15.598 Schusswaffen im Bezirk Tulln

Oberschützenmeister Mario Hahnl liebt das Schießen, doch dazu gehören vor allem Konzentration, Disziplin und essenzielle Regeln. | Foto: Talkner
  • Oberschützenmeister Mario Hahnl liebt das Schießen, doch dazu gehören vor allem Konzentration, Disziplin und essenzielle Regeln.
  • Foto: Talkner
  • hochgeladen von Bettina Talkner

BEZIRK TULLN (bt). Die Niederösterreicher sind Österreichs Waffennarren: Über 78.000 besitzen derzeit zumindest eine Schusswaffe – insgesamt gibt es mittlerweile über 285.000 Pistolen, Gewehre und Flinten im Land. Der Trend: steigend. Doch warum bewaffnen sich immer mehr Menschen in unserem vermeintlich sicheren Land?
"In meinem Umfeld haben jetzt sicher zehn Leute angefangen. Weil es großen Spaß macht und momentan einfach im Trend ist. Nicht aus Angst", erzählt Regina Felber. Die 42-Jährige aus dem Bezirk hat den Waffenschein erst im September gemacht. Seither nennt sie einen Revolver ihr Eigen und trifft sich monatlich mit Bekannten in einem kleinen Schießkeller in Weinzierl.

"Keine Cowboys oder Djangos"

"Das Interesse ist sehr groß, das ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen", bestätigt auch Mario Hahnl, Oberschützenmeister der Sportschützen Kirchberg. Doch nicht jeder darf sich den aktuell 78 Vereinsmitgliedern einfach anschließen. "Bei uns muss man sich ein Jahr lang regelmäßig anschauen lassen, bis wir entscheiden ob die Person dazu passt. Wir brauchen keine Cowboys oder Djangos." Hahnl selbst hat sich seine erste Waffe vor zehn Jahren zugelegt. Nun hat er acht. "Das ist wie beim Golfen. Da brauchst du auch für jedes Loch ein anderes Eisen."

Nicht zur Selbstverteidigung

"Ich habe meine Waffe aus sportlichen Zwecken. Ich fühle mich dadurch nicht sicherer oder unsicherer. Die Waffe ist ja entsprechend im Waffenschrank verwahrt", erzählt ein junger Jäger und Sportschütze aus dem Bezirk Tulln, der nicht namentlich genannt werden möchte. Durch die Leidenschaft seiner Eltern angesteckt, schießt er bereits seit 16 Jahren, in der Regel zwei Mal pro Monat. "Es ist auch unrealistisch, sich damit selbst zu verteidigen, wenn ich nicht geschult bin. Wir Jäger und Sportschützen haben zwar alle Erfahrung im Umgang mit der Waffe, aber auch nicht genug um sie so einzusetzen", meint er.

Polizei sieht keinen Bedarf

"Spüren tun wir es schon", sagt Waffenhändler Walter Hell aus Sieghartskirchen über das Ausmaß der Nachfrage. Er betont aber: "Es werden irrsinnig viele Waffen registriert, die früher nicht Registrierungspflicht waren." Flinten der Kategorie D scheinen gerade erst nach und nach im Register auf, wenn sie weitergegeben werden.
Dennoch, Niederösterreich ist federführend und auch der Bezirk Tulln zeigt mit 15.598 Schusswaffen auf. Was unsere Polizei wohl davon hält? "Ich sehe den Bedarf nicht, dass Menschen ihre Haushalte mit Waffen aufrüsten", so Bezirkspolizeikommandantin Sonja Fiegl. Tun sie es dennoch, "dann im vollen Bewusstsein, dass eine fahrlässige Handhabung einen großen, nicht korrigierbaren Schaden zufügen kann." Sie selbst habe ihre Schusswaffe seit 25 Jahren, möchte diese aber keine Stunde privat bei sich haben. Vielleicht erhöht eine Schusswaffe das persönliche Sicherheitsgefühl eines Menschen, aus Fiegls Sicht aber nicht die tatsächliche Sicherheit. "Eine Schusswaffe im Haus zu haben, kann auch gefährlich sein, insbesondere dann, wenn man zu Waffen bisher keinen Bezug hatte", stellt sie klar. Fiegl nennt andere Möglichkeiten sich sicherer zu fühlen, etwa Eigentumsberatung durch die Polizei, mehr Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft, Alarmanlagen oder Kameras. Außerdem hätten sich Einbrüche in Wohnhäuser und Wohnungen nicht gesteigert. "Wir leben in einem sicheren Bezirk", schließt die Bezirkspolizeikommandantin ab.

Zur Sache:

Im Bezirk Tulln sind mit Stand 31.12.2017 15.598 Schusswaffen registriert. 8.502 Stück sind Revolver, Pistolen, halbautomatische Schusswaffen und Repetierflinten der Kategorie B, 5.750 sind Büchsen der Kategorie C und 1.198 davon sind Flinten der Kategorie D. Zum Vergleich: Ende 2014 waren im Bezirk etwa 13.200 Waffen gemeldet, Ende 2015 cirka 13.900 und Ende 2016 um die 15.000.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:00

Wassermann – Glückskind des Monats
So wird das Horoskop im April

Alle zwölf Sternzeichen sind schon gespannt, was Astrologe Wilfried Weilandt zu berichten hat. Wie der April wird, wollt ihr wissen? Werft einfach einen Blick ins aktuelle Horoskop! ÖSTERREICH. Der April macht, was er will, das sagt uns schon der Volksmund. Damit es aber nicht ganz so turbulent wird, schauen Astrologe Wilfried Weilandt und Moderatorin Sandra Schütz wieder in die Sterne. Und so viel sei vorweg verraten: Der Wassermann ist das Glückskind des Monats, tapfer müssen hingegen die...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.