen. Die drei Dottores, die ich ausgewählt habe, schienen mir als gute Nothelfer, um eventuelle Lücken meiner eigenen Bildung zu stopfen. Josef Windegger aus Telfs ist in Sachen Germanistik, Politik und Fußball(!) eine sichere Bank. Günther Thöni aus Landeck ist Arzt, Biologe und folglich auch ein wandelndes Griechisch- und Lateinlexikon. Und Klaus Greier aus Telfes ist in Sport, Geografie und Zeitgeschichte ein As – darüber hinaus eine Autorität in Sachen James Bond. Da kann und konnte nichts schief gehen.

Haben Sie es bereut, bei der EUR 30.000,00 Frage abgebrochen zu haben?
SAPPL: Womit wir wieder bei jener fehlenden Coolness wären. Ich war mir bei den 75.000 eigentlich ziemlich sicher, dass als genetischer Verwandter des Blauwals nur das Flusspferd in Frage käme. Das allerdings – ohne jegliche Absicherung – einzuloggen widerspricht einer meiner Lebensmaximen. Rein finanziell betrachtet habe ich es nie auch nur im Geringsten bereut. 30k is a sh…load of money after all! Ich hätte nur zu gern erfahren, was sie für 150 Mille hätten wissen wollen. Vielleicht wäre das ja auf meiner kognitiven Hauptstraße gelegen…
Es bewerben sich täglich ca. 1500 Menschen für die Show. Ausgewählt zu werden, die zwei Castingrunden zu überstehen und es dann, mit Konzentration und Segen von oben, als Schnellster bei der Auswahlfrage auf den ‚heißen Stuhl‘ zu schaffen – das allein ist eine Abfolge von glücklichen Umständen. Alles, jeder Euro drüber hinaus, ist eine schöne Draufgabe.

Ihr Fazit zur Millionenshow? Welche Erfahrungen nehmen Sie mit?
SAPPL: Geistiger Zugewinn in der Vorbereitungsphase. Angenehmer, bezahlter Kurztrip nach Wien und Köln. Nette Gespräche und Bekanntschaften. Spiel, Spaß & Spannung. Sehr viele Reaktionen, Kommentare und Glückwünsche von ganz vielen netten Menschen. Eine rundum gute Erfahrung. I wouldn’t have missed it for the world.

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