KFV-Studie
Dehydrierung beim Bergsport ist stark unterschätztes Risiko

Bergsteigen bei strahlendem Wetter ist oft atemberaubend, birgt jedoch auch einige unterschätzte Gefahren. | Foto: Pixabay/11417994
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Bergsportausübende, die aufgrund von Erschöpfung ihre Tour nicht fortsetzen können: eine typische Einsatzsituation  für die Bergrettung. Eine KFV-Studie zeigt nun die Gefahren mangelhafter Hydrierung beim Bergsport auf.

TIROL. (tg) Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat kürzlich eine Studie zur Flüssigkeitszufuhr beim Bergsport veröffentlich. Fazit: in Österreichs Bergen wird beim Wandern viel zu oft zu wenig getrunken. Die Folgen sind oftmals Konzentrationsverlust, eine verminderte Ausdauer und Abnahme der motorischen Leistung. Schon bei milden Formen von Dehydrierung können Symptome wie Unachtsamkeit, Unaufmerksamkeit und Konzentrationsschwächen auftreten, was häufig zu Stürzen führen kann. Expertinnen und Experten raten deshalb, bei Wanderungen auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und dies schon bei der Tourenplanung zu berücksichtigen.

Hohe Unfallzahlen trotz guter Vorbereitung

Die Zahl der verunfallten Bergsportlerinnen und Bergsportler, die in der Folge im Krankenhaus landen, ist 2021 auf einem Rekordhoch. Im langjährigen Durchschnitt sind es 11.100 Personen, die nach Bergsportunfällen im Spital behandelt werden müssen, im Jahr 2021 waren es mit 14.900 Verletzten deutlich mehr (KFV, IDB Austria, 2017-2021).
Wenn es nach einer Studie des KFV geht, sind die Österreicherinnen und Österreicher bestens gerüstet für Sport am Berg. Der KFV befragte Wandernde nach ihrer Erfahrenheit, Fitness, Ausstattung und Wanderverhältnisse. Die Studie des KFV kam zu folgenden Ergebnissen:

  • Erfahrung: 71 Prozent der Befragten gaben an, entsprechende Erfahrung beim Wandern zu haben.
  • Fitness: 66 Prozent der Befragten gaben an, ausreichend fit zu sein.
  • Ausstattung Schuhwerk: 70 Prozent der Befragten gaben, passendes Schuhwerk zu besitzen.
  • Wanderverhältnisse: Hier wurden die Befragten zu verschiedenen Kategorien befragt. Die Befragten gaben folgendes an: 69 Prozent strahlender Sonnenschein, 53 Prozent trockener Untergrund, 45 Prozent leichte bis mittlere Geländeneigung.

Trotz dieser erfreulichen Zahlen enden viele Wanderungen im Krankenhaus. Laut KFV sind die meisten Bergsportunfälle auf Stürze zurückzuführen: für knapp 90 Prozent aller Wanderunfälle sind Stürze ausschlaggebend (KFV, IDB Austria, 2017-2021)

Dehydrierung spielt große Rolle

Die Gefahren in den Bergen und damit die Ursachen für Wanderunfälle sind vielfältig. Die häufigsten Ursachen für Wanderunfälle sind dabei Unachtsamkeit, Unaufmerksamkeit und Unkonzentriertheit. Laut KFV können all diese Symptome auch auf Flüssigkeitsmangel zurückgeführt werden.

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr beim Sport im Gebirge wird oftmals unterschätzt. | Foto: Pixabay/926663
  • Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr beim Sport im Gebirge wird oftmals unterschätzt.
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Der KFV führte unter verunfallten Bergsportausübenden eine Befragung zum Trinkverhalten in Österreichs Bergen durch. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Wanderungen auf Österreichs Bergen zu oft zu wenig getrunken wird und somit Verbesserungsbedarf besteht:

  • 41 Prozent der Befragten gaben an, auch bei hohen Außentemperaturen weniger als einen halben Liter pro Stunde zu trinken.
  • 37 Prozent der Befragten gaben an, in etwa einen halben Liter pro Stunde zu trinken.
  • Nur 22 Prozent der Befragten gaben an, zwischen 0,7 und 2 Liter pro Stunde zu trinken.

Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV, erklärt, dass die Flüssigkeitszufuhr bei kühlen Wetterverhältnisse noch geringer ausfalle. Demnach würden 70 Prozent der Verunfallten weniger als einen halben Liter pro Stunde trinken und nur 10 Prozent der Verunfallten würden mehr trinken. Ebenso würde der laufende Flüssigkeitsverlust vielfach unterschätzt, dieser beträgt je nach Klima und Bewegungsintensität zwischen einem halben und einem Liter pro Stunde.

„Es ist äußerst wichtig, diese Verluste schon während der Anstrengung auszugleichen, damit es nicht zu einer Dehydration und einem Leistungsverlust kommt. Bereits ein geringer Flüssigkeitsmangel beeinträchtigt das Wohlbefinden erheblich und führt zu körperlichen und geistigen Leistungsdefiziten wie beispielsweise Konzentrationsmangel, Schwindel, Kopfschmerzen. In weiterer Folge erhöht sich damit auch das Risiko zu stürzen“,

so Trauner-Karner.

Richtiges Trinken beim Wandern

Der KFV gibt bezüglich Wasser trinken beim Wandern einige Tipps, die zu beachten sind:

  • Am besten schon vor Beginn der Tour ausreichend trinken. Jede körperliche Aktivität sollte gut hydriert gestartet werden.
  • Weniger, dafür öfter: Durstgefühl ist bereits ein Anzeichen für eine milde Dehydration. Am besten ist es, Flüssigkeitsverlust regelmäßig mit kleinen Schlucken auszugleichen.
  • Kinder und ältere Menschen sollten regelmäßig ans Trinken erinnert werden, da ihr Durstgefühl weniger stark ausgeprägt ist.
  • Das richtige Getränk: Klassiker unter den Wandergetränken sind neben Wasser ungesüßte Tees. Der Körper verliert beim Schwitzen mehr als nur Wasser – auch wertvolle Mineralstoffe gehen verloren. Stille Mineralwasser gleichen diesen Mangel wieder aus. Bei besonders herausfordernden Touren kann auch auf isotonische Getränke/Elektrolytgetränke zurückgegriffen werden.
  • Auch bei kalten Temperaturen trinken: Auch an kalten Tagen verliert der Körper durch die zusätzliche Belastung Flüssigkeit.
  • Route planen: Das Gewicht von Getränken kann beim Wandern durchaus zur Last werden. Daher Raststationen oder bekannte Trinkstationen (wie Wasserbrunnen) in der Wanderroute mit einplanen, um nicht den gesamten Wasservorrat tragen zu müssen.

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