"Es wäre nicht richtig, allein mit der Büchse Waldbau betreiben zu wollen!"
Waldsituation aus der Sicht der Jägerschaft im Bezirk: Interview mit Bezirksjägermeister Thomas Messner.
BEZIRK. Am 8. April präsentiert die Jägerschaft des Bezirkes Innsbuck-Land bei der größten Trophäenschau Tirols in Seefeld die Ernte des vergangenen Jagdjahres. Dabei gibt es auch immer die Konfrontation zwischen Forst und Jagd. Förster fordern mehr Abschusserfüllung, um Verbissschäden zu reduzieren und den Wald zu schützen, die Jäger sind mit hohen Jagddruck und dem Druck auf das Wild konfrontiert.
BEZIRKSBLÄTTER sprachen mit Bezirksjägermeister Thomas Messner über das Problem.
Wie war die Abschusserfüllung im zu Ende gehenden Jagdjahr?
THOMAS MESSNER: Wir sind mehr als zufrieden, auch deswegen weil unsere Abschusspläne auf einem sehr hohen Niveau liegen.
Wie geht es dem Wald im Bezirk aus Sicht der Jägerschaft?
Der Zustand der Waldverjüngung wurde im Vorjahr erstmals mit dem neuen „Werkzeug“, der Verjüngungsdynamik, beurteilt. Hierbei wurde erfasst, wie groß der Einfluss des Wildes auf die Waldverjüngung ist. Im Bezirk Innsbruck-Land zeigte sich dabei ein zufriedenstellendes Bild für die Jägerschaft. Die Entwicklung der Verjüngung verläuft zum größten Teil ungehindert betreffend der Nadelbäume. Nur auf rund 15 % der Fläche besteht hoher Handlungsbedarf, auf über 50 % besteht jedoch kein oder geringer Handlungsbedarf – hier ist die Entwicklung der Waldverjüngung als normal einzustufen.
Hier geht es um Flächen, wo bestimmte Ereignisse wie Windwurf oder Waldbrände dem Wald schon zugesetzt haben und nun viele Jungbäume die Fläche wieder bewalden sollen.
Es ist nicht nur das Wild, das die Verjüngung hemmen kann. Auf Weideflächen, besonders auf Waldweiden, sind es vorwiegend Weidetiere, welche die Verjüngung beeinflussen. Gerade auf Flächen mit hohem Handlungsbedarf sind meist Waldweiden im Gebiet vorhanden. Auch die Forstwirtschaft, sowie andere biotische wie abiotische Faktoren spielen hier mit, daher wäre es nicht richtig, allein mit der Büchse Waldbau betreiben zu wollen. In unserem Bezirk ist dies aber auch nicht der Fall. Jägerschaft und Förster versuchen, auf Problemflächen stets gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Den Ausdruck Problemwild würde ich nicht nennen. Das Wild an sich macht keine großen Probleme, es gibt keine schwerwiegenden Seuchenzüge und in geringen Mengen ist der Verbiss an Gehölzen ein Teil der natürlichen Nahrung des Wildes. Solang dies nicht in übermäßigen Mengen auftritt und wirklich den Wald gefährdet, gehört dies zum natürlichen Verhalten des Schalenwilds. Probleme dabei werden nur von uns Menschen definiert und sind dabei meist wirtschaftlicher Natur.
Durch den zunehmenden Rückzug des Wildes in den Wald kann sich die Schadenssituation für die Forstwirtschaft erhöhen. Selbst wenn die Wildbestände bereits reduziert wurden, konzentrieren sie sich immer mehr in den Waldbereichen, wo sie ausreichend Deckung und Nahrung vorfinden. Der Mensch nutzt Freiflächen inzwischen so intensiv, dass sich das deutlich auf das Raumnutzungsverhalten des vorsichtigen Schalenwilds auswirkt.
Für den Förster ist der Wald so wichtig, wie für den Bauern sein Feld oder Vieh. Sie sind daher verständlicherweise auf eine gute Erfüllungsquote beim Abschuss bedacht. Leider wird oft zu wenig berücksichtigt, dass kleine beunruhigte Wildbestände größeren Schaden verursachen können, als beruhigte höhere Wildbestände.
Bei der Erfüllung des Abschusses sollte es nicht primär um das „wie viel“ (die Quantität), sondern um die Qualität, das „wie“, gehen. Mit der richtigen Jagdstrategie kann oft viel mehr erreicht werden, als mit einem ganzjährigen Jagddruck rund um die Uhr.
Damit eine möglichst effiziente Jagdstrategie aber auch in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen viele Faktoren zusammenspielen. Eine möglichst klare Raumnutzung (Besucherlenkungskonzepte), Zusammenarbeit zwischen Forstwirt, Landwirt/Grundbesitzer und Jäger, sowie natürliche Bedingungen, wie das Wetter, müssen ineinandergreifen.
(Interview: Georg Larcher)
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