Soziales
Ehemaliger Flüchtling kauft sein ehemaliges Asylheim in Hirtenberg
Im ehemaligen Flüchtlingsheim der Diakonie entstehen 15 Mietwohnungen. Vier davon für sozial Benachteiligte.
HIRTENBERG (mw). Der gebürtige Inder Sukhdeep Singh hat das Laura Gatner-Haus erworben und baut es um. Der 34-jährige Projektleiter bei Siemens kennt das Haus gut. Von 2003 bis 2009 wurde er selbst als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling dort betreut.
Beherzte Förderer
Das Asylheim wurde 2001 besiedelt, nachdem Pater Karl Helmreich das zum Abbruch vorgesehene ehemalige Arbeiterwohnhaus kaufte und der Diakonie schenkte. Ein weiterer Gönner des Hauses war der 2011 verstorbene Schauspieler Otto Tausig. Er hatte in jungen Jahren aufgrund seiner jüdischen Wurzeln das Flüchtlings-Schicksal am eigenen Leib erlebt. Später spendete er Restitutionsgelder und im Alter sämtliche Einnahmen aus Auftritten an Flüchtlings-Projekte. Beim Laura Gatner-Haus - es ist nach Tausig's im KZ ermordeten Großmutter benannt - finanzierte er eine Aufstockung und und ein neues Dach.
Betreuung entzogen
40 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurden in Hirtenberg von der Diakonie betreut, bis ihr und der Caritas 2017 diese Aufgabe entzogen wurde. "Als ich vom beabsichtigten Verkauf meiner ehemaligen Unterkunft erfuhr, habe ich sofort zugeschlagen", sagt der Ex-Flüchtling Sukhdeep Singh. Er hat viel Hilfe und Unterstützung erfahren und möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben. "Als Asylwerber war mir das Recht auf Arbeit verwehrt. So habe ich die HTL Mödling besucht und in Maschinenbau maturiert." Otto Tausig wurde zu seinem persönlichen Paten und ermöglichte ihm ein dreijähriges Studium in 'Hightech Manufacturing'. 2010 erhielt er Aufenthaltstitel und somit Arbeitsgenehmigung, seit zwei Jahren ist Sukhdeep Singh österreichischer Staatsbürger. Mit Engagement und Eigenleistung geht der mittlerweile dreifache Vater, der mit seiner Familie in Lanzendorf lebt, in Hirtenberg ans Werk.
Haus für Generationen
Unter den helfenden Händen sind auch andere ehemalige Heimbewohner. "Es entstehen 15 Wohneinheiten, davon vier Sozialwohnungen, für Menschen aus der Umgebung aus allen Generationen", sagt Singh. Bereits im Jänner sollen sie fertig sein. Und so 'nebenbei' betreibt er noch Sozialprojekte in seiner ehemaligen Heimat Indien. "Damit Kinder dort eine Ausbildung bekommen, Zukunftschancen haben und nicht flüchten müssen!"
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.