UN-Kinderrechtskonvention
Kinderarmut und Gewalt gegen Kinder auch in Tirol

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TIROL. Die UN-Kinderrechtskonvention ist 30 Jahre alt und immer noch – auch in Tirol – gibt es Kinderarmut und Gewalt gegen Kinder.

Die UN-Kinderrechtsvonvention ist 30

Die Un-Kinderrechtskonvention (Convention on the Rights of the Child, CRC) wurde am am 20. November 1989 von den Vereinten Nationen angenommen. Diese beinhaltet wesentliche Standards zum Schutz der Kinder. Österreich war eines der ersten Länder, das die Kinderrechtskonvention ratifiziert hat. 1992 trat sie dann in Kraft. Dabei ist die USA der einzige UN-Mitgliedsstaat, der dieses Übereinkommen nicht unterzeichnet hat. Die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen besagt, dass Kinderrechte Menschenrechte sind. Damit erhielten erstmals alle Kinder der Welt Rechte: das Recht auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. Diese gilt über alle sozialen, kulturellen, ethnischen oder religiösen Unterschiede hinweg.

Kinderarmut auch in Tirol

In Tirol sind 6.010 Kinder von Armut betroffen. "Diese Kinder wachsen in einkommensarmen Familien auf, was sich auf sämtliche Lebensbereiche des Kindes auswirkt. Das Tiroler Modell der Mindestsicherung dient der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung, der Überwindung von Notlagen und der Sicherstellung eines menschenwürdigen Lebens“, so Landesrätin Gabriele Fischer, die für die Kinder- und Jugendhilfe des Landes zuständig ist. Aber dennoch ist die Armut der Kinder in allen Lebenslagen spürbar. „Von Armut betroffene Kinder spüren die soziale Ungleichheit in all ihren Facetten und erleben erhebliche Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen“, so Elisabeth Harasser, Kinder- und Jugendanwältin für Tirol. Denn Armut bedeutet auch Ausgrenzung. Diese Armut führt zu einer permanenten Stresssituation, da die Kinder versuchen, die Armut zu verstecken, damit sie sich nicht für ihre Lebensumstände genieren müssen.

„Sie laden – weil sie sich schämen – keine Freunde nach Hause ein und erhalten im Gegenzug natürlich auch keine Einladung. Geld für Kino, Konzerte, Sport- und Freizeitaktivitäten ist nicht vorhanden, ebenso wenig für kostenpflichtige Schulveranstaltungen.“ (Elisabeth Harasser)

Armut macht krank

Armut macht nicht nur einsam, sie macht auch krank. Dies beginnt beim billigen und häufig auch ungesunden Lebensmitteln und führt in Folge häufig auch zu Entwicklungsverzögerungen. Da die Möglichkeit auf sportliche Aktivitäten fehlt, führt Kinderarmut auch zu Übergewicht. Armut hat aber auch einen massiven Einfluss auf die Bildungsschancen in Tirol: „Eltern lesen ihren Kindern beispielsweise nie aus Büchern vor, es gibt keine kulturellen Aktivitäten“, so Elisabeth Harasser. Häufig fehlen - aufgrund einer niedrigen formalen Bildung der Eltern - die Möglichkeit, die Kinder bei Hausaufgaben zu unterstützen beziehungsweise ist Nachhilfe nicht leistbar. Ein zusätzliches Problem sind fehlende Räumlichkeiten, um in Ruhe zu lernen oder Hausaufgaben zu machen.

„Das Schlimmste daran ist, dass aufgrund von Armut Kinder und Jugendliche daran gehindert werden, ihre Potenziale und Talente zu entfalten." (Gabriele Fischer)

Kinderarmut widerspricht der Kinderrechtskonvention

Dabei entspricht Kinderarmut mehreren von Österreich ratifizierten Kinderrechten:

  • Recht auf soziale Sicherheit,
  • Recht auf Anerkennung eines angemessenen Lebensstandards,
  • Recht auf Gesundheit,
  • Recht auf Freizeit,
  • Recht auf Spiel,
  • Recht auf altersgemäße Erholung,
  • Recht auf Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben

Kinder sind von Gewalt betroffen

Das Recht auf ein gewaltfreies Leben steh nicht nur in der Kinderrechtskonvention, seit 2011 ist es auch in Österreichs Verfassung verankert. Somit sind körperliche Bestrafungen, Zufügung seelischen Leides, sexueller Missbrauch und andere Misshandlungen verboten. Österreichs Kinderschutzzentren schätzen, dass jedes 10. Kind im Laufe seiner Kindheit und Jugend Opfer von sexueller Bedrängnis oder eines Übergriffs wurde. Neben körperlicher Gewalt und sexuellem Missbrauch werden Kinder häufig auch Opfer von Ausgrenzung und Mobbing.

Unterstützung bei Gewalt, sexuellen Übergriffen, Ausgrenzung und Mobbing

Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH ist eine Dachorganisation für die Einrichtungen Kinderschutz, SCHUSO und Turntable WG. Diese sind in den Bereichen Prävention, Beratung, Begleitung und Schutz von Kindern und Jugendlichen tätig. Im Jahr 2018 wurden 4.129 Beratungen im Bereich der sexualisierten Gewalt durchgeführt. Neben den Beratungen und der Herstellung von äußerem Schutz bietet die Tiroler Kinder und Jugend GmbH die Aufarbeitung und Stärkung von Kindern, die zuhause direkt und indirekt von Gewalt betroffenen sind, in Kindergruppen an.

Die Tiroler Kinder und Jugend GmbH bietet auch Beratungen in den Schulen an. In den meisten Gesprächen mit den SchülerInnen ging es auch hier um Gewalterfahrungen, wie eskalierende Konflikte in der Schule oder im Freundeskreis oder Mobbing. „Gleichzeitig zeigen Untersuchungen, dass die Folgen von erlebter Ausgrenzung und Mobbing in der Schule im Erwachsenenalter ähnlich alarmierend sind, wie jene von sexueller und physischer Gewalt“, so Petra Sansone, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH.

Als Präventions- oder Interventionsmaßnahme widmeten sich tirolweit Schulsozialarbeiterinnen in insgesamt 1.201 Einheiten den Themen Kinderrechte, Umgang mit neuen Medien, Jugendschutz, Konsum, Gewalt sowie Sexualität.

Stärkung der Eigenverantwortung von Kindern und Jugendlichen

Schon in Kindergärten und Volksschulen beginnt in verschiedenen Projekten die Vermittlung von Strategien und Selbstermächtigung , die Sensibilisierung und die Aufklärung über die Rechte von Kindern.
 „Wir führen Workshops in Kindergärten und Schulen in ganz Tirol durch. Nur wer seine Rechte kennt, kann sie auch einfordern“, so Elisabeth Harasser. „Beim Projekt ‚Bärenstark‘ lernen Kinder spielerisch, wie sie sich vor Gewalt schützen. Mädchen und Buben werden dabei unterstützt, Grenzen zu setzen, Entscheidungen zu treffen und ‚Nein‘ zu sagen. Gleichzeitig ermutigen wir sie, über Probleme zu sprechen und – wenn nötig – Hilfe zu holen“, so Petra Sansone.

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