Tennengauer Dialoge: Jörg Habring
Es war eine sehr erfüllende Zeit

Jörg Habring verlässt als Geschäftsführer nach 19 Jahren AustroCel Hallein und will auch in Zukunft die nachhaltige Nutzung des Rohstoffes Holz unterstützen und damit dem Klimawandel zu begegnen.

HALLEIN. Seit über 130 Jahren werden am Standort Hallein hochwertige Produkte aus Zellulose erzeugt. Im Laufe der Geschichte hatte der Standort Hallein Höhen und Tiefen zu erdulden.

Das Unternehmen AustroCel setzt mittlerweile auf die Herstellung von umweltfreundlichem Zellstoff sowie der Verwertung der daraus resultierenden Nebenströme in Form von Bio-Energie. Das Traditionsunternehmen hat sich dabei als ein zukunftsweisendes Industrieunternehmen positioniert. Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt, war bis Ende Juni 2022, der bisherige Geschäftsführer Jörg Habring, der in den Aufsichtsrat wechseln wird.

HABRING: "Meine 19 Jahre in Hallein waren eine schöne Zeit, besonders auch wegen der vielen netten Kollegen, die ich sehr zu schätzen gelernt habe." | Foto: Martin Schöndorfer, 2022
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Wie haben Sie selbst die Entwicklung vom Sorgenkind hin zu einem innovativen, zukunftsträchtigen Unternehmen wahrgenommen?

JÖRG HABRING: Auch heute sprechen noch viele Menschen in der Region über die Papierfabrik Hallein. In Wahrheit sind wir viel mehr und die Entwicklung hat sehr stark an Fahrt aufgenommen, nachdem die Papierproduktion am Standort 2009 eingestellt wurde. Wir haben uns neu erfunden und sind heute eine Bio-Raffinerie. Häufig kann eine Krise auch eine Chance darstellen. Möglich gemacht haben das die engagierten Mitarbeiter mit ihren kreativen Ideen.

AustroCel gilt als ein Leitbetrieb in der Region und ist dadurch ein wichtiger Arbeitgeber. Wie viele Mitarbeiter sind derzeit bei Ihnen beschäftigt?

HABRING: Wir beschäftigen derzeit etwa 300 Mitarbeiter bei AustroCel, davon 25 Lehrlinge.

Traditionsgemäß ist AustroCel ein stark gewerkschaftlich organisierter Betrieb. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmervertretung?

HABRING: Die Zusammenarbeit mit unseren langjährig im Unternehmen beschäftigten Betriebsräten empfinde ich als vertrauensvoll und sehr konstruktiv. Wir haben alle ein Ziel, das Unternehmen soll erfolgreich sein und sichere Arbeitsplätze bieten.

Jörg Habring verlässt als Geschäftsführer nach 19 Jahren AustroCel Hallein GmbH und wechselt in den Aufsichtsrat des Untenehmens. | Foto: Martin Schöndorfer, 2022
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AustroCel hat mit der Bio-Energie hier ein weiteres Standbein. Wie verläuft in diesem Segment die wirtschaftliche Entwicklung?

HABRING: Es ist unglaublich die Entwicklung bei den Energiepreisen zu beobachten. AustroCel produziert Energie für den Eigenbedarf und liefert darüber hinaus große Mengen in die Region. Dabei kommen praktisch ausschließlich biogene Energieträger zum Einsatz. In der Regel liefern wir pro Jahr 100 GWh Grünstrom (entspricht etwa 28.000 Haushalten) und 100 GWh Fernwärme (entspricht etwa 13.000 Haushalten) in das öffentliche Netz. Wir produzieren grünen Treibstoff aus Abfällen unserer Zellstofffabrik, den wir an die OMV liefern und Biogas aus Filtraten unserer Zellstoffbleiche. Aufgrund des so niedrigen CO2-Fußabdrucks erhalten wir Gratiszertifikate aus dem CO2-Handel, die zunehmend an Wert gewinnen. Die Energie ist für uns ein wichtiges zweites Standbein geworden.


Im Unternehmen stehen personelle Änderungen bevor. Welches Resümee würden Sie selbst nach 19 Jahren bei AustroCel ziehen? Was waren Ihre persönlichen Höhepunkte, Tiefpunkte und berührenden Momente in diesem Unternehmen?

HABRING: Meine 19 Jahre in Hallein waren eine schöne Zeit, besonders auch wegen der vielen netten Kollegen, die ich sehr zu schätzen gelernt habe. Dabei galt es allerdings auch einige Herausforderungen und Probleme zu lösen: Reorganisationen zu Zeiten der Papierherstellung und Einstellung der Papierproduktion in 2009, Neuaufstellung der verbliebenen Zellstofffabrik und Suche eines Investors 2010 für die Transformation zu Textilzellstoff, viele Eigentümerwechsel und zuletzt der tragische Unfall 2021, der mich persönlich extrem berührt hat. Und immer wieder gibt es auch die Höhepunkte. Einen neuen Investor gefunden, mit 60 Millionen Euro in den Umbau der Zellstofffabrik investiert und die erfolgreiche Umsetzung des Projektes (mit Schweighofer) oder die erfolgreiche Investition von 40 Millionen Euro in die Bio-Ethanol-Anlage 2020.

Zur Person Jörg Habring
Diplom Ingenieur Verfahrenstechnik (FH München) MBA
Vorstand M-real Hallein AG, 2003 - 2011 (Hallein)
Geschäftsführer Schweighofer Fiber GmbH, 2011 - 2017 (Hallein)
CEO AustroCel Hallein GmbH, (Hallein)
Familienstand: verheiratet, 1 Tochter, 2 Hunde, 2 Esel, 1 Pony, 6 Hühner | Foto: Martin Schöndorfer, 2022
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    Diplom Ingenieur Verfahrenstechnik (FH München) MBA
    Vorstand M-real Hallein AG, 2003 - 2011 (Hallein)
    Geschäftsführer Schweighofer Fiber GmbH, 2011 - 2017 (Hallein)
    CEO AustroCel Hallein GmbH, (Hallein)
    Familienstand: verheiratet, 1 Tochter, 2 Hunde, 2 Esel, 1 Pony, 6 Hühner
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Herr Habring, für Sie beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Welche Vorhaben gehen Sie an?

HABRING: Wir werden im Sommer unser erstes neu gebautes Haus beziehen. Das verspricht einiges an Arbeit auch in der Folge. Und ich werde in der Zukunft die nachhaltige Nutzung des Rohstoffes Holz unterstützen und dem Klimawandel zu begegnen.

Zur Person Jörg Habring

Diplom Ingenieur Verfahrenstechnik (FH München) MBA
Vorstand M-real Hallein AG, 2003 - 2011 (Hallein)
Geschäftsführer Schweighofer Fiber GmbH, 2011 - 2017 (Hallein)
CEO AustroCel Hallein GmbH, (Hallein)
Familienstand: verheiratet, 1 Tochter, 2 Hunde, 2 Esel, 1 Pony, 6 Hühner


AustroCel Hallein GmbH

Beschäftigte: 300, davon 25 Lehrlinge
Jahresumsatz: etwa 140 Millionen Euro, je nach Zellstoff- und Energiepreisen auch etwas mehr
Bioethanol: Dezember 2020 der erste Waggon mit Bio-Ethanol verlässt das Werk in Hallein. Durch den Ersatz von fossilem Brennstoff aus Hallein werden pro Jahr rund 45.000 Tonnen CO2 in Österreich eingespart. (Kennzahlen aus 2021)

Das gesamte Interview gibt es hier in unserem Podcast zu hören

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