Tennengau
Werden wir in Zukunft noch Dialekte sprechen?
Verschwinden die Dialekte aus der Sprache? Nein, sagt Experte Dominik Wallner, aber sie werden sich ändern.
SALZBURG. Mit Mundart ist Dominik Wallner aufgewachsen. Der gebürtige Pinzgauer kennt seinen eigenen Dialekt genau, erforscht aber im Zuge des Projekts "Deutsch in Österreich" andere Regionen und den Sprachwandel der stattfindet. "Wir nehmen ältere und jüngere mit Tonband auf, dann interpretieren wir die Unterschiede", erklärt Wallner.
Wie viel vom "Alten" noch da sei, fragen sich Wallner und seine Kollegen. Dialekte sind laut Wallner wie ein "Laborraum". "Die Sprache ändert sich sehr schnell. Wie heute gesprochen wird, liegt oft gar nicht solange zurück. Ein guter Dialektsprecher spricht wie vor etwa 50 Jahren. Viele Begriffe verschwinden auch deshalb, weil die Bräuche oder Gegenstände die damit gemeint sind, nicht mehr existieren."
Tennengau als Schnittstelle
Wallner erforscht auch den Tennengau, über den es einiges Interessantes zu sagen gibt: "Der Tennengau liegt mit seinen Dialekten in einer Übergangszone, sowohl Ost-West als auch Nord-Süd". Österreichische Dialekte gehören streng genommen zu den bairischen, aber es gibt einen Unterschied zwischen Mittelbairisch – das etwa im Flachgau und Donauraum gesprochen wird – und dem Südbairischen, das im Tennengau anfängt. Ein bedeutender Unterschied seien die "Sprossvokale", so etwa im Flachgau "Berig" für Berg.
Im Tennengau werden diese Sprossvokale nicht gesprochen, mit der Ausnahme von "Milli" für Milch. Im Pinzgau spreche man für Kerze "Kertsch" im Tennengau dagegen "Kirz". Das Ost-Westgefälle zeigt dagegen die Aussprache des O ganz gut: Im Tennengau "Brot", nicht "Broad" wie an der bayrischen Grenze am Dürrnberg bereits. Ein ganz eigenes Kapitel stellt das Lammertal mit Abtenau dar. In der "Abgeschiedenheit" hätten sich hier Dialekte erhalten, die eine ältere, konservativere Aussprache bewahrt hätten.
Image ändert sich
Was bedeute es heute, Dialekt zu sprechen? "Vor nicht allzu langer Zeit galt oft das Vorurteil, Dialektsprecher seien Hinterwäldler", erklärt Wallner. Der Experte nimmt ein Umdenken wahr. Die hochdeutsche Sprache werde zunehmend als distanziert und kühl gesehen, während Dialekte immer stärker als sympathisch und persönlich empfunden werden. "Das ist ein österreichisches Phänomen. In Deutschland ist das anders." Die Umgangssprache werde sich zwischen Hochdeutsch und Dialekt einpendeln, und je nach Situation wird man so oder eben anders sprechen. "Dialekte sind wie ein Laborraum. Sie bleiben nie so, wie sie einmal waren."
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