Bock auf schräge Mischung

Kurt Gersdorf, Gerhard Sauberer, Ilona Lindenbauer und Christoph Lindenbauer sind Bock auf Heidi! | Foto: Neumayr/MMV
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  • Kurt Gersdorf, Gerhard Sauberer, Ilona Lindenbauer und Christoph Lindenbauer sind Bock auf Heidi!
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SALZBURG. Ich bin kein Fan der Floskel. Und keiner der schmalzigen Beschreibung. Doch wenn man bei mindestens drei Liedern Gänsehaut-Feeling bekommt und bei einem Tränen der Bewegtheit daherkullern, muss man das auch schreiben dürfen. Dann ist das nämlich nicht so dahingesagt, dann ist das echt so. So geschehen vergangenen Freitag im Oval, der Bühne im Europark, als "Bock auf Heidi" anlässlich ihrer ersten CD-Release ein Konzert gaben. "Jodarai-i, Jodarai-i!" tönt die längste Zeit das abgewandelte Jodeln, unterlegt mit bassig harmonischem Geher-Beat. "Jodln is sowos wia a Urgschrei, wos Befreiendes und a riesengroße Freid", bringt Sängerin und Mittelpunkt der Band Ilona Lindenbauer ihren Zugang zum traditionellen Lautsilben-Gesang auf den Punkt. Doch um bloßes Jodeln dreht es sich hier beileibe nicht. Die unvorhergesehene Mischung aus Musikstilen – Jodler, Mundart Chansons, deutschsprachige Balladen und tänzerische Volks-Songs, kombiniert mit jazzigen Elementen und Gipsy-Balkan Sound –, deren nahtloses Ineinandergreifen einem erst einmal gelingen muss, sowie die Chemie, die zwischen den Musikern spürbar stimmt, lassen das Publikum von Minute Eins weg auf ihrer Seite sein.

Bin ich im Jazzkeller oder auf der Alm?

Während man sich bei der "Rochade-Ballade" in einem Pariser Jazzkeller wähnt, sieht man beim "Bussal" den einen oder die andere in bester österreichischer Manier schunkeln und wippen. "Glück ist, wenn der Kontrabass einsetzt," erfahren wir von Ilona Lindenbauer – eine zum Faktum erhobene Ansicht des Kontrabassisten und Sängers Christoph Lindenbauer. Nach einem kleinen Seitenhieb, wonach angesichts der Lacher im Publikum also nicht nur sie, Ilona Lindenbauer, des Ehemanns These lustig fände, relativiert sie ihren Seitenhieb auch schon wieder: "Glück ist aber auch, wenn der Gesang, die Gitarre und die Maultrommel einsetzt." Schön, wenn die eigene Ehefrau so vom Musiker in einem überzeugt ist. Mehr als überzeugend spielen auch Kurt "Mr. Sax" Gersdorf (auch am Klavier), Perkussionist Gerhard Sauberer und Stargast Gernot Haslauer (Mitbegründer des Jazzit Stage Orchestra), der beizeiten den Kontrabass übernimmt. "Wir sind so positiv überrascht. Von den Texten wie von der Musik. Wir haben die Band öfter Proben gehört in der Nähe von uns, aber da hat man meist nur die Jodler rausgehört, konnten uns also gar nix drunter vorstellen. Und dann ist das so dermaßen beeindruckend und abwechslungsreich", so die Besucher Wolfgang und Riani Pychner aus Salzburg. "So menschlich. So berührend", hört man eine Dame bei der "Autogrammstunde" zu den Musikern sagen.

Da werden bayerische Hardrocker weich

Die einnehmende Präsenz der Stimmlagen-Wechsel-Königin Ilona lässt den Saal in etwa so dahinschmelzen wie einst drei bayerische Hardrocker in einem Münchner Beisl: laut Ehemann Christoph forderten diese bei Betreten des Lokals lautstark Hardrock ein, nur um wenige Ilona-Gesangsminuten später die Fäuste gen Himmel zu recken: "Bist du deppat, voi Hardrock! Bock auf Heidi, Oida!" Sympathisch machen die Band nicht nur die offensichtliche Spiel- und vor allem Miteinander-Spielfreude (O-Ton Christoph Lindenbauer: "Heute hatten wir eine hohe Trefferquote.") und das ganzkörperliche Musikdurchleben der Bandmitglieder, sondern auch die amüsanten Kurzerklärungen zum Hintergrund der Songs: Zum Titel "Alloasei" etwa gibt es eine klare Ansage der Sängerin: "Zum Alloasei braucht's imma zwa. Mi – und an, der mi losst."  Das Feuer der Musiker springt spätestens beim "Prosecco-Tango" – "das lebensbejahendste Lied in unserem Programm (O-Ton Ilona Lindenbauer) – auf die Konzertbesucher über. Und als sie bei "Bled" vollkommen abgeht, steht fest: Sie hätte auch Rapperin werden können.

"Manchmal ist es schon richtig geil"

"Es taugt mir, dass ich – nach meiner Zeit in der klassischen Gesangsausbildung und nach vielen Wechseln der Bandmitglieder – endlich genau meine Musik gefunden hab – und dann sind da jetzt auch noch vier Leute, die mitmachen und Freude daran haben", erzählt eine enthusiasmierte Ilona Lindenbauer nach dem Konzert. "Manchmal ist es schon richtig geil", freut sich auch Christoph Lindenbauer auf die Frage, ob sie eigentlich selbst manchmal, so wie gerade eben das Publikum, überwältigt von der Dynamik auf der Bühne seien. "Das ist auch für uns jedesmal ein Ereignis und nicht einfach ein bloßes Kunstprodukt. Da lebt man etwas miteinander, das ist etwas Besonderes. Jeder von uns hat schon in mehreren Bands gespielt. Aber da blödeln wir miteinander, manchmal streiten wir auch – das hat etwas mit Freundschaft zu tun."
Ihren Dank richten die Musiker unter anderem an Margret Stronegger, Intendantin des Oval, an Aufnahmeleiter Ernst Gotschmann und an Hans Weyringer, Maler und Illustrator des CD-Covers und selbst ausgewiesener "Bock auf Heidi"-Fan: „Witzig und spritzig und geniale Texte – ein wahrer Ohrenschmaus!“ Nach erfülltem Zugabenwunsch des aufgekratzten Publikums werden noch fleißig CDs signiert. Die Stücke darauf sind bis auf vier Interpretationen bestehender Stücke alles Eigenkompositionen.

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