Skigebiet Gaissau-Hintersee
Von Seifenblasen, Baggern und neuen Ideen
Das Skigebiet Krispl-Gaissau/Hintersee steht wieder mal vor dem Aus – mit einem leichten Hoffnungsschimmer.
KRISPL-GAISSAU/HINTERSEE. Es ist ein trister Anblick: Vor der Talstation sind Bagger und Abbruchgeräte zu sehen, rot-weiße Sperrbänder verwehren den Zutritt. Zwei Angestellte verrichten Arbeiten, Eibl senior ist ebenfalls vor Ort.
"Wir warten nur noch auf die Bewilligung, dann fangen wir mit dem Abriss an."
Mit den Leut' reden
Das Skigebiet Krispl-Gaissau/Hintersee kommt nicht zur Ruhe. Nach verschiedenen Investoren aus dem In- und Ausland schien eine regionale Lösung, die vor knapp zwei Jahren direkt vor Ort präsentiert wurde, die sinnvollste Variante für das beliebte Skigebiet vor den Toren der Mozartstadt zu sein.
Der Gläubigerausschuss, der aus den drei heimischen Gläubigerschutzverbänden AKV, KSV 1870 und Creditreform besteht, sprach sich im Konkursverfahren einstimmig für den Gaißauer Unternehmer Bernhard Eibl und den aus dem oberösterreichischen Wintersportort Hinterstoder stammenden Anwalt Berthold Lindner aus.
Als Ziel wurde damals eine enge Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort angegeben. Die Rede war von einer engen Kooperation mit Wintersportbegeisterten, Tourismusverbänden und Gemeinden.
"Gaissau-Hintersee ist das regionale Skigebiet, das jeder von Klein auf kennt. Dem werden wir Rechnung tragen. Es wird nur gemeinsam funktionieren", so damals Eibl und Lindner,
der sich bereits nach einem Jahr aus diesem Projekt zurückzog.
Das große Schweigen
Bereits im Jahr 2021 war der nunmehrige alleinige Betreiber für Medienanfragen nicht erreichbar. Selbst wenn man während der Saison anrief, konnte es passieren, dass niemand abhob. Wie eine Seifenblase zerplatzte dann am heurigen Karfreitag der Traum vom Skigebiet Gaissau-Hintersee. In einem Rundschreiben informierten die Betreiber die betroffenen Bürgermeister, Tourismusverbände und Grundeigentümer über das endgültige Aus des Skigebietes.
Der Abbruchbescheid sei bereits bei der zuständigen Behörde eingereicht worden. Mit einem Bescheid ist erst Ende April zu rechnen. Die Betreiberfamilie lies einen Bagger auffahren, der den Skilift abmontieren sollte. Dieser stand beim Lokalaugenschein noch vor Ort. Augenzeugen (Anmerkung: der Redaktion bekannt) berichteten von einem Bauern, der seinen Traktor demonstrativ hinter den Baufahrzeugen parkte, damit diese nicht mit dem Abriss beginnen konnten. Dieser ist inzwischen wieder entfernt worden. In dem Schreiben der Familie Eibl geht diese sehr harsch mit den Mitarbeitern und deren Arbeitseinsatz um. Die Eigentümer sprechen von Mobbing durch die Arbeitnehmer.
Noch keine Fälle bei der AK
Bei der Arbeiterkammer Salzburg (AK) sind derzeit noch keine Rechtsverfahren eingeleitet worden, aber ehemalige Mitarbeiter des Skibetriebes haben sich bereits arbeitsrechtlich erkundigt:
"Wir haben die Mitarbeiter sowohl 2017 als auch 2019 in den Konkursverfahren vertreten. Da sie uns als Institution bereits kennengelernt haben, haben wir bereits seit Dezember 2021 immer wieder Anfragen von Mitarbeitern des Skiliftes Gaissau-Hintersee gehabt", so der AK-Jurist Heimo Typplt.
Es wird geschildert, dass von der Geschäftsführung auch bei gesetzlich notwendigen Maßnahmen wie Wartungsarbeiten (Anm.: sind vorgeschrieben, dürfen aber nicht eigenmächtig durchgeführt werden) niemand zu erreichen war. Der Jurist meint, dass die Arbeiterkammer bei Bedarf für die Betroffenen helfend zur Verfügung stehen wird.
Neue Ideen gesucht
Ein leichter Hoffnungsschimmer bietet das Land Salzburg:
"Wir würden es sehr begrüßen, wenn das Skigebiet weitergeführt wird", so ein Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).
Das Land Salzburg ist bereit, ein Unterstützungspaket für Investitionen in der Höhe von zwei Millionen Euro für ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zur Verfügung zu stellen. Es blieb aber offen, wer so ein Konzept mit konkreten Ideen vorlegen könnte. Frühere Investoren um den Tennengauer Wirtschaftsbundobmann Andreas Schnaitmann sind (noch) zurückhaltend.
Zum Kommentar: "Sisyphos als Pate für ein Skigebiet" HIER
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