Sitzenberg
Die Sommerspiele auf Schloss Sitzenberg jähren sich
Im Frühling 2022 jährt sich die Uraufführung des „Unbestechlichen“, eines der bedeutendsten und populärsten Stücke von Hugo von Hofmannsthal, zum 100. Mal. Grund genug für Theatermacher Martin Gesslbauer, jenem Werk die diesjährige Spielzeit bei den Sommerspielen Schloss Sitzenberg zu widmen. Das Festival im Tullnerfeld gibt traditionell den Startschuss für den niederösterreichischen Theatersommer. Ein Stück Weltliteratur, eine feinfühlige Inszenierung und ein hochklassiges Ensemble inmitten des zauberhaften Schloss-Arkadenhofs – dafür stehen die Sommerspiele Schloss Sitzenberg, auch 2022! Gespielt wird von 3. bis 26. Juni.
„Der Unbestechliche“, das wahrscheinlich populärste Drama Hofmannsthals, knüpft an die Traditionen des Volkstheaters an. Hauptfigur ist der Diener Theodor, der durch seine Intrige und durch klugen Witz ein heimliches ‚Techtelmechtel‘ der Herrschaft zu verhindern weiß. Der moralisch integre Hausangestellte gehört mit seiner boshaften Gutherzigkeit zu den herausragenden komischen Charakteren der deutschsprachigen Dramatik. Er steht für die Mischung aus verschlagener Dreistigkeit und unterwürfiger Ergebenheit, ein wunderbares Beispiel für einen Diener der österreichischen Aristokratie.
Für Regisseur Martin Gesslbauer spielen die grundlegenden Wertvorstellungen des Stücks und seiner Figuren eine zentrale Rolle bei der künstlerischen Auseinandersetzung:
„Der besondere Reiz am ‚Unbestechlichen‘ besteht darin, die Bedeutung von Werten wie Treue, Integrität und Loyalität in den Vordergrund zu stellen. Im Umkehrschluss darf man als Regisseur aber zugleich Abgründe wie Betrug und Verrat aufzeigen. Universelle menschliche Haltungen, die quer durch alle Epochen mitreißen und bewegen!“,
gibt Gesslbauer Einblick und fügt hinzu:
„Warum ‚Der Unbestechliche‘ gerade 2022 auf unserem Spielplan steht? Das liegt zum einen daran, dass Hugo von Hofmannsthal im Sommer vor genau 100 Jahren gerade dabei war, sein Lustspiel zu verfassen. Zum anderen daran, dass Bestechlichkeit doch insbesondere in letzter Zeit leider ein allgegenwärtiges und im Übrigen parteiübergreifendes Thema geworden ist.“
Nachdem die Sommerspiele Schloss Sitzenberg 2020 aufgrund der Pandemie abgesagt werden mussten und 2021 nur unter aufwändigen Sicherheitsmaßnahmen möglich waren, ist die Vorfreude auf die Sommersaison 2022 im Team um Martin Gesslbauer groß.
„Mit Blick auf den schrecklichen Krieg in der Ukraine und das große Leid der Menschen, kann man natürlich auch hierzulande unmöglich von Normalität oder einem unbeschwerten Sommer sprechen. Wir versuchen uns mit unserem Ensemble aber ganz auf die künstlerische Arbeit zu konzentrieren, um dem Publikum zumindest für einige Stunden eine anregende Auszeit von den weltpolitischen Sorgen zu ermöglichen.“
Foto: Barbara Braun als Anna, Géza Terner als Jaromir und Michael Schefts als Theordor – der Unbestechliche. © Fabian Steppan
Nach siebzehnjähriger Dienstzeit beim jungen Baron Jaromir ist der Diener Theodor zu dessen Mutter, seiner früheren Herrschaft, zurückgekehrt. Die sittliche Einstellung des jungen Herrn ließ sich nicht länger mit seinen Idealen vereinbaren. Umso größer ist der Schock als er erfährt, dass Jaromir – inzwischen verheiratet und Vater zweier Kinder – gleich zwei ehemalige Geliebte auf den Landsitz der Baronin eingeladen hat, um die vergangenen Verhältnisse neu zu beleben. Sofort kündigt er der Baronin seinen Dienst. Doch als ihm diese verspricht, „in diskreter Weise freie Hand zu lassen“, ist Theodor gewillt zu bleiben. Mit einer eleganten und klugen Intrige versucht der unbestechliche Musterdiener die beiden Geliebten schnellstmöglich aus dem Haus zu manövrieren und Jaromirs Aufmerksamkeit stattdessen auf seine liebenswerte Ehefrau Anna zu lenken.
Rund ums Theater
Regie & Bühnenbild: Martin Gesslbauer
Besetzung: Barbara Braun (Anna), Reinhard Hauser (General), Lara Neversal (Maria am Rain), Michael Schefts (Theordor), Angela Schneider (Baronin), Géza Terner (Jaromir), Viktoria Weiner (Melanie Galattis), Anke Zisak (Hermine), Gertrude Öllerer (Beschließerin) und Anton Öllerer (Gärtner)
Premiere: Freitag 3. Juni 2022 19:00 Uhr Spieltermine: Fr. 10.6.22 | Sa. 11.6.22 | So. 12.6.22, Do. 16.6.22 | Fr. 17.6.22 | Sa. 18.6.22 | So 19.6.22, Fr. 24.6.22 | Sa. 25.6.22 | So 26.6.22
Beginn: 19:30 außer So. und Feiertag 17:30
Aufgrund der Corona-Pandemie finden alle Vorstellungen 2022 ausnahmslos im Schlosshof statt. Es wird daher die Mitnahme von entsprechend warmer, regenfester und funktioneller Kleidung empfohlen.
Weitere Infos unter: www.sommerspiele-sitzenberg.at
Martin Gesslbauer ist Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner („DIE BUEHNENWERKSTATT“) und zeichnet seit 2016 für die Gesamtleitung der Sommerspiele Schloss Sitzenberg verantwortlich.
Als Künstlerischer Leiter war er 2012 für das Operetten-Fest-Schloss-Hof tätig. Er hat in unzähligen Inszenierungen im Sprech- und Musiktheater ein besonderes Gespür für das Publikum entwickelt.
In Sitzenberg ist Martin Gesslbauer bestens bekannt und beliebt, stand er doch vor seiner Tätigkeit als Intendant bereits als Max in „Anatols Hochzeitsmorgen“ und als Dr. Jura in „Das Konzert“ auf der Bühne.
Die seit Jahren beliebte und im niederösterreichischen Theatersommer fest etablierte Spielstätte blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Der Name ist voraussichtlich auf den „Sitz am Berg“ zurückzuführen.
Im 10. Jhdt. wird die ehemalige Burg erstmals im Besitz der Sighardinger urkundlich erwähnt. Viele archäologische Funde lassen auf eine Besiedelung dieses Gebietes schon in der Altsteinzeit vermuten. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Entdeckung eines Mammutzahns mit 2,50m Länge, der im Jahre 1963 bei Grabungsarbeiten für die Schloss-Wasserleitung entdeckt wurde.
1570 begann der damalige Besitzer Jakob Greis v. Greiser die Burg in ein Renaissanceschloss mit sechs Türmen umzugestalten. Bis 1615 blieb das Schloss dann im Besitz der Familie Greiser.
Seit 1950 ist es im Besitz der Republik Österreich unter der Verwaltung des Bundes und dient als Schulgebäude für die Höhere Bundeslehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft unter der Leitung von Monika Schneier-Blesl.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.