Abtenau steht unter Schock

Abtenau Kirche

Die Abtenauer Bevölkerung ist geschockt: Vergangene Woche wurde bekannt, dass der 64-jährige Salzburger Erzabt von St. Peter, Bruno Becker, der 18 Jahre lang als Pfarr-Kooperator und von 2003 bis 2009 als Pfarrer in der Pfarrgemeinde Abtenau tätig war, in den 1970er Jahren einen damals zwölfjährigen Salzburger sexuell mißbraucht hat.

ABTENAU (tres). Becker war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt, schon Mönch in St. Peter, aber noch nicht zum Priester geweiht.Er gestand die Tat, betonte aber, dies sei eine einmalige Verfehlung gewesen. „Unmittelbar nach der Tat habe ich mich bei dem Betroffenen aufrichtig entschuldigt. Ich bedauere auch heute noch diesen Vorfall aufs Tiefste und bitte um Verzeihung.“ Pater Bruno Becker hat nun seinen Rücktritt als Erzabt bekundet. Er wird künftig wieder als Mönch hinter Klostermauern quasi „weggesperrt“. Nicht der erste Schock für das Lammertal: In den 1990er Jahren vergriff sich der damalige Annaberg-Lungötzer Pfarrer Raphael Gimpl mehrere Male an Ministranten. Die Sache flog auf und er wurde im Jahr 2005 zu 18 Monaten (bedingt) verurteilt. Gimpl kam daraufhin ins Stift St. Peter als Mesner.

„Würde Becker wieder nehmen“
Josef Höll, Pfarrgemeinderatsobmann aus Abtenau, betonte nun in einem Interview, er habe Mitgefühl mit dem Opfer, wolle aber auch Bruno Becker in dieser schwierigen Situation unterstützen. Weiters erklärte Höll: „Ich würde Becker jederzeit wieder als Pfarrer in Abtenau aufnehmen und ich glaube, dass der Großteil vom Pfarrgemeinderat genau so denkt.“

Die Abtenauer Bevölkerung ist da allerdings ganz anderer Ansicht, wie sich aus der „Bezirksblatt-Umfrage der Woche“ (unten) erschließt: Wir haben niemanden gefunden, der Becker als Pfarrer von Abtenau wieder zurückhaben möchte. Abtenaus Bürgermeister Johann Quehenberger auch nicht – obwohl er Becker damals als Pfarrer sehr geschätzt hat, wie er sagt: „Die Abtenauer haben ihn gemocht. Aber es wusste auch niemand etwas von seiner Vergangenheit. So etwas ist natürlich sehr schlimm!“

Missbrauchsfälle in Abtenau?
In seiner Gemeinde, so glaubt er, ist „nichts im Busch“, bis dato hätte sich aus Abtenau kein Missbrauchsopfer gemeldet. „Aber falls etwas auftauchen sollte, falls es Missbrauchsfälle in Abtenau gegeben hat, dann nehme ich mich natürlich sofort der Sache an. Mit mir kann jeder darüber reden, da helfe ich gerne und ich vermittle die Betroffenen auch gerne dahin, wo ihnen geholfen wird. So etwas gehört geklärt!“

Er hoffe natürlich, dass es keine weiteren Vorfälle gegeben habe: „Die Missbrauchsfälle, die jetzt publik wurden, sind ja alle in den 60ern, 70ern und 80ern passiert, in der jüngsten Zeit kaum. Heute sind Kinder und Jugendliche Gott-sei-Dank aufgeklärter. Mit denen kann man so etwas nicht mehr so leicht machen, die wehren sich“, so der Bürgermeister. Quehenberger findet aber, Missbrauch sei ein Problem der Gesellschaft, nicht allein das der Kirche.

Pater Benedikt sagt: „Als Mensch tut mir Becker leid“
Der derzeitige Abtenauer Pfarrer und Nachfolger von Bruno Becker, Pater Benedikt Röck, erklärt: „Die Bevölkerung hat sehr schockiert auf die zum Vorschein gekommenen Beschuldigungen gegen meinen Vorgänger reagiert. Einige im Kirchenbereich sehr engagierte Personen konnten der Situation nur mit wahrer Sprachlosigkeit begegnen. Pater Bruno Becker war ein geschätzter Seelsorger im Ort, es sind mir auch keine Vorfälle aus seiner Zeit hier in Abtenau zu Ohren gekommen.“ Der Pfarrer von Abtenau zweifelt nicht daran, dass der abgesetzte Erzabt sein Vergehen bereut: „Als Mensch tut er mir leid.“, allerdings spricht Pater Benedikt sein volles Mitgefühl für das Opfer aus.

Die Vorkommnisse der letzten Tage haben auch den kirchlichen Alltag in Abtenau unterbrochen, neben Bedauern wurden etliche skeptische Stimmen laut: „Wir können nach all dem nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Deshalb haben wir auch eine außerordentliche Pfarrgemeinderatssitzung anberaumt, um nötige Punkte zu klären und mit der Kirchengemeinde zu reden. Wenn jemand das Gespräch mit mir sucht, so bin ich gerne dazu bereit“, bietet Pater Benedikt an.

>> Bezirksblatt-Umfrage der Woche
Würden Sie Bruno Becker als Pfarrer zurückhaben wollen? – Das Bezirksblatt hat in Abtenau nachgefragt:

- Johann Schwarzenbacher, 1. VBgm. von Abtenau: "Bruno Becker war ein beliebter Seelsorger, aber ihn wieder im Amt eines Pfarrers und mit Kindern arbeiten zu lassen halte ich für inakzeptabel."

- Johann Hedegger, 2. VBgm. von Abtenau: "Für Kindesmissbrauch in jeder Weise habe ich kein Verständnis. Ein öffentliches Amt kann ich mir für ihn nicht mehr vorstellen."

- Anna Schwarzenbacher, Abtenau: "Ich denke, jeder Missbrauch in der Gesellschaft gehört rigoros aufgeklärt. Es wäre doch sehr unglaubwürdig, würde Bruno Becker wieder als Pfarrer arbeiten."

- Stefan Brandlehner, Geschäftsführer TVB Abtenau: "Ich finde, auch wenn einem die Person Bruno Becker sympathisch war oder ist, würde man mit einer Wiedereinsetzung ins Priesteramt das falsche Signal setzen."

- Manfred Füreder, Abtenau: "Das halte ich für ausgeschlossen. Ich bin selber Vater zweier Kinder und jeglicher Missbrauch von Schutzbefohlenen gehört verurteilt."

- Werner Germek, Abtenau: "Diese Frage muss meines Erachtens rein kirchenintern abgehandelt werden."

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