"Da bleibe ich oft lieber zuhause"

Anna Gsenger und Margarethe Wagner zählen die größten Hindernisse auf: Gehsteigkanten, Treppen, schwere Türen.
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HALLEIN (tres). "Letztens war ich zu einer Hochzeit geladen, aber ich konnte nicht hin, weil ich die Stufen im Halleiner Rathaus zum Standesamt nicht hoch komme", schildert Margarethe Wagner eine von vielen Behinderungen, mit denen die Rollstuhlfahrerin täglich konfrontiert ist.

Sie ist seit acht Jahren halbseitig gelähmt.

Hat Hallein verschlafen?

Ab 1. Jänner 2016 müssen eigentlich alle öffentlich zugänglichen Gebäude in Österreich barrierefrei sein. Allerdings gibt es dazu - vielleicht typisch "österreichisch" - auch eine Reihe von Ausnahme- bzw. Übergangsbestimmungen.

"Die Halleiner haben alles verschlafen, ebenso wie viele andere Gemeinden", kritisiert Anna Gsenger, Obfrau des Zivilinvalidenverbandes ÖZIV im Tennengau: "Die Politiker glaubten immer: Da haben wir eh noch zehn Jahre Zeit, um unsere Gemeinde barrierefrei zu machen, das verschieben wir also. Und jetzt sind die zehn Jahre um und nichts ist passiert."

Ein Lift ist "zu teuer"

Noch vor einem Jahr war z. B. die Rede davon, dass das Halleiner Rathaus einen Lift bekommen soll, aber Ortsbildschutzkommission und Bundesdenkmalamt sträuben sich gegen einen Außenlift.
Und ein Aufzug im Inneren des Gebäudes würde rund eine Million Euro kosten - zu viel für die Stadtkassa, wie Bürgermeister Gerhard Anzengruber (ÖVP) betont.

Margarethe Wagner sagt: "Ein selbstbestimmtes Leben ist für mich und für die vielen anderen Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderung in Hallein nicht möglich."
Um die 70 Rollstuhlfahrer leben in Hallein, "aber sieht man die auf der Straße? Nein! Kein Wunder. Sie bleiben lieber daheim, weil sie in der Stadt ohnehin nicht voran kommen."

Denkmalschutz geht vor

Die ärgsten Hindernisse? "In ganz Hallein gibt es nur ein Behinderten-WC, das auch wirklich barrierefrei nutzbar ist - nämlich das am Griesplatz", erklärt Gsenger.

Ansonsten bereiten Gehsteigkanten, Treppen und schwere Türen die meisten Probleme. "Auch gut gemeinte Behinderten-Parkplätze nützen nichts, wenn Firmen dann Blumenkästen drauf stellen oder nette Mitmenschen ohne Behinderung sie zuparken", sagt Wagner.
Sie hofft auf mehr Verständnis: "Ich habe mir auch nicht gedacht, dass ich einmal im Rollstuhl sitze, aber das kann jeden treffen."

Bürgermeister sind "Hände gebunden"

Bgm. Anzengruber beteuert, dass er alles tue, um die Stadt barrierefreier zu machen: "Aber was soll ich machen, wenn das Bundesdenkmalamt keinen Lift genehmigt? Einerseits verlangt der Bund Barrierefreiheit, andererseits strikte Denkmalschutzauflagen. Barrierefreiheit ist Aufgabe des Bundes. Der Bund kann nicht den Gemeinden diese Sache aufdividieren, nur weil er selbst kein Geld dafür hat."

Gesetzlich sind ihm die Hände gebunden, persönlich würde sich der Bürgermeister "mehr Nähe zwischen Moderne und zu bewahrender Historie wünschen. Sonst leben wir in einem Museum. Ein Glaslift im Außenbereich schadet doch keinem Gebäude! Aber der Ortsbildschutz sagt dazu eben rigoros Nein."

Anna Gsenger und Margarethe Wagner zählen die größten Hindernisse auf: Gehsteigkanten, Treppen, schwere Türen.
Test: So "barrierefrei" ist Hallein
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