Wolf
WWF präsentiert neue Statistiken und Zahlen, LK-Tirol reagiert verwundert

Eine Machbarkeitsstudie des Landes Tirol bestätigt, dass bei weitem nicht alle der insgesamt 500 Almen in Tirol wolfssicher schützbar sind | Foto: Pexels/Ekrulila
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  • Eine Machbarkeitsstudie des Landes Tirol bestätigt, dass bei weitem nicht alle der insgesamt 500 Almen in Tirol wolfssicher schützbar sind
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TIROL. Der WWF präsentierte neue Statistiken und Zahlen rund um die Rückkehr von Wölfen. Damit einher gingen eine Reihe an Forderungen, für die LK-Tirol jedoch ohne Berücksichtigung der enormen Kosten und dem Fakt, dass auch dem Herdenschutz Grenzen gesetzt sind. In einer anschließenden Stellungnahme geht der WWF-Österreich auf die angesprochenen Punkte der LK-Tirol ein. So sind mehrere Kritikpunkte von LK-Präsident Josef Hechenberger faktisch nicht korrekt.

Kosten, gerissene Tiere & Co.

„Ein einziger Hirte kostet nach Bezahlung laut Kollektivvertrag pro Monat 7.288,76 Euro. Um Ruhezeiten, Urlaub und alle weiteren rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten, müssen über die Almperiode mindestens drei Personen angestellt werden. Das macht pro Alm allein Personalkosten von 87.456,12 Euro. Für eine „wolfsabweisende“ Einzäunung fallen noch Materialkosten und zu Beginn des Sommers weitere Personalkosten für die aufwändigen Zäunarbeiten an", erklärt Josef Hechenberger, Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer.

Eine Machbarkeitsstudie des Landes Tirol bestätigt, dass bei weitem nicht alle der insgesamt 500 Almen in Tirol wolfssicher schützbar sind. Faktoren wie die Wirtschaftlichkeit, die Topographie und die Almstruktur spielen dabei eine große Rolle. Auch die Herdenschutzhunde sind in einem stark touristisch erschlossenen und von Freizeitsportlern genutzten Gebiet praktisch nur sehr schwer einsetzbar.

LK-Tirol Präsident Josef Hechenberger | Foto: Peter Simonis

Viele Almen nicht „wolfssicher"

Hechenberger betont, dass die Herden von den Bäuerinnen und Bauern und den Hirtinnen und Hirten bereits mit großer Sorgfalt geschützt. werden. Sie aber „wolfssicher“ im alpinen Gelände abzuriegeln sei noch einmal etwas anderes. Er erklärt abschließend: „Ein Blick über die Grenze nach Deutschland zeigt: Selbst wo die geografischen Gegebenheiten und die Größe der Herden auch für einen wolfsabweisenden Schutz geeigneter sind, funktioniert er ohne Abschüsse nicht. Denn auch die Wölfe lernen dazu. Werden die Schafe geschützt, greifen sie eben die Rinder an. Deshalb möchte ich klarstellen: Wir verschließen uns keineswegs vor dem Thema Herdenschutz. Aber es muss auch endlich gesagt werden, dass dieser seine Grenzen hat! Das bestätigten auch Experten aus der Schweiz, die diesbezüglich einen realistischeren Zugang haben. Auch in Tirol brauchen wir daher konkrete Lösungen, wie wir mit Wolfspräsenz in nicht zu schützenden Gebieten umgehen. Es gibt Spielräume auf nationaler Ebene bzw. Länderebene, die bisher von den Grünen blockiert wurden. Wer Herdenschutz fordert, muss sich auch um eine konstruktive Lösung für ein Management mit legalen Entnahmen bemühen!“

Stellungnahme des WWF

In einer Presseaussendung erklärt der WWF Österreich, dass sie sich den Aussagen des LK-Präsidenten über die Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen im alpinen Gelände anschließen.

Betont wird, dass die Forderungen den betroffenen Weidetierhaltern eine Hilfestellung bieten soll. So sollen diese Forderungen dazu dienen, die zuständigen Politiker sachlich zu informieren, die richtigen Schutzmaßnahmen zu setzen, Bäuerinnen und Bauern umfassend zu unterstützen und damit rechtskonforme und wirksame Lösungen im Umgang mit der Rückkehr der Wölfe in die heimischen Gebiete anzubieten.

Politik erteilt Abschuss-Forderungen eine Abfuhr

„Im Gegensatz zur dieser Vorwärtsstrategie haben die bisherigen Forderungen der Landwirtschaftskammer nach Abschuss von Wölfen in eine Sackgasse geführt. Sie streuen den Betroffenen Sand in die Augen. Denn bereits mehrmals haben die in Österreich zuständigen Ministerien sowie die EU-Kommission den hohen Schutzstatus von Wölfen bestätigt und Abschuss-Forderungen eine klare Absage erteilt. Erst im September 2020 hat die EU-Kommission in einem Brief an LK-Präsident Hechenberger dies erneut betont und auf erfolgreiche Beispiele in unseren Nachbarländern verwiesen, in denen Herdenschutz umfassend gefördert und umgesetzt wird." - so der WWF in seiner Stellungnahme.

WWF korrigert Hechenberger

In der Presseaussendung wird erklärt, dass nicht die Grünen den Abschuss von Wölfen verhindert haben, wie Hechenberger mitteilte. Die in Tirol dafür zuständige Behörde hat final entschieden, die insgesamt drei Abschuss-Anträge für Wölfe abzulehnen. Das Schießen von Wölfen sei nämlich nur dann möglich, wenn Mittel wie z.B. Herdenschutz erfolglos angewendet wurden. Der WWF betont, dass diese bis dato in Tirol nicht einmal versucht wurden. Im benachbarten Bundesland Salzburg war es z.B. das Landesverwaltungsgericht, das einen Bescheid zum Abschuss eines Wolfs aufgehoben hat.

Appell an die Landewirtschaftskammer

Abschließend appelliert der WWF and di LK und deren Präsidenten: „Die Landwirtschaftskammer muss endlich aufhören, Herdenschutz schlechtzureden und als unmöglich zu diffamieren. Obwohl Länder wie die Schweiz, die sich hinsichtlich Topografie und hochalpiner Almwirtschaft kaum von Tirol unterscheiden, erfolgreich das Gegenteil beweisen. Wer in der Politik und als eigentliche Interessenvertretung der Landwirtinnen und Landwirte so agiert, lässt die Betroffenen mit ihren berechtigten Sorgen alleine im Regen stehen. Wir hoffen daher, dass die Landwirtschaftskammer auf einen konstruktiven Kurs umschwenkt und gemeinsam mit allen Beteiligten an rechtskonformen Lösungen arbeitet, um Nutztiere künftig besser zu schützen."

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Eine Machbarkeitsstudie des Landes Tirol bestätigt, dass bei weitem nicht alle der insgesamt 500 Almen in Tirol wolfssicher schützbar sind | Foto: Pexels/Ekrulila
LK-Tirol Präsident Josef Hechenberger | Foto: Peter Simonis
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